WM 2018 Schweden voller Selbstbewusstsein: "Wollen den Weltmeister vom Thron stürzen"

Vor dem Spiel gegen Deutschland geben sich die Schweden mutig wie selten. Sie tönen, dass sie den angezählten Weltmeister aus dem Turnier werfen. Ganz vorne dabei: Emil Forsberg von RB Leipzig.

"Jetzt wollen wir den Titelverteidiger vom Thron stürzen!" Die Botschaft ist eindeutig: Wenn es nach den Schweden geht, kann das deutsche Team nach der Vorrunde die Koffer packen.

Es könnte die Vollendung eines schwedisches Wunder werden - schon in der Qualifikation etablierte sich die Mannschaft von Trainer Janne Andersson als Favoritenschreck. Die Niederlande und Italien scheiterten an der defensivstarken Spielweise der Skandinavier. Nun gehen die schwedischen Fußballer mit großer Motivation an die bevorstehende Herausforderung gegen den amtierenden Weltmeister am kommenden Samstag heran. Sie würden sich gern in die Reihe der Weltmeister-Bezwinger hinter Dänemark 2002, der Slowakei 2010 und Chile 2014 einreihen.

Emil Forsberg: Tore kommen gegen Deutschland

Einen Tag nach dem WM-Auftaktsieg gegen Südkorea am Montag galt die volle Konzentration der schwedischen Nationalelf bereits dem Weltmeister. Bei schwülwarmen 27 Grad und leichter Bewölkung trainierten Schwedens Fußballer bestens gelaunt.

"Wir hätten gegen Südkorea schon ein paar Tore machen können, aber das kommt jetzt gegen Deutschland", sagte Leipzigs Stürmer Emil Forsberg, der beim ersten schwedischen WM-Auftaktsieg seit 1958 nur eine Nebenrolle spielte. Das 1:0 gegen die schwerfälligen und harmlosen Südkoreaner am Montag in Nischni Nowgorod war ein mühevoller Kraftakt, doch das war den Skandinaviern schnell egal. "Wir sind stolz auf uns und jetzt kommt der Weltmeister und die müssen gewinnen", stellte Forsberg fest.

Deutschland hat den Druck

In der Tat wird das Spiel in Sotschi am kommenden Samstag (20 Uhr/live im stern-Ticker) zu einem Endspiel für Joachim Löws Titelverteidiger. Die Schweden könnten ihre beeindruckende Serie als Favoritenschreck fortsetzen. Geht die WM ab dem Achtelfinale ohne den nach seiner 0:1-Auftaktpleite gegen Mexiko angeschlagenen Champion weiter? "Den ganzen Druck hat Deutschland. Wir können da ruhig reingehen und das Spiel genießen", sagte der 26 Jahre alte Forsberg.

Die Konstellation ist gefährlich. Aber vor allem offensiv zeigten die Schweden nur wenig, was Löw und seinem Team Angst machen müsste. Das Sturmduo Marcus Berg und Ola Toivonen versiebt Chance um Chance, die Deutschland-Legionäre Forsberg und Hamburgs Albin Ekdal finden noch kaum Bindung zum Offensivspiel. "Jeder arbeitet für den anderen. Wir geben dem Gegner keinen Raum", stellte Ekdal aber fest und fasste damit bereits die größte Stärke des Ensembles von Trainer Janne Andersson zusammen. Große Spielkunst ist nicht zu erwarten.

Respekt vor Weltmeister ist trotzdem groß

Innenverteidiger Pontus Jansson und Torwart Robin Olsen sind sich einig: "Deutschland ist noch immer einer der Favoriten bei diesem Turnier. Die zählen zu den Top drei, ohne Frage", sagte Innenverteidiger Pontus Jansson. "Die sind eine große Gefahr. Die sind Weltmeister", betonte Torwart Robin Olsen. "Sie haben ein Spiel verloren. Das kann jedem passieren." Granqvists Strafstoß war der erste schwedische Treffer nach drei torlosen Tests gegen Dänemark, Peru und Rumänien. Dazu kommt: Südkorea um den blassen Offensivstar Heung-Min Son war nur sehr begrenzt ein Gradmesser. Die Asiaten verschanzten sich in ihrer eigenen Hälfte und blieben nach vorne harmlos. Die Niederlage gegen Mexiko hat am großen Respekt der Schweden vor Weltmeister Deutschland nichts geändert. "Deutschland ist ein ganz anderes Level. Ich hoffe, wir können so weitermachen, wie wir hier angefangen haben", erklärte Ekdal. Schon ein 0:0 gegen den Weltmeister würde die Schweden ganz nah an das große Ziel WM-Achtelfinale führen.

Janne Andersson lehnt Ausnahmerolle Deutschlands ab

Trainer Andersson wollte Deutschlands Ausnahmerolle schon vor dem überraschenden ersten Spieltag nicht anerkennen. "Ein Fußball-Spiel entscheidet sich auf dem Feld. Ich denke vorher überhaupt nicht an so etwas", hatte er auf die Frage geantwortet, ob es nur um Rang zwei hinter Gruppenfavorit Deutschland gehe. Nach dem Sieg über den WM-Vierten von 2002 meinte der 55-Jährige: "Nach Mexikos Erfolg war es noch wichtiger für uns, diesen Auftakt zu gewinnen." Der Pragmatiker baut nun auf seinen Abwehrriegel, der beim erkämpften 0:0 im WM-Playoff gegen Italien bereits die Qualifikation für die Endrunde brachte.

Nun auch gegen die Deutschen? "Sie sind der nächste Gegner, den wir schlagen wollen", sagte Andersson. Neben der eigenen Kompaktheit setzt Schweden auf eine extrem offensive Ausrichtung der Deutschen. "Sie müssen Tore machen, das kann uns Räume bringen. Wir wissen, dass wir hinten gut stehen", erklärte Forsberg. Und wenn die DFB-Elf wirklich ausscheidet? "Darf ich danach noch nach Deutschland fliegen? Das ist die Frage", scherzte Forsberg. Ob die deutsche Nationalelf dem Druck stand halten kann, wird sich am Wochenende zeigen. Forsberg freut sich jedenfalls auf ein "geiles und großes Spiel".

DPA
ari

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