Irgendwann, so nach achteinhalb Stunden, zwei Filmen (irgendwas mit Brad Pitt und Di Caprio) und ein paar dämmerähnlichen Nickerchen schiebt dann einer der Kollegen, die einen Platz am Fenster ergattert haben, eine dieser Luken der Boeing hoch, von draußen winkt tatsächlich die Sonne herein, und mir wird plötzlich bewusst, dass es wirklich zu Ende geht.
Podolski war kurz nach hinten in den Bereich der Journalisten gekommen (Kollegen ließen sich tatsächlich Autogramme geben), den Weltpokal hatte der Generalsekretär Helmut Sandrock vorgezeigt, wir waren da noch nicht lange in der Luft. Er trug ihn wie ein Pastor den Kelch. Die Journalisten sollten ihn einmal berühren dürfen. Schon erstaunlich, was so ein imposanter Klumpen, den jene errungen haben, über die wir eigentlich schreiben und damit zu jeder Zeit Distanz halten sollte, auslöst. Handyphotos, großes Durcheinander. Leuchtenden Augen. Ich auch, ich auch. Mach mal ein Bild.
Tja, der Triumph und seine Freunde.
Schlafmangel, gepaart mit Adrenalin
Noch gut zwei Stunden, dann die Landung des LH2014 in Berlin. Hunderttausende erwarten dort jene Männer, die ein paar Meter weiter in der First oder Business Class ruhen.
Seit dem 20. Mai bin ich jetzt mit dem Team unterwegs. Über den Jaufenpass von Südtirol bin ich damals gefahren, der Schnee lag links und rechts am Wegesrand, und ich fragte mich, wo das Ganze wohl enden würde. Und wann. Zwei Wochen blieb ich im Passeiertal, dann ging es von dort nach Mönchengladbach zum Freundschaftsspiel gegen Kamerun, danach noch einmal drei Tage nach Hause (Hamburg) und dann ab nach Frankfurt. Anschließend Porto Seguro, Salvador, Fortaleza, Recife, Porto Alegre, Rio, Belo Horizonte, noch mal Recife. Und dann, das große Finale: Rio. Gelebte deutsche Sportgeschichte.
Es gab Momente auf dieser Reise, ich hatte hunderte von Zeilen abgesondert und zwei Tage weder Dusche noch Bett gesehen, weil die Flüge durch die Nacht reichten, da fragte ich mich, ob das alles je enden würde. Und einen Wimpernschlag später: Ob es je enden sollte. Die Ablehnung gegen jedes weitere Wort kämpfte mit der Euphorie, schneller schreiben als sprechen zu können (eine angenehme Begleiterscheinung von Schlafmangel, gepaart mit Adrenalin).
Was für ein Trip
Es ist eine Art Grenzerfahrung, die bald hinter mir liegt. Schreiben und Fußball, Reisen und Schreiben, all die Menschen, Spieler, Emotionen, oft alles gleichzeitig, das ist bisweilen ein semirealer Mix. Man lebt 50 Prozent im Jetzt und 50 Prozent im nächsten Text. Als wäre da noch einer ins eigene Hirn eingezogen.
So ist das gewesen in den letzten acht Wochen.
Nun also diese letzte Kolumne. Dann auftauchen in die Wirklichkeit. Wie lange es wohl dauern wird? Ein paar Stunden? Tage? Wochen?
Berlin. Die letzte Ausfahrt, dann ist es vorbei.
Zeit, nach Hause zu gehen.
Was für ein Trip.
Montag, 14. Juli - Einst die Unvollendeten, heute Sieger
Die Wunde über seinem Backenknochen schimmerte noch dunkelrot, sie war genäht worden, aber das störte Bastian Schweinsteiger natürlich nicht. Genau genommen hätte der Schmiss unter dem Auge ja nicht besser zu diesem Spiel passen können, das, man kann es nicht anders sagen, mindestens Schweinsteigers Karriere, wenn nicht sogar sein Leben in naher und ferner Zukunft maßgeblich beeinflussen wird. Er ist jetzt ein deutscher Weltmeister, zuletzt hat man das 1990 erlebt. Damals hieß der Bundeskanzler noch Kohl. Deutschland war eben wiedervereint worden.
120 Minuten hatten sich Schweinsteiger und Kollegen im größten Spiel, das die Weltpopulation noch immer kennt, einen Abnützungskampf mit den Argentiniern geliefert, bevor der eingewechselte Götze mit einer zauberhaften Bewegung dafür sorgte, dass Männer wie Schweinsteiger oder Lahm in Zukunft mit anderen Augen gesehen werden. Aus den Unvollendeten sind Sieger geworden.
Sie hätten keine bessere Bühne wählen können als das Maracanã.
Auch für den Bundestrainer
Nun stand Schweinsteiger also in der Mixed Zone, in der sich Journalisten und Spieler ritualisiert hinter Gattern treffen, und blickte zurück. Man verstand ihn kaum, so leise sprach er. So beseelt. Seit 2004 gehört er nun schon dieser Elf an, er hat mit ihr viele Halbfinales und Finales verloren, er teilt dieses Schicksal mit Lahm, Mertesacker, Klose und seinem Bundestrainer. Er hatte sich viel mit Verletzungen herumgeplagt, zuletzt schmerzte vor dem Turnier die Patellasehne. Mancher hatte ihn schon für verzichtbar erklärt, doch das Gegenteil zeigte sich.
Mit einer eisernen Härte stemmte sich Schweinsteiger in jeden Zweikampf, die an Besessenheit grenzte. Es war ein großes Spiel, das er da ablieferte. Dem Anlass angemessen. Es wird all jene, die noch immer an seiner Bedeutung zweifelten für diese Elf, für lange Zeit verstummen lassen müssen. "Jetzt wollte ich mit aller Gewalt so weit kommen wie möglich. Ich war auch froh, dass der Bundestrainer am Anfang des Turniers meine Gesundheit ein bisschen geschont hat", sagte Schweinsteiger.
Nie abheben, nie schweben
Tja, der Bundestrainer.
Er hatte kurz davor auf der Pressekonferenz gesessen, auch er ja jetzt ein Vollendeter, für immer. Brasilien und Argentinien besiegt, Weltmeister, Joachim Löw hätte schweben können, aber Joachim Löw schwebt nie, er bleibt immer in seiner Mitte. "Wir haben das ganze Projekt vor zehn Jahren gestartet", erklärte Löw. "Die große Stärke ist, dass wir in all den Jahren immer Fortschritte gemacht haben." Es war ein mächtiger Druck, der da auf ihm lastete, auch wenn er ihn in all den Wochen nie zu spüren schien.
Endlich ein Titel, das musste es fast schon sein, ihn einte dieses Schicksal mit Schweinsteiger. "Auch der Bundestrainer hat den Pokal verdient, es war auch nicht einfach für ihn, nach dem Algerien-Spiel", lobte Schweinsteiger, noch immer sehr leise. "Dass er es hinbekommen hat, dass alle Spieler happy sind und zufrieden, genauso wie bei Jupp Heynckes, das ist so schwer. Das ist eine große Leistung."
Man kann sich tatsächlich keine verdienteren Weltmeister vorstellen als diese Deutschen. Sie siegen mit Klasse und Stil. Sie haben sich eines Weltmeistes würdig präsentiert, auch außerhalb des Platzes. Sie verlassen das Land als Freunde, mit einem Lächeln im Gesicht. Rio, das war vor allem für die älteren Semester unter ihnen die Chance zu Geschichtsbegradigung. Niemand sollte mehr behaupten können, sie taugten nur für große Spiele, nicht für große Turniere.
Ab sofort stehen Neuer, Müller, Schweinsteiger, Lahm neben Walter und Rahn, Maier und Beckenbauer, Matthäus oder Völler.
Der Fluch der großen Niederlagen, er ist gebannt.
Für immer.
Aus! Aus! Aus!
Es wurde dann allerlei im Vorfeld gesprochen. Lahm, Schweinsteiger, Löw, alle sind sie frohen Mutes, gut drauf, unterschätzen niemanden und glauben, dass es diesmal klappt. Wenn alle schön mitmachen. Was man eben so sagt vor so einem Spiel.
Aber vor was für einem Spiel eigentlich?
Das größte Spiel aller Zeiten ist ja schon jenes gegen Brasilien gewesen, vor dem Anpfiff wohlgemerkt. Nach dem Abpfiff war es dann die größte Partie des Universums. Das Problem ist, dass das Finale noch ansteht, genau genommen heute. Im Maracana. Gegen Argentinien. Schlagen Löws Männer erneut zu, haben sie nicht nur zwei der mächtigsten Drachen des Weltfußballs binnen einer Woche erlegt, sie taten es auch in deren Jagdgebiet. Man findet da langsam keine Superlative mehr (Merke: nie zu früh zu hoch greifen).
Seit 2002 immer im Halbfinale
Und doch, bei aller Euphorie über so ein Finale, die Fallhöhe ist diesmal hoch, nicht nur wegen des 7:1. Seit dem Jahr 2002 steht eine deutsche Nationalmannschaft immer mindestens im Halbfinale dieses Wettbewerbs, allein Lahm, Schweinsteiger, Mertesacker tun es zum dritten Mal.
Man kann also sagen: Die Deutschen, die sind mal wieder dran. Überfällig sind sie. Umso schwerer wöge eine erneute Niederlage. Sie ließe das Werk des Joachim Löw unerfüllt und das Werk dieser Generation auch, die uns mit so viel Erfolg verwöhnt hat, dass man all die Halbfinales in Champions League und Europameisterschaft schon ungerührt zur Kenntnis nimmt. Nein, wenn es so etwas wie eine Gerechtigkeit in diesem Sport gibt, dann Deutschland.
Das Problem ist: Es gibt diese Gerechtigkeit nicht.
Da können die Ehemaligen noch so laut trommeln - Völler, Klinsmann, Beckenbauer - es bleibt ein offenes Spiel.
Mächtig torgefährlich
Die Deutschen müssen an diesem argentinischen Wall vorbei, man wird sie nicht hineingeleiten zum heiligen Gral des Spiels. Einmal zu weit aufgerückt, einmal zu viel Abstand zwischen Abwehr und Mittelfeld und es holt sie der Messi.
Seit dem 20. Mai ist die Elf nun zusammen, sie ist gewachsen, immer ein Stückchen weiter, nun scheint ein jeder genau zu wissen, was er zu tun hat. Dass die Deutschen durch die robuste Viererkette auch bei den Standards in der Offensive mächtig torgefährlich sind, sollte ihnen Sicherheit geben. Man hat sie nicht mehr besiegt, nimmt man ihnen das schöne Spiel. Sie haben nun einen hässlichen Plan B in der Tasche. Einen sogenannten Final-Plan.
Hoch hinaus oder tief hinunter
Auch das schafft Überzeugung. Ausgehärteter wirkt die Truppe. Doch wie hatte es Manuel Neuer doch an einem sonnigen Mittag nahe des Campo Bahia so schön formuliert: Wie widerstandsfähig diese Elf wirklich sei, das werde man erst erfahren, wenn sie einmal in Rückstand gerate. Möge ihr die späte Erfahrung erspart bleiben.
Finale. Hoch hinaus kann es gehen. Oder tief hinunter.
Das ist die Fallhöhe.
Das ist der Reiz.
Halbfinale gegen Brasilien: Das größte Spiel der deutschen WM-Geschichte
Es gab da diesen Moment, etwa 50 Minuten vor der Partie ist es gewesen, Manuel Neuer hatte den Rasen betreten, die Ränge des Mineirao waren noch weitgehend leer, Neuer trug noch nicht seine Torwartkluft, es war ja noch ein bisschen Zeit. Aber er wollte schon einmal ein bisschen Witterung aufnehmen, Fußballer machen so etwas vor großen Spielen. Also lief er umher, das Gesicht voller Anspannung und doch ruhig wie ein asiatischer Krieger. Man hat ihn selten so angespannt vor einem Spiel erlebt, so demütig, als wolle er die Woge, die da gleich über ihn hereinbrechen würde, schon einmal herbeiahnen, auf dass der Aufprall nicht gar so heftig sei. Er spürte bereits die Größe dieses Spiels, wie ein Grollen kündete es sich an.
Der folgende Donner sollte ein ganzes Land in den Grundfesten erschüttern.
18 Minuten Wahnsinn
Man hat als Sportreporter schon manches miterlebt, man sah die Bayern das Champions-League-Finale dahoam noch aus der Hand geben und jenes gegen Manchester United 1999 ebenfalls. 2006 litt man mit dieser Nationalelf, als sie in der Verlängerung in Dortmund gegen Italien aus dem Turnier schied. Doch nichts von all dem reicht an die 18 Minuten des 8. Juli von Belo Horizonte heran. Einen engen Kampf der Deutschen hatte man erwartet gegen den Gastgeber aus Brasilien. Zwei Mannschaften standen sich da gegenüber, die sich durchs Turnier gebissen hatten, es würde ein enges Spiel - da waren sich alle einig.
Groteske Vorführung
Es wurde eine Vorführung, die groteske Züge trug.
Dieses wohlorganisierte Deutschland traf in all seiner Selbstgewissheit auf ein Team, das nie eines gewesen ist, wie es an seinem wichtigsten Tag der jüngeren Länderspielgeschichte schmerzlich erfahren musste. Vier brasilianische Offensivkräfte tummelten sich bisweilen vorn auf einer Linie, das Loch zur eigenen Abwehr war groß wie ein Canyon. Doch eine jede Elf spürt Halt in der Ordnung, allein die Selecao, sie glich einem Torso, den der blanke Wille vorwärts trug. Schon nach Minuten fragte man sich, wie lange das wohl gutgehen würde.
Die Deutschen konnten ihr Glück kaum fassen. Und bedienten sich generös. Zunächst schob Müller nach einer Ecke aus fünf Metern ein, man hatte es nicht für nötig gehalten, ihn zu decken. Dann kombinierten sich Kroos, Khedira, Klose und Co. von Treffer zu Treffer, ein jeder durfte mal ran. Haaresträubende Fehler im Spielaufbau erleichterten ihr Werk. Die panisch umherirrenden Brasilianer beraubten sich auch noch des Restes ihrer Ordnung.
Nach 29 Minuten war alles vorbei. Deutschland 5, Brasilien 0. Unglaublich.
Pietätvoller Gang zurück
Zweimal waren die Deutschen zuletzt im Semifinale hängengeblieben, sollte dies eine Art Lernprozess gewesen sein für jene Partie gegen ein Land, dem sie noch 2002 im Finale unterlegen waren, so waren die Enttäuschungen gut investiert. Zur Halbzeit weinten bereits Frauen auf der Tribüne und die Fans begannen langsam, die Staatspräsidentin und den Stürmer Fred zu verwünschen.
Die Deutschen? Ließen austrudeln. Bereits nach 45 wechselte Löw den Verteidiger Mertesacker für Hummels ein, ein Törchen von Schürrle fiel dann noch zum 6:0 und noch eins zum 7:0. Es hätten auch zehn sein können, hätten Löws Männer nicht pietätvoll einen Gang zurückgeschaltet.
Es war schwer zu ertragen, diese brasilianische Nationalmannschaft so scheitern zu sehen. Ein großes Turnier hatte dieses Brasilien der Welt geschenkt, voller Liebe und Leidenschaft, nun sangen die deutschen Fans "ihr seid nur ein Karnevalsverein". Und das ganze Stadion lief über und jubelte mit jeder Ballberührung dem Gegner zu. Auch das hat es so noch nicht gegeben.
Unten stolperten noch ein paar Gelbe umher, die Tränen stiegen bereits in ihnen auf. Sie begannen nicht zu treten in ihrer Wut, auch das zeugte ein letztes Mal von Größe. Löw gestattete derweil Männern wie Julian Draxler noch ein paar Minuten WM-Spielzeit. Khedira durfte sich stattessen schonen.
So lief ein Spiel gemächlich aus, das kein Deutscher je vergessen wird. Dann kam der Schlusspfiff.
Deutschland steht im Endspiel.
Brasilien weint.
Was für ein Spiel.
Viertelfinale gegen Frankreich: Die alten Tugenden kehren zurück - zum Glück
Seit Jahren kürt die Fifa nun schon den sogenannten "Man of the Match". Der beste Spieler des Spiels wird dabei nach der Partie in einen mächtigen Pressesaal geführt, dort empfängt ihn ein Fifa-Offizieller und drückt ihm einen mächtigen Pokal in die Hand, etwa so groß wie der WM-Pokal, leider nicht ganz so bedeutsam. Dann darf man noch ein paar Fragen stellen, bevor alle wieder ihrer Wege gehen. Meist werden Stürmer mit der Trophäe bedacht, was nicht immer zum Spiel passt. Aber Stürmer erzielen Tore, und Tore erschaffen nun einmal Helden.
Es war also etwas Besonders, als Mats Hummels das Pressezentrum des Maracanas betrat, um seine Ehrung zu empfangen. Er hatte den entscheidenden Kopfball zum 1:0 erzielt, das natürlich auch, doch eine etwas bemühte Ehrung ist es deshalb nicht gewesen. Denn mit seinem Kopfball erschöpfte sich Hummels' Arbeitspensum nicht. Er ist Verteidiger, und er machte in dieser Rolle eine große Partie gegen Frankreich. Genau genommen hätte die Fifa keinen besseren Vertreter finden können, um die Stärke dieser deutschen Nationalmannschaft zu charakterisieren als Hummels, ein Mann wie ein Baum mit nur einem Auftrag: Das eigene Gehäuse zu bewachen.
Die alten Tugenden kehren zurück - zum Glück
Man hatte ja mit vielem gerechnet, doch nie kam diese neue deutsche Nationalmannschaft der alten Fußballkultur dieses Landes so nahe wie gegen die Franzosen. Seit Turnierbeginn macht Löw ja keinen Hehl daraus, dass das schöne Spiel gestern war, der Zweck heiligt die Mittel. Genug schöne Partien hat die Elf in den letzten Jahren angehäuft, in Schönheit zu sterben soll ihnen nicht erneut passieren.
Wer Männer wie Kroos, Müller, Schweinsteiger, Khedira oder Lahm um jeden Meter Boden ringen sah, der konnte kaum glauben, dass hier eine Elf auf dem Feld stand, die noch vor zwei Jahren Schweden vier Tore in 30 Minuten gestattete. Taktische Fouls im Mittelfeld, eine nie vernachlässigte Grundordnung und hart geführte Zweikämpfe, man hätte meinen können, sie alle hatten einen Schwur geleistet, sich diesmal ausschließlich dem Sieg zu verschreiben. "Beide Mannschaften haben sehr eng und kompakt gespielt und sehr aufsässig", resümierte Löw nach dem Spiel zufrieden.
Löw folgt seiner Überzeugung
Den Kapitän Philipp Lahm hatte er über Nacht zurück in die Abwehr beordert, zum ersten Mal in diesem Turnier. Es war ein kühner Schritt, wieder griff Löw damit spät im Turnier massiv in die Statik seiner Elf ein. Vor zwei Jahren bei der EM gegen Italien war das mächtig schief gegangen. Doch Löw folgte seiner Überzeugung. Abermals ließ er spät rotierten, wo er eigentlich auf Konstanz setzen wollte. Diesmal behielt er Recht. "Ich habe Philipp Lahm nach rechts gestellt, weil ich gesehen habe, dass wir über die Außenpositionen mehr erwirken können. Im Zentrum steht Frankreich unheimlich massiert und gut, da gibt es fast kein Durchkommen."
Wo Mertesacker in der Innenverteidigung unantastbar schien, spielte nun Boateng neben Hummels, und wer erlebte, wie gut beide harmonierten, der muss sich um Mertesacker zumindest Sorgen machen für das Halbfinale. Vorne bot Löw Klose für Götze auf, ein Wechsel, der sich nicht auszahlen sollte. Erst als Schürrle für Klose ins Spiel kam, nahmen die Offensivbemühungen an Fahrt auf.
"Wir arbeiten defensiv hart"
Doch was machte das schon. Hinten sollte diesmal alles dicht bleiben, nur darum ging es noch. Diese Nationalelf will gewinnen, notfalls hässlich. "Wir spielen die Art Fußball schon, mit der man gewinnen kann", erklärte Mats Hummels nach seiner Ehrung. Es klang wie eine Drohung. "Wir arbeiten defensiv hart, es ist nun mal so, dass man nicht mit zwei Gegentoren im Spiel Weltmeister werden kann."
Nun wartet Brasilien. Wo Lahm dann spielt, steht mehr denn je im brasilianischen Sternenhimmel. Eines aber ist sicher: Das alte Deutschland ist im Gewand der jungen Zauberfüßchen zurück: Hinten gut stehen und vorne reicht auch mal ein guter alter Standard - das ist das Motto.
Man kann das beklagen, faszinierend ist es auf seine Art allemal. Selten hat man eine Elf so schnell kollektiv ihre Identität ändern sehen. Ein jeder von ihnen nimmt sich dieser Tage für die Sache zurück. Dass es diese Mannschaft mit ihren Ambitionen ernst meint, daran besteht kein Zweifel mehr.
Sie stürmen nicht länger - und sind vor allem deshalb so gefährlich.
Freitag, 4. Juli - Was der Bundestrainer Löw im Schilde führt
Da sitzt er nun, so unverschämt entspannt, dass man sich fragt, was ihn jemals aus der Ruhe bringt. Ein WM-Viertelfinale Deutschland gegen Frankreich schon mal nicht. Eher das Gegenteil scheint der Fall. Wenn der Orkan am stärksten tost, scheint der Löw in seinem Auge friedlich wie ein Baby zu ruhen. Gerade so, als wirke so ein Turnier mit all seinen absurden Aufgeregtheiten wie ein Kuraufenthalt auf ihn (das Campo Bahia hat in dieser Hinsicht seinen Zweck offenbar erfüllt).
Um seine Zukunft geht es also morgen mal wieder. Natürlich, ist er versucht zu sagen. Es sei ja vor vier Jahren schon das Gleiche gewesen, damals reiste er gar ohne frischen Vertrag nach Südafrika. "Solche Dinge interessieren mich echt überhaupt nicht. Ich bin völlig tiefenentspannt", sagt Joachim Löw. Ob er nach Frankreich noch Bundestrainer ist oder nicht, all das überlässt er mal wieder anderen. "Wir sind jetzt mal da", sagt er lieber mit dieser fröhlichen, leicht spöttischen Lakonie, "unter den letzten Acht und morgen werden wir unter den letzten Vier sein." Dann grinst er wieder lässig, als kenne er den Ausgang dieses Spielchens längst.
Ein großes Spiel
Deutschland gegen Frankreich. Es ist ein großes Spiel, auf das diese WM da zurollt. Es wird nicht weniger als entscheidend sein für die Gesamtbetrachtung dieser deutschen Mannschaft, die bislang sich durch dieses Turnier eher kratzte und biss und weniger kombinierte. Doch Löw stört dies nicht, man könnte fast glauben, er habe genau diesen Weg ersonnen. Selbst dass seine halbe Elf offenbar krank im Bett liegt, scheint ihn nicht im Geringsten zu bekümmern. Werden schon rechtzeitig fit. Hummels in der Innenverteidigung ist schon wieder auf dem Damm. Heißt: Die Viererkette steht wohl wie gehabt. Für Lahm bleibt der Platz im defensiven Mittelfeld reserviert, auch wenn Löw das nicht bestätigen wollte. Ein bisschen Geheimnis muss schon für den Gegner sein.
War bisher alles nur ein Vorspiel?
Viertelfinale gegen Frankreich, sein letztes Spiel? Liegt in all der Gelassenheit bereits die Weisheit des nahenden Abschieds? Oder die Gewissheit um die eigene Stärke? Oder am Ende beides? Sein Vertrag läuft noch. Und doch liegt dieser Tage eine eigenartige Atmosphäre über dieser Mannschaft und ihrem Bundestrainer. Selbst nach sechs Wochen fragt man sich, wer die beiden sind – und vor allem wie gut.
Deutschland gegen Frankreich. Im Maracana. Es geht nicht viel größer im Fußball. Man konnte gestern den Eindruck gewinnen, dass Joachim Löw genau auf dieses Spiel gewartet hat. War alles davor wirklich nicht mehr als ein Vorspiel?
In ein paar Stunden hebt sich der Vorhang. Dann wird man sehen, was diese deutsche Elf wirklich im Schilde führt.
Vor allem aber ihr Bundestrainer.
Mittwoch, 2. Juli
Ernsthaft: Neuer sollte Libero spielen ...
Wie aus der Heimat immer wieder zu hören ist, gibt es in Deutschland dieser Tage 80 Millionen Bundestrainer. Zeit, nicht immer nur Joachim Löw bei der Arbeit über die Schulter zu schauen, sondern sich selbst aktiv am Diskurs zu beteiligen. Ab sofort hat Fußball-Deutschland also 80.000.001 Bundestrainer.
Löw kann schließlich jeden Rat gebrauchen, der Franzose steht ante Rio, und er scheint diesmal in Bestform. Unsere Jungs? Sind eher in Hmm-ja gut-ich sach mal-Form. Es fehlt also ein Impuls von außen, der die Mannschaft so richtig in Bewegung setzt. Es fehlt ein Mann, der spielerisch voll auf der Höhe ist, schnell wie der Teufel und voller Selbstüberzeugung. Er sollte im Zentrum spielen, zum Beispiel hinter der Abwehr.
Gibt es nicht in diesem Kader?
Von wegen, die Lösung, sie ist längst unter uns.
Wann kommt endlich der Libero Neuer????
Es spricht nichts dagegen: Löw scheut dieser Tage kein Wagnis, den Innenverteidiger Mustafi berief er etwa direkt aus dem Urlaub auf die rechte Außenverteidigerposition. Und Defensive ist Trumpf diesmal. Philipp Lahm (ehemals rechter Verteidiger) gibt derzeit einen Libero vor der Abwehr.
Wer Neuer gegen Algerien erlebte, wie er all die gefährlichen Steilpässe gekonnt ablief, muss sich fragen, warum man ihm den Job nicht gleich ganz anvertraut, statt nur in Teilzeit. Er scheint derzeit objektiv der Schnellste und Fitteste im Zentrum. Verfügt über die Aura eines Jung-Siegfrieds.
Aus einem Abwehrriegel würde ein Bollwerk.
Wenn Defensive, dann richtig.
Auch denkbar, wenn rechts mal wieder einer gebraucht wird, der Rechtsverteidiger Neuer (so groß und schnell wie Boateng, der dann nach links rücken könnte. Außerdem ist Neuer beidfüßig!)
Hier also, ganz offiziell, die Elf, mit der Deutschland definitiv Weltmeister würde.
Weidenfeller – Neuer – Boateng, Mertesacker, Hummels, Höwedes – Lahm ¬– Khedira, Schweinsteiger, Kroos ¬ – Müller.
Unschlagbar.
Man wird sie wohl nie erleben.
Dienstag, 1. Juli
Spielbericht Deutschland gegen Algerien: Schönspieler in der Identitätskrise
Häme verbietet sich natürlich, aber es gab Momente im Spiel dieser deutschen Mannschaft gegen Algerien, da kam einem plötzlich wieder Hans-Dieter Herrmann in den Sinn. Nicht nur, weil er vor der Partie freudestrahlend ins Publikum winkte. Herrmann, es sei daran erinnert, fungiert seit Jahren als Teampsychologe im Team. Vor dem Turnier war er ins Plaudern gekommen auf einer der Pressekonferenzen und erzählte dort ungewohnt offen, er habe auch schon Heimweh bei Nationalspielern erlebt. Aber das gehöre heute der Vergangenheit. Die neuen Medien linderten heute den Schmerz.
Dermaßen derangiert wirkten Löws Männer aber im ersten Abschnitt, dass man zu einem anderen Schluss kommen durfte. "Wir hatten viele Ballverluste, die den Gegner eingeladen haben. Wir hatten auch Probleme mit langen Bällen", erklärte Löw nach der Partie. Weil auch nicht genug gelaufen wurde, und wenn doch, dann gern durcheinander, wirkte das Spiel der Elf zunächst, als habe sie sich erst kurz vor dem Anpfiff zum ersten Mal getroffen. Schockiert verfolgte man von der Tribüne aus, wie das Mittelfeld keinerlei Kontrolle über das Spiel bekam. Stattdessen stolperten Özil, Lahm, Kroos und Schweinsteiger von einer Verlegenheit in die andere. Das frühe resolute Stören behagte keinem von ihnen.
Neuer Libero
Hätte nicht Libero Manuel Neuer, der eigentlich ein weltbester Torwart ist, immer wieder durch sein Eingreifen Großchancen im Keim erstickt, die Deutschen wären längst auf dem Weg zu ihren Liebsten. Was eigentlich eine klare Angelegenheit hätte sein sollen, entpuppte sich als Abnützungskampf, an dessen Ende unter anderem ein Muskelfaserriss von Mustafi und ein völlig ausgepumpter Schweinsteiger standen. Dermaßen verspannt wurde Schweinsteiger vom Feld geführt, dass Löw nach der Partie gefragt wurde, ob Schweinsteiger nicht auch verletzt sei. Offensichtich fordert bei ihm wie auch bei Khedira die langen Trainingspause wegen Verletzung nun ihren Tribut.
Aber nicht nur Schweinsteiger ließ viele Körner. Ihnen allen ging es so. Frankreich am Freitag wird genau hingeschaut haben, wie man dieser Löw-Elf beikommen kann. Löw selbst sieht aber keinen Grund zur Besorgnis. "Solche Spiele wird es immer geben in einem Turnier", er sprach von Algerien, nicht Frankreich, "wichtig ist, dass man weiterkommt."
Sie kommen derzeit wieder weiter, wo sie vor vier Jahren brillierten. Das trifft es wohl am besten. Eigentlich läuft das seit der zweiten Partie gegen Ghana so. Es gab Momente, man traut es sich kaum zu sagen, da erinnerte Löws Mannschaft gestern an jene Elf aus dem Jahr 2002. Die wurde zwar Vize-Weltmeister, ging aber als verschworener, gleichwohl eher limitierter Haufen in die Geschichte ein. Mit viel Kampf, aber eben auch einigem Krampf. Löw sieht das anders: "Wenn man schlecht spielt, spielt man sich nicht sieben oder acht Chancen heraus." Ein berechtigter Einwand, auf den man allerdings erwidern mochte, dass die meisten von ihnen erst zum Ende hin kamen, als die Algerier physisch nicht mehr mithalten konnten.
Zurück zur alten Identität
Auch das erinnert stark an früher. Über die Physis zum Sieg, mit ein paar brillanten Momenten der Techniker. Deutschland ist drauf und dran, für vier Wochen noch einmal seine alte Identität anzunehmen. Dass sie sich in bester alter deutscher Manier durchwurschtelten, daraus vor allem ziehen sie nun gegen Frankreich ihre Zuversicht. "Deutschland gegen Frankreich waren immer hochdramatische Spiele", erklärte Löw noch. Auch Frankreich habe ja eine kampfstarke Mannschaft.
Wer am Freitag einsatzfähig sein wird, weiß er noch nicht. Er müsse erst mal gucken wie "der Basti sich morgen fühlt". Schweinsteiger war gemeint.
Sie wirken alle schon ein bisschen wundgespielt.
Aber waren diese Deutschen nicht früher gerade dann am gefährlichsten?
Samstag, 28. Juni
Es ist nicht immer ein Privileg, Roman Weidenfeller nahe zu sein. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Das bitte jetzt nicht falsch verstehen, der Mann aus Dortmund zeichnet sich seit Jahren durch untadeliges Verhalten aus. Und durch beste Leistungen noch dazu bei seinem Arbeitgeber Borussia. Roman Weidenfeller, das muss festgehalten werden, hat sich seinen Platz als Ersatztorhüter im Kader der Nationalmannschaft verdient.
Es ist deshalb grundsätzlich eine schöne Vorstellung, sich in die Kissen zu schmiegen, die ihn noch in der Nacht zuvor im Mar Hotel Recife wärmten (allzuviel zu wärmen gab es dann ja nicht. Es ist heiß in Recife, wenn es nicht gerade schüttet. Dann kühlt es auf sehr warm ab).
Allein die Umstände trübten den Genuss diesmal ein wenig. Eigentlich hatte man ja nur eben schnell nach Recife hochfliegen sollen, um dort die Deutschen gegen die USA siegen zu sehen. Doch dann, auf dem Weg zum Flughafen nach der Partie, brauchte der Bus nicht 20 Minuten, sondern knapp über vier Stunden. Flug weg, also hinein in jenes Hotel, das unsere Nationalspieler noch in der Nacht zuvor bevölkerten. Ohne Zahnbürste, Unterhose und was Mann sonst noch immer rund um die Uhr bei sich tragen sollte, wie Mann heute weiß.
Und dann kamen die Griechen ...
Weidenfeller statt Porto Seguro also. Aber ein echter Weidenfeller-Zimmer-Bewohner lässt sich davon natürlich nicht beirren. Weil auch am nächsten Tag kein Flieger ging, hat man schnell aus der Not eine Tugend gemacht. Eine Unterhose, ein T-Shirt und eine Zahnbürste weiter sieht Recife dann schon ganz anders aus. Es erstrahlt plötzlich. So sehr, dass man einfach bis zum Montag bleiben wird, um dann direkt nach Porto Alegre zu reisen, wo die Deutschen Algerien gegenüberstehen.
Leider hat man das Zimmer von Roman Weidenfeller schon nach einer Nacht räumen müssen. Die Griechen sind am nächsten Tag eingezogen, um sich auf ihr Spiel gegen Costa Rica am Sonntag vorzubereiten. Es liegt jetzt ein Grieche beim Roman.
Fühlt sich irgendwie falsch an.
Donnerstag, 26. Juni
Tja, am Ende hat es dann tatsächlich ein bisschen nach Gijón ausgesehen, jenem verflixten Spiel gegen Österreich 1982, in dem die Deutschen sich beim Stand von 1:0 mit ihren Kontrahenten in der zweiten Halbzeit darauf einigten, dass das kein so ganz schlechtes Ergebnis sei, brachte es doch beide Teams eine Runde weiter. Auch in Recife prangte nach einem über alle Maßen verregneten Mittag ein 1:0 auf der Anzeigetafel, Jürgen Klinsmann umarmte Joachim Löw innig. Harmonie, wohin das Auge reichte. Die USA und Deutschland zogen in diesem Moment gemeinsam ins Achtelfinale ein.
Weil Klinsmann und Löw sich auch acht Jahre nach ihrer gemeinsamen Schaffensperiode beim DFB noch immer Freunde nennen, man telefoniert ab und an, ist ein solcher Nachmittag eigentlich ein Traum für jeden Verschwörungstheoretiker. Doch das Spiel passte dann nicht ganz in den Kontext, denn von einem zarten Scheingefecht mit Wattebällchen im Regen konnte keine Rede sein. Ein unruhiges Spiel war es, geprägt von allerlei Fouls. Bastian Schweinsteiger wird noch im Campo Bahia seine Oberschenkel spüren, nicht vom Laufen. Immer wieder musste er sich nach Fouls erheben. Also: ein sogenanntes Kampfspiel entfaltete sich vor den Augen der Welt.
Zwei starke Burschen
All das lag auch an zwei Burschen, die bislang nicht unbedingt zu den Gewinnern dieses noch jungen Turniers gehörten: Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Zum einen spielte Lahm wieder wie, ja wie eigentlich? Wie Lahm eben. Solide, verbissen, weitgehend fehlerfrei vor der Abwehr. Er tut das meist, doch weil er es gegen Ghana dann einmal nicht tat, war die Welt, mindestens aber mancher Journalist, in Aufruhr. Vor ihm ackerte in Schweinsteiger diesmal der sogenannte Co-Kapitän, der im ersten Spiel auf der Bank saß, bevor er gegen Ghana dann am Ausgleich mitstrickte (er war für den ermatteten Khedira gekommen).
Löw hat die Stelle neben Lahm und Kroos damit endgültig auf zwei Schultern verteilt. Wer im Achtelfinale in Porto Alegre gegen Algerien anfangen darf – Khedira oder Schweinsteiger - ist derzeit völlig offen. Mut wird Löws Elf vor allem machen, dass sie wieder ähnlich kompakt daher kam wie im ersten Spiel. Dass Lukas Podolski nicht ins Spiel fand, fiel da weniger ins Gewicht. Man stand ja hinten gut. Ein eher statisches Offensivspiel, in dem manches Mal die schnellen Sprints in die Schnittstelle fehlten und mancher Angriff von Ungenauigkeiten im Abspiel geprägt war, ließ sich so kompensieren durch die eigene Gewissenhaftigkeit hinten.
Wieder ein Tor nach einem Standard
So wollen sie in diesem Turnier spielen, kompakt. Und irgendwann kommt sie ja immer, diese eine Chance, die ihnen reicht. Das Tor lag auch diesmal förmlich in der Luft, wie das so schön heißt. Wieder einmal entstand es nach einem Standard, bereits zum dritten Mal. Die deutsche Elf hängt nicht länger am Tropf ihrer Künstler Özil oder Götze. Notfalls richtet es Müller nach einem abgewehrten Mertesacker-Kopfball.
Danach ist Deutschland nur noch einmal in Bedrängnis geraten, doch im letzten Moment blockte ein kleiner Mann den Schuss im eigenen Strafraum aus. Dann sprang er auf und ballte die Faust. Gegen seine Gewohnheit. Sein Name: Philipp Lahm.
Donnerstag, 26. Juni
Es droht nicht viel Ungemach in Recife
Es ist ja durchaus ein Privileg bei einer WM, wenn man bereits zwei Spiele gespielt hat, und es steht einem das Wasser immer noch nicht bis zum Hals. Die Italiener, Spanier und Engländer sind schon abgereist, da dürfen sich Joachim Löws Männer heute Abend gegen einen alten Bekannten doch tatsächlich noch mal ohne den endgültigen Druck fürs Achtelfinale einspielen. Sie sind bereits so gut wie sicher durch.
Sicher, zu hoch sollten sie gegen Jürgen Klinsmanns Amerikaner nicht verlieren, zumal sonst der zweite Platz dräut und dann die wohl stärkeren Belgier. Außerdem wär´s eine mittelgroße Schande, wenn es der alte Boss dem neuen noch einmal zeigt. Aber außer einer kleiner Blamage droht wohl nicht allzu viel Ungemach in Recife, sofern alle zusammen sich am Riemen reißen, wovon auszugehen ist.
Schürrle und Podolski scharren heftig
Dass Joachim Löw sich diesmal nicht hat in die Karten schauen lassen, bisweilen kann man seine Absichten ja durchaus gut erahnen, muss nicht heißen, dass ein großer Umbau in der Elf ansteht. Die Viererkette aus Boateng, Hummels, Merstesacker und Höwedes dürfte abermals zum Einsatz kommen und auch davor tut aller WM-Hysterie trotz Trotz der Bayer Lahm seinen Dienst. Neben ihm, ein bisschen versetzt nach vorn, wird Toni Kroos seine feinen Pässe zu spielen versuchen und dann, ja dann, könnte Bastian Schweinsteiger für den etwas ausgelaugten Sami Khedira sein WM-Startelf-Debüt feiern. So weit so gut. Weiter vorn dürfte es im Zentrum keine Veränderung geben, dort ist Thomas Müller unverzichtbar. Links und rechts dürften Götze und Özil noch immer die Nase vorn habe, ganz sicher sollten sie sich allerdings nicht sein. Schürrle und Podolski scharren heftig.
Klinsmann steht für bedingungslose Offensive
Man darf die Deutschen also im guten neuen 4-3-3 gegen Jürgen Klinsmanns Amis erwarten, wie schon zuletzt. Ach ja, Gijon wurde vor dem Spiel tatsächlich noch einmal bemüht, jenes 1:0 der Deutschen 1982 gegen Österreich, das aus einem Nichtangriffspakt hervorging und den Ruf beider Nationen nachhaltig befleckte. Richtig ist, dass Joachim Löw und Jürgen Klinsmann befreundet sind. Richtig ist auch, dass beiden Teams ein Unentschieden zum Weiterkommen genügt. Abwegig ist der Gedanke an eine Absprache dennoch. Zum einen geht es für die Amerikaner auch noch um den Gruppensieg, zum anderen verziehe Klinsmann seine Gastnation eine solche Haltung niemals.
Zuletzt, es sei noch einmal daran erinnert, steht Klinsmann für bedingungslose Offensive. Und für bedingungslosen Erfolg. Es mag heute Abend zumindest für die Deutschen nicht mehr gar so haarig werden, aber unterhaltsam wird´s dennoch. Jürgen Klinsmann wird nicht ruhen, es allen zu zeigen, so war er immer. Langeweile, dafür stand er nie.
Wird Klinsmann die Hymne singen?
Wir werden auch deshalb gespannt zuschauen. Zumal da ja auch noch all die Fragen sind:
Wird Klinsmann jubeln bei Toren?
Singt er die Hymne?
Wie geht er mit Löw um?
Was hat er an?
Wo sitzt Berti Vogts?
Zeit, dass das Spiel die Antworten liefert.
Sonntag, 22. Juni
Ein schönes Gebolze - wie auf dem Hinterhof
Thomas Müller hat es dann gar nicht mehr rechtzeitig in die Mixed Zone geschafft, man hatte ihn direkt nach dem Spiel nähen müssen, es war der passende letzte Akt unter eine Halbzeit, wie man sie so nur selten erlebt bei Weltmeisterschaften.
Eine Wunde klaffte an Müllers Schläfe, beim letzten Angriff hatte er sich noch einmal in eine Flanke geworfen, doch es hat dann nicht mehr zum Siegtreffer gegen Ghana gereicht, dafür prallte Müller an die Schulter seines Gegenspielers. Kurz darauf war dann Schluss.
2:2. Was für ein Spiel. Eskaliert war die Partie in der zweiten Halbzeit, auf faszinierende Art und Weise. Mit dem 1:1 Ausgleichstreffer durch Ayew nach Führung von Götze schienen sich beide Teams stillschweigend darauf geeinigt zu haben, das jetzt doch hier gleich auf dem Platz auszutragen, wer nun der Stärkere ist.
"Die Spieler haben alles gegeben"
Es folgte ein Schlagabtausch, der selbst unabhängige Fans von den Sitzen riss. Toll anzusehen war das, allein Löws auf Solidität angelegte Grundausrichtung - er hatte die gleiche Formation wie gegen Portugal aufgeboten - sie schien in den zunehmend kochenden Köpfen seiner Spieler zu verdampfen.
Statt in der Hitze weiter auf eine solide Defensive zu setzen wie in Halbzeit eins, ließen die Deutschen jede Ordnung fahren, selbst nach eigenen Eckbällen wurde sie um Haaresbreite ausgekontert. Rauf und runter ging es. Ein irrsinniges Tempo war die Folge. "Die Spieler haben alles gegeben und sich völlig verausgabt", resümierte Löw nach der Partie.
Stolz war er, dass seine Jungs so hart fochten, sich nicht mit einem Punkt beschieden. Doch bisweilen müssen sie ihm vorgekommen sein wie junge Hunde, die sich heillos in ihren Gegner verbissen hatten, unempfänglich für jede Vernunft.
Schlusspfiff kam keine Sekunde zu früh
Fragte man seine Profis nach der Partie, warum um alles in der Welt sie sich auf solch ein atemberaubendes Gerenne einließen, noch dazu gegen eine Elf von solcher Athletik, so blickte man in ratlose Gesichter. Man habe das so nicht gewollt, erklärte Toni Kroos. Taktisch eher ungeschickt, bilanzierte Philipp Lahm. "Insgesamt können wir nicht zufrieden sein." Sami Khedira, diesmal von der Hitze schwer gezeichnet, bilanzierte düster, man habe "taktisch diesmal nicht abgerufen, was wir spielen wollen."
Am Ende hatte nicht viel gefehlt, und Männer wie Benedikt Höwedes wären noch auf dem Platz zusammengebrochen. Genau genommen fehlte noch ein einziger Sprint. Keine Sekunde zu früh kam der Schlusspfiff.
Zurück blieben Fragezeichen. Khedira vermochte dieses Mal nicht an seine starke Leistung aus der ersten Partie anzuknüpfen. Der für den muskelverhärteten Jerome Boateng eingewechselte Mustafi dürfte seinen letzten Einsatz als rechter Verteidiger erlebt haben. Dafür machte sich Miroslav Klose zum besten Torschützen der WM-Geschichte mit seinem Abstauber, wollte daraus aber keine Forderung für weitere Einsätze ableiten. "Ich habe ein super Verhältnis zum Bundestrainer."
Worst Case der Vorrunde
Löw wird Antworten finden müssen vor dem nächsten Donnerstag. Wird er der alten Linie vertrauen? Oder doch noch einmal nachbesser bei seiner Startaufstellung? Immerhin, Thomas Müller steht ihm wieder zur Verfügung, einer der Unersetzlichen. Auch Jerome Boateng, wegen seiner Muskelverhärtung ausgewechselt, wird wohl fit.
Der Worst Case der Vorrunde, er könnte nun auf jeden Fall eintreffen, es sei denn die USA gewinnt auch noch gegen Portugal.
Viel deutet allerdings eher darauf hin, dass die Deutschen im letzten Gruppenspiel gegen die USA vor einem echten Endspiel stehen. Es wäre ein Treppenwitz der deutschen Fußball-Geschichte, wenn ausgerechnet Jürgen Klinsmann mit seinen Amerikanern seine Landsleute eine der schwersten Niederlagen der jüngeren Fußball-Geschichte beibrächte.
Und damit ein Kapitel deutsche Fußball-Geschichte wieder zuklappte, das er zusammen mit Joachim Löw 2006 begonnen hatte.
Samstag, 21. Juni
Keine Experimente gegen Ghana!
Die Küstenstraße von Porto Seguro nach Stanta Cruz Cabralia am vergangenen Donnerstagabend. Ein Lichtstrahl schießt aus der Nacht direkt auf einen zu. Nichtsahnend ist man nur im Auto gesessen, auf dem Rückweg auf die von einem Fluss getrennte Halbinsel. Doch dann schießt auch schon das Motorrad an einem vorbei, mehr oder weniger mitten auf der Straße. Ein Schock. Und nicht ungefährlich.
Es folgen dann noch mehr solcher Leuchtraketen auf zwei Rädern, bis einem dann langsam klar wir, wer da im Anmarsch ist. Die Mercedes-Kleinbusse lassen keinen Zweifel. Die Deutschen rücken mal wieder aus, und weil dann in Brasilien Sicherheitsstufe eins herrscht, wird der Tross eben von Hubschraubern und allerlei Spezialeinheiten umsorgt.
Luftfeuchtigkeit macht es schwer
Da sage noch einmal einer, Brasilien überlasse irgendetwas dem Zufall. Die Nationalmannschaft ist dann auch pünktlich in Fortaleza gelandet, wo sie heute ihr zweites Gruppenspiel gegen Ghana bestreiten wird.
Es wird - heiß.
Sehr heiß. Vor allem die Luftfeuchtigkeit macht es schwer, 90 Minuten einfach nur Fußball zu spielen.
Aber es hilft ja alles nichts, irgendwie müssen Löws Männer nun mal durch die Vorrunde kommen, und das 4:0 gegen Portugal sollte Abkühlung genug sein.
Weil das Spiel da schon sehr gut aussah, wird Löw wohl auch seine Elf unverändert aufs Feld schicken, sollte der Innenverteidiger Mats Hummels nicht ausfallen, also im 4-3-3. Ohne Hummels dürfte wohl am ehesten Shkodran Mustafi nachrücken, vermutlich als rechter Außenverteidiger. Jerome Boateng rückte dann zu Per Mertesacker in die Mitte.
Ghana steht mit dem Rücken zu Wand
Ansonsten? Alle fühlen sich gut, sagen sie, und es gibt keinen Grund, es nicht zu glauben. Ein schweres Spiel werde das. Heiß in jeder Hinsicht. Ghana stehe mit dem Rücken zu Wand. Was eben so gesagt wird, wenn es nichts zu sagen gibt und alle warten, dass es endlich wieder losgeht.
Noch ein paar Stunden, dann ist es soweit.
Noch in der Nacht geht es dann übrigens wieder zurück ins Campo. Die Brasilianer werden unseren Tross dann wieder beschützen. Auf ihre Art.
Rette sich, wer kann.
Freitag, 20. Juni
Die "deutschen" Fremdgeher
Die ersten Entscheidungen sind nun also gefallen. Oder soll man sagen: So gut wie gefallen? Und weil die meisten Menschen in Deutschland noch immer glauben, dies sei bislang eine tolle WM für sie selbst und ihre Landsleute vor Ort - 4:0 und so - müssen wir all jenen nun mal eine Stimme geben, für die Brasilien nicht ganz so dolle verlaufen ist.
Zum Beispiel Volker Finke.
Finke reiste nicht als Trainer des SC Freiburg nach Südamerika, obgleich er das gefühlt noch immer ist, sondern als Coach Kameruns. Das ist zunächst einmal ein spannender Job und WM ist WM, auch für Fußball-Trainer. Und doch wird sich Finke dieser Tage fragen, ob es das Ganze wirklich wert war, nachdem die Kroaten ihn und seine Elf beim 4:0 doch arg verdroschen haben. Auch gegen Mexiko zum Auftakt war ja nicht viel zu sehen von seiner Elf.
Immerhin. Die "unbezähmbaren Löwen" machten ihrem Namen alle Ehre, wenn auch in etwas anderer Hinsicht als geplant. Zwei Spieler (Benoit Assou-Ekotto und Benjamin Moukandjo) gingen sich während des Spiels gegen die Kroaten an die Gurgel, einer hatte da schon den Platz verlassen, nach einem Schlag ins Kreuz des Ex-Bayern Mario Mandzukic. Der spielt immerhin für Kroatien.
Finke wird die WM bald verlassen, und das wunderbare Kamerun wohl auch. Kaum vorstellbar, dass er bleiben darf.
Choupo-Moting, Hamburg - Matip, Bochum
Aber nicht nur für Finke ist die WM bereits beendet. Auch der Schalker Joel Matip und Maxim Choupo-Moting (noch Mainz 05) treten nach der Partie gegen Brasilien die Heimreise an. Und Heimat, das ist für Choupo-Moting Deutschland (man traf ihn vor Monaten mal in einer Eisdiele in Ottensen, er ist in Hamburg geboren). Joel Matip ist seinerseits aus Bochum.
Was sie mit Kamerun zu tun haben?
Ein Elternteil stammt von dort, und weil es einfacher ist, Nationalspieler Kameruns zu werden, als sich an all den Talenten vorbei in Jogi Löws Kader zu wühlen, sind sie jetzt eben waschechte Afrikaner.
Es gibt aber noch mehr Deutsche, die sich für das Land ihrer Vorfahren entschieden haben. Der Prominenteste von ihnen heißt Boateng. Nicht Jerome, der verteidigt für Deutschland, sondern Kevin-Prince. Ein riesiges Talent ist der Prince gewesen, aber eben auch ein bisschen, nun ja, extrovertiert. Also Ghana.
Auch dort brennt es allerdings bereits lichterloh. Wenn gegen Deutschland am Samstag kein Sieg gelingt, dürfte schon Schluss sein. Der Prince hat im ersten Spiel nicht einmal von Anfang an gespielt, dabei wähnte er sich als unersetzlich. Letzte Ausfahrt Berlin, wo er geboren ist? Oder doch Düsseldorf, wo er heute lebt?
Mehr Berlin geht nicht
Apropos Berlin. Von dort kommt auch Ashkan Dejagah. Er spielte mit Boateng bei der Hertha. Und auch in der Jugend-Nationalmannschaft. Mehr Berlin als die beiden geht dann nicht. Aber auch Dejagah hat früh gemerkt, dass das wohl nix wird mit der Karriere made in Germany. Er war reif für den Iran. Dort trifft er regelmäßig auf Daniel Davari, geboren in Gießen. Torwart. Davari spielte zuletzt in Braunschweig. Beim 0:0 gegen Nigeria wurde er nicht eingewechselt. Dafür durfte Dejagah spielen. Noch ist alles drin für den Iran.
Nicht so doll lief der Start für den Karlsruher Sead Kolasinac - ein Eigentor, nach nur zwei Minuten! Aber ein 1:2 mit Bosnien ist andererseits ja auch keine Schande gegen Argentinien. Nun geht es gegen Nigeria.
Team Deutschland 2
Gute Nachrichten dafür vom Farm-Team des DFB. Unter Farm-Team, es sei noch mal erklärt, versteht man eine Mannschaft, die eine Art Talentschuppen für den Hauptverein darstellt. Das trifft auf die USA nun nicht ganz zu, aber weil die halbe Elf irgendwo in Deutschland kickt oder aus Deutschland kommt – Thimothy Chandler ist in Frankfurt geboren, wie Jermaine Jones. John Brooks in Berlin, Fabian Johnson in München, Julien Green in – halt! – Tampa geboren, aber Miesbach aufgewachsen.
Auch der Trainer Jürgen Klinsmann hat dem Vernehmen nach eine stark germanische Prägung. Aber die USA, sie nimmt noch gern, was für Deutschland nicht gut genug war. Am Donnerstag trifft nun also Deutschland zwei auf Deutschland eins.
Die Deutschen, sie können sich mal wieder nur selbst schlagen. Egal wie es ausgeht: Man spricht Deutsch bei dieser WM.
Donnerstag, 19. Juni
Der ewige Per
Er wird am Samstag 100, auch wenn man das kaum glauben kann. 100 Länderspiele. Früher war das eine Schallmauer. Aber neuerdings wird sie ja recht leicht durchbrochen. Podolski, Schweinsteiger, Klose, Lahm, alle sind sie schon durch. Er fehlte noch: der Per.
Man hat ihn ja noch in Erinnerung, wie er 2006 in der Innenverteidigung mit Christoph Metzelder am Sommermärchen mitstrickte, ein junger Kerl mit Eierschalen hinter den Ohren. Mittlerweile ist Per Mertesacker, 29, ein Londoner und gegen Ghana wird er also sein 100. Spiel machen. Ihn mache das stolz, noch immer "mit dem DFB-Team reisen zu dürfen", hat Mertesacker gestern die Weltpresse wissen lassen.
Es war mal wieder ein gehaltvoller Auftritt. Er ist ja der Traum eines jeden Reporters. Keine Frage, auf die er sich nicht einlässt. Kaum eine Frage, deren Antwort er nicht mit Inhalt anfüllt.
Ein Jünger Klinsmanns
Ausgezogen ist er zu Arsenal. Hat Karriere gemacht, obgleich mancher ihn ja immer unterschätzt hat. Zu lang, zu unbeweglich. Nun also 100 Länderspiele zu lang, zu unbeweglich. Muss ihm erst mal einer nachmachen. Er ist ja noch ein Jünger Klinsmanns. Der hatte ihn damals gestützt, gegen all die Zweifel. Einer wie Mertesacker vergisst so etwas nicht. "Wir zehren bei der Nationalmannschaft immer noch von der Zeit damals", sagt er heute. Er meint: Den Geist und die Reformen Klinsmanns.
Am Donnerstag geht es nun gegen die Amerikaner, dann steht dieser Klinsmann auf der anderen Seite. Zehn Jahre genau ist es her, dass ihn Klinsmann debütieren ließ. "Er war es, der einen jungen Generation damals das Vertrauen geschenkt hat", sagt Mertesacker. Was er nicht sagt, aber meint: Männer wie ihm. Er spürt noch eine Loyalität zu Klinsmann. "Es ist jetzt ein besonderes Spiel."
Der Kitt, der die Mannschaft zusammenhält
Aber jetzt erst einmal Ghana. Per Mertesacker ist wieder unangefochten in dieser Löw-Mannschaft. Er ist so etwas wie ihr Gewissen, der Kitt zwischen all den Fraktionen. Man kann sagen, dass er im Zenit seiner Karriere steht. Sie soll ihn noch lange tragen.
Er hat dann noch viele nette Dinge gesagt über den Teamgeist und all die tollen Jungen, die ihn täglich fordern und fördern mit ihrem neuen Input.
Aber eigentlich war schon alles gesagt.
Per Mertesacker wird 100. Er ist immer noch da.
Gut so.
Dienstag, 17. Juni
Endlich wieder herrlicher Tempofußball!
Als einer der ersten kam dann tatsächlich Wolfgang Niersbach, wobei ein einfaches "kommen" ja als Beschreibung gar nicht ausreicht. Niersbach kam nicht, er tanzte herbei in die Katakomben. Als Präsident hat er dieser Tage nicht allzu viel zu lachen. Zumindest nicht, was das Tagesgeschäft anbelangt. Es gibt mal wieder Streit mit Vorgänger Theo Zwanziger. Diesmal über die eigenen Tantiemen, Vorbildrollen. Unschön ist das.
Aber das war jetzt weit weg, denn vor allem begreift sich Niersbach, Präsident dieses so stolzen Deutschen Fußball-Bundes, als Freund der Nationalmannschaft. Und selten hat ihm diese Nationalmannschaft ja gleich zum Auftakt so viel Freude beschert wie diesmal. "Mir fehlen die Worte, das Superlativ", jubilierte er also, die Hände flogen immer wieder nach oben. Der ganze Körper wirkte, als werde er von sanften Stromschlägen durchzogen. Erleichterung ist gar kein Ausdruck für diesen Zustand.
Ein kleines Erweckungserlebnis
Und es war dann ja auch nicht weniger als ein kleines Erweckungserlebnis für diese durchaus runderneuerte Elf zum Auftakt ihrer Weltmeisterschafts-Kampagne. 4:0 gegen Portugal, da kann einem schon mal das Superlativ ausgehen. Man ist jetzt auch, sozusagen formaljuristisch, endgültig im Favoritenkreis angekommen. In der Theorie gehörte die Elf ja immer dazu.
Aber es gab da noch ein paar Ungewissheiten, die sich mehr und mehr zur Sorge verdichteten in den vergangenen Wochen. Würde die Viererkette – sie besteht jetzt aus vier Innenverteidigern – in der Praxis so robust wirken wie in der Theorie? Würde die Dreierkette aus Kroos, Lahm und Khedira davor wirklich wie ein wandelnder Schirm agieren, der nicht allzu viel durchlässt, vor allem keine Stürmer? Und wie würden sich die drei Dribbler vorn wohl ergänzen bei ihrem Wechselspiel?
Abgeklärte Arbeit im Mittelfeld
Man soll ja immer vorsichtig sein mit verfrühtem Lob nach gerade einem Spiel, doch ein vorläufiges Kompliment kann man dann doch guten Gewissens verteilen. Kaum einmal drangen die Portugiesen zum deutschen Strafraum durch. Das lag zum einen daran, dass sie selbst sich früh schwächten mit dem unnötigen Elfmeter (Müller verwandelte problemlos), um sich in der Hitze Salvadors auch noch selbst zu dezimieren nach der Roten Karte an Pepe (Müller mochte das in der Mixed Zone nicht selbst bewerten).
Lahm und Kroos, das vor allem war entscheidend, verrichteten ihr Werk vor der Abwehr mit erstaunlicher Abgeklärtheit. Khedira, diesmal leicht vor Kross und Lahm platziert, erinnerte stark an den jungen Siegfried, der noch mutig wie unverdrossen bei der WM in Südafrika immer wieder in des Gegners Strafraum sprintete.
Dass Lahm diesmal das schwächste Glied in der Dreierkette darstellte, dürfen die anderen beiden getrost als großes Kompliment verstehen. Die Deutschen brachten eine ausbalancierte Defensive aufs Feld, die man ihr noch vor einigen Wochen so nicht zwingend zutrauen musste.
Mehr Pragamatismus tut der Elf gut
Dass Löw den Plan vom schönen Spiel zuletzt zugunsten von mehr Pragmatismus umschrieb, tat der eigenen Elf sichtbar gut. Statt sich selbst durch tollkühne Vorwärtsverteidigung unnötig in Bedrängnis zu bringen, zogen sich die Deutschen immer wieder zurück und vertrauten auf ihr noch immer formidables Konterspiel. Das vor allem hatte sie 2010 berühmt gemacht.
Man kann die Partie gegen Portugal deshalb auch als Rückkehr zu den Ursprüngen dieser Auswahl ansehen. Denn auch die drei Offensivkräfte Özil, Müller und Götze stießen immer wieder schnell in die Spitze vor. Dass Müller als zentrale Figur mit allen Freiheiten ausgestattet war, tat ihm dabei sichtbar gut. Rechts (Özil) und links (Götze) assistierte ihm diesmal technisch hochveranlagtes Personal, was der Torgefahr keinen Abbruch tat. Vor allem aber den Spieltrieb nicht vollends ersticken ließ.
Es war eine ausgewogene Elf, die da auf dem Feld stand. Es dürfte sowohl für Miroslav Klose als auch Bastian Schweinsteiger nicht ganz einfach werden, sich noch unentbehrlich zu machen. Denn das Muster von Portugal, es taugt gegen manchen Kontrahenten, nicht nur gegen spielstarke Vertreter.
Wann wartet echter Widerstand?
Dass Männer wie Thomas Müller, Manuel Neuer oder Toni Kroos nach dem Spiel keinerlei Euphorie verströmten, legt diesmal Zeugnis ab, wie hoch die eigenen Ambitionen sind. Die Elf wird nicht nachlassen.
Nach einem Spiel, wie gemalt zum Auftakt, darf man gespannt sein, wie sie sich behaupten wird, wenn echter Widerstand dräut. Sie alle wissen, dass dies erst der Beginn einer langen Reise sein soll.
Ihren tanzenden Präsidenten haben sie schon mal glücklich gemacht.
Sonntag, 15. Juni
Die Aufstellung der Nationalmannschaft - eine Analyse
Nun brummt sie also, diese WM, oder besser, sie beginnt zu brummen. Noch wartet die deutsche Elf hinter den Kulissen, erst im zweiten Akt, am Montag, gegen Portugal, wird auch sie zum ersten Mal nach vorn gebeten. Das Lampenfieber, es steigt also.
Am Samstag fuhren sie aber erst einmal wieder hinüber zu ihrem idyllischen Trainingsplatz, während die Spanier schon ihre Wunden leckten, wie auch die Kroaten. Oder Kamerun. Im Kreis ließen sie den Ball zum Auftakt laufen, der Bundestrainer beteiligte sich diesmal an dem Spielchen (es sieht noch immer nach Fußball aus), dann schlossen sich die Tore für die Presse. Geheim bleibt geheim.
Die Aufstellung der Nationalmannschaft - eine Analyse
Podolski auf der Pressekonferenz
Doch auch so kristallisiert sich die Mannschaft langsam, aber ziemlich deutlich heraus, nicht nur, weil der Schalker Benedikt Höwedes und der Kölner Londoner Lukas Podolski gestern zur Pressekonferenz gerufen wurden.
Machen wir also das, was derzeit mindestens 80 Millionen Deutsche tun, stellen wir diese unsere Mannschaft einmal auf. Nicht, wie wir sie sehen, sondern so, wie sie Löw am Montag sieht. Oder auch nicht.
Tor: Wird wohl der gute Neuer stehen, wer sonst. Im Training wirkte er sehr fidel. Die Schulter, sie hält.
Abwehr:
Alles deutet auf vier Innenverteidiger hin. Von rechts nach links sind das Boateng, Mertesacker, Hummels und Höwedes (der selbstverständlich noch nichts von einem Stammplatz wissen wollte, dann aber bei einigen Fragen doch verdammt nach Stammplatz klang). Ein mächtiger Block ist das, der sich allerdings auch nicht allzu weit vom eigenen Tor wegbewegen wird – und sollte. Die Herren haben im offenen Sprint zurück gegen die Ronaldos weniger ihre Stärke. Dafür sollte im Kopfball nichts anbrennen.
Mittelfeld, defensiv:
Hier wird wohl eine Dreierkette die vier Herren der Lüfte in der Abwehr bewachen. Toni Kroos und Philipp Lahm sollten zu jenem Trio gehören. Um den dritten Platz könnten sich die lange verletzten Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger streiten. Weil diese WM aber die WM des Job-Sharings sein wird, wie der Bundestrainer dieser Tage angekündigt hat, kämpfen Schweinsteiger und Khedira nicht um den Platz, sie teilen ihn sich wohl vielmehr friedlich. Klingt besser.
Mittelfeld, offensiv, Sturm: Hier wird es verzwickt. Und auch ein bisschen windig. Weil es aber Spaß macht, des Bundestrainers Wege zu ergründen, legen wir und hier jetzt einfach mal fest. Der ewige Podolski (sieht noch bulliger aus als früher, kann aber auch daran liegen, dass er von eher schmalbrüstigen Kollegen umstellt ist), eröffnet links. Wenn nicht, dann wohl der Londoner Schürrle. In der Mitte beginnt Mesut Özil, als falsche Neun (Hybrid aus Spielmacher und Stürmer, die Red). Auch der Münchner Müller ist hier denkbar, oder der Münchner Götze. Vieles deutet aber darauf hin, dass Müller in seiner angestammten rechten Position beginnt. Hier ist er am stärksten, hier spielte er sich vor vier Jahren in die Weltspitze.
Also, noch einmal weltexklusiv, die Aufstellung der deutschen Nationalmannschaft mit all ihren Gewissheiten und Fragezeichen:
Neuer - Boateng, Mertesacker, Hummels, Höwedes - Lahm - Kroos, Khedira - Müller, Özil, Podolski.
Und wenn am Ende alles ganz anders kommt?
Haben wir es natürlich immer gewusst.
Noch einen Tag. Dann geht es los.
Endlich.
Mustafi beeindruckt!
Ein junger Mann betritt einen dunklen Raum in Santo Andre’. Der Raum ist weitgehend abgedunkelt, bis auf die Bühne. Mächtige Scheinwerfer sind auf sie gerichtet. Der Rand des mächtigen Pults, er leuchtet neongrün. Der junge Mann blickt also in diesen Saal, vor ihm sitzen all diese Männer und ein paar Frauen. Sie werden ihm gleich an den Lippen hängen, jeden seiner Sätze drehen und wenden.
Der junge Mann ist neu hier. Er ist erst 21, doch er sieht zehn Jahre älter aus. Reifer, auch das. Man spürt da keine Nervosität, als die Fragen kommen. Deutschland ist live zugeschaltet, doch seine Arme ruhen ruhig auf der weißen Fläche vor ihm.
Fragen nach seinem Liebesleben werden ihm gestellt, Fragen mit Entblößungspotenzial also. Doch er umdribbelt gekonnt jede Gefahr. Er muss sich das ja genau überlegen, was er sagt. Ein falscher Satz, schon gilt er als großspurig. Oder als dumm. Oder beides.
Konkurrenzkampf lernte er früh
Und wie man ihn da so zuhört, wie er so ruhig und klar die Pressekonferenz der Nationalmannschaft absolviert, da beginnt man sich zu fragen, wie ein junger Mensch wohl am schnellsten erwachsen wird. Denn der junge Mann, er ist bereits von Hersfeld nach Hamburg gezogen, da war er noch fast ein Kind. Konkurrenzkampf, das vor allem lernte er früh.
Von Hamburg ging es dann weiter nach Everton, das praktisch in Liverpool liegt. Wieder war er allein, nun kam auch noch die Sprache dazu. Er wurde nicht glücklich, zog weiter nach Genua in Italien, zweite Liga, wieder alles neu. Dort endlich: Stammspieler.
Der Weg hat ihn wachsen lassen
Nun ist er hier. Nationalmannschaft. Brasilien 2014. Der Traum von ihnen allen. Der Weg hat ihn wachsen lassen. Zu schnell? Die Pressekonferenz absolviert er auf jeden Fall mit der Souveränität eines Mannes, der die großen Klippen seines Lebens bereits hinter sich hat. Der kleine Durm, der jetzt neben ihm sitzt, er wirkt wie ein Schüler dagegen.
Dann verschwindet Shkodran Mustafi wieder hinter den Vorhang. Er hat nicht allzu viel gesagt.
Beeindruckend war es dennoch.
Mittwoch, 11. Juni
Scharfe Bewachung des DFB-Quartiers nervt Anwohner
Unser germanisches Dorf", wie der Teammanager Oliver Bierhoff das deutsche WM-Camp nennt, befindet sich bekanntlich in dem kleinen beschaulichen Örtchen Santo André. 800 zum größten Teil extrem entspannte Menschen leben hier, direkt am Fluss João de Tiba, fast könnte man glauben, das kleine Dorf sei an seinem Ufer entlanggebaut.
Weil es sich nur um ein Örtchen handelt, führt genau eine Sandstraße hindurch, an deren beiden Seiten sich die Häuser aufreihen. Es gibt dann noch eine geteerte Bundestraße, die etwas oberhalb parallel zum Fluss verläuft, doch auf der läuft und fährt niemand. Zumindest nicht jemand, der ein echter Santo Andréaner ist und mal eben zum Nachbar hinüber will.
Bewacht wie ein Atomkraftwerk
Leider liegt nun das Campo Bahia der Deutschen ebenfalls an dem Weglein. Und weil die staatlichen Sicherheitskräfte das mit der Sicherheit sehr genau nehmen, haben sie kurzerhand das hintere Drittel der Straße abgesperrt, Menschen in Kampfanzügen patrouillieren, man könnte fast glauben, man nähere sich einer Militärbasis. Mancher Anwohner schaffte es zuletzt ob solcher Sicherheitsstandards kaum in sein eigenes Haus zurück.
Der Ärger, er schwoll.
Gestern Abend nun die Aussprache in der dorfeigenen Disco. Rund 50 Anwohner erschienen, dazu eine lokale Polizeiautorität und ein grimmig dreinschauender Oberbefehlshaber der, nun ja, Streitkräfte. Wer dabei war, bekam einen Eindruck, wie sich das Leben für die Einheimischen jenseits der Wohlfühloase in der vergangenen Woche verändert hat. Dabei richtet sich der Unmut weniger gegen die Deutschen, sondern gegen die von der brasilianischen Regierung verordneten Maßnahmen zum "Schutz" unserer Mannschaft.
Denn zahlreiche Beschwerden wurden den beiden Sicherheitschefs ruhig, aber eindringlich vorgebracht. Nicht nur die Straßensperre stört nämlich (manche Frau hatte nachts nach der Spätschicht Probleme, wieder in ihr Haus zu gelangen), auch die überhöhte Geschwindigkeit der getarnten Kräfte mit ihre Trucks verärgert. Notfälle, die ein solches Fahrverhalten rechtfertigten, sind schließlich weit und breit nicht zu finden.
Für die Schweizer nur ein lausiger Beamter
Dass die beiden Sheriffs ziemlich nervös an ihrem provisorischen Schreibtisch saßen, offenbarte, dass wohl ein gewisses Unrechtsbewusstsein vorhanden war. Aber natürlich nur bis zu einem gewissen Grad, Militär bleibt Militär. "Lassen Sie das mal unsere Sorge sein, warum wir wie schnell fahren", beschied der Chef der Spezialeinheit etwa knapp.
Dann erklärte er, warum man das deutsche Camp auf einer Insel so hermetisch bewache wie einen atomaren Atomwaffenstützpunkt. Lauter Superstars seien das, von Barcelona, Real, Manchester und so weiter. Die Frage eines Anwohners, warum bei den unweit stationierten Schweizern gerade ein lausiger Beamter Dienst schiebt, wo die Insel einer Festung gleicht, blieb dann aber wohlweislich unbeantwortet. Schweiz bleibt Schweiz, sollte das wohl heißen.
Aber man fand dann eine Lösung und manchmal wurde soger gelächelt. Ab sofort gilt: Jeder darf passieren, wenn er auf der Liste steht und sich ausweist. Alle Namen der Anwohner wurden hierfür aufgenommen. Glücklich sahen die Anwohner dann nicht aus, als sie abzogen, aber zumindest ein bisschen zufriedener.
Die Charmeoffensive des DFB, sie ist auf jeden Fall erst einmal verpufft. Mit der Abreise des Trosses wird sich dann wieder so etwas wie Normalität über das kleine Dorf am großen Strom legen.
Mancher wird es kaum erwarten können.
Montag, 9. Juni
Wie die DFB-Elf sich mit den Pataxó-Indianern verbündete
Das Volk der Pataxó hat viel mitgemacht in seiner langen Geschichte. Die Indianer (politisch nicht ganz korrekt), sie lebten ja schon lange in jenem wunderbaren Land, das man später Brasilien nannte, bevor der weiße Mann kam und es zu unterjochen versuchte. Sie teilen also mit der deutschen Delegation eine gewisse Skepsis vor den seefahrenden Eroberern aus Portugal. Wenn auch Löws Männer zuletzt mit den Imperialisten im Ruhestand deutlich bessere Erfahrungen machten. Sowohl 2008 als auch 2012 gewann man gegen Portugal bei Europameisterschaften.
Auf jeden Fall sind der Pataxó und der deutsche Nationalspieler Brüder und Schwestern im Geist, und als die lieben Menschen mit Federn und Baströcken bewaffnet auf den verwaisten Trainingsplatz von Santo André traten, eben war die Einheit der deutschen Elf beendet, da erwartete man gespannt, was die Zusammenkunft wohl bringen würde.
Ein Geburtstagstanz für Klose
Sogleich gingen sie daran, die matten Männer in den weißen Trikots, die sich da am Rande des Platzes versammelten, mit ihrem Tanz zu verzücken. Weil Mirsolav Klose auch noch 36 wurde, durfte er irgendwann in die Mitte der bunten Gemeinschaft treten. Freudig umtanzte ihn die Gruppe. "Wer mich kennt", würde Klose wohl an dieser Stelle einwenden, aber er war ja nicht zu sprechen; "wer mich also kennt, der weiß, dass ich bei solchen Anlässen nicht so gern im Mittelpunkt stehe." Zumindest durfte man aus der Ferne diesen Eindruck gewinnen, aber er wollte nicht unhöflich sein. Auch das ist Klose.
Am Ende haben sie dann alle zusammen getanzt, Mertesacker, Klose, vor allem aber, natürlich, der Kölsche Jung Podolski. Dann gingen sie wieder auseinander, die guten Pataxó mit Trikots bewaffnet, die Nationalspieler um eine wertvolle Erfahrung reicher.
DFB-Elf will Beliebtheits-Vizeweltmeister werden
Charmekampagne oder ehrlicher Kulturaustausch?
Egal, die Menschen in Santo André waren glücklich, sie waren Neuer, Podolski und Özil ganz nahe. Zumindest für einen Moment. Danach sprach der Teammanager Oliver Bierhoff auf der offiziellen Pressekonferenz, man hoffe doch schwer, dass man in der inoffiziellen Beliebtheitsrangliste bei dieser WM den zweiten Rang hinter Brasilien verteidigen könne. Nun, ob es unsere Elf gleich so weit tragen wird, das muss sich in den nächsten Tagen noch weisen. Fakt ist aber, dass die Pataxó-Indianer uns diesmal die Daumen drücken werden. Mindestens im ersten Spiel.
Gegen dieses düstere Volk der Seefahrer.