Die Three Lions haben nach Startschwierigkeiten locker das WM-Viertelfinale erreicht und fiebern nun dem Showdown mit Weltmeister Frankreich entgegen. Das Team um Kapitän Kane siegte am Sonntagabend in Al-Chaur deutlich mit 3:0 (2:0) gegen Afrikameister Senegal und bleibt damit bei diesem Turnier ungeschlagen. Routinier Jordan Henderson (38. Minute), Kane (45.+3) und Bukayo Saka (57.) trafen für die Elf von Cheftrainer Gareth Southgate.
"Wir haben eine große Leistung gezeigt. 3:0 ist ein wirklich gutes Ergebnis. Die Mentalität war absolut top. Wir haben unsere Chancen genutzt", sagte Kane, der vor 65.985 Zuschauern erstmals bei dieser WM traf und sein elftes Tor bei großen Turnieren erzielte. Damit überflügelte er als Toptorjäger Gary Lineker (10). "Es ist ein wirklich guter Tag für uns. Als Torjäger bin ich glücklich", sagte Kane. "Es war eine großartige Nacht."
Senegal hält 40 Minuten gut mit – England besticht durch gnadenlose Effektivität
Die Three Lions sind das einzige europäische Team, das bei der WM 2018, EM 2021 und WM 2022 mindestens das Viertelfinale erreichte - bei den vergangenen beiden Turnieren gelang dann auch der Sprung ins Halbfinale. Gegen die Franzosen um Superstar Kylian Mbappé wartet allerdings eine deutlich schwerere Aufgabe auf die Engländer. "Das sind echte Champions. Ich hoffe, es wird ein guter Kampf", sagte Kane.
Senegal hielt als vorletzter afrikanischer Vertreter 40 Minuten ordentlich mit, wirkte nach dem schnellen Doppelpack kurz vor der Halbzeit aber gebrochen. Anders als bei der WM 2002 gelang diesmal nicht der Einzug in die Runde der letzten Acht, den nun aus afrikanischer Sicht nur noch Marokko am Dienstag gegen Spanien schaffen kann. "Das war ein schweres Spiel gegen einen großen Gegner", sagte Senegals Abwehrspieler Kalidou Koulibaly. "Wir werden weiter wachsen und aus den Fehlern lernen."
Frankreich – Polen 3:1
Doppeltorschütze Kylian Mbappé hat Frankreichs Star-Ensemble in das Viertelfinale geführt und den WM-Traum von Robert Lewandowski beendet. Angeführt vom an allen drei Toren beteiligten Mbappé bejubelte der Fußball-Weltmeister am Sonntag nach einer überlegenen Vorstellung ein hochverdientes 3:1 (1:0) gegen Polen. Im Superstar-Gipfel leitete Mbappé die Führung von Rekordtorschütze Olivier Giroud ein (44.) - und vollstreckte dann mit einem perfekten Schuss aus 14 Metern (74.) und in der Nachspielzeit (90.+1).
Nach dem Bestmarken-Abend in Al-Thumama, an dem Kapitän Hugo Lloris zum Rekordnationalspieler aufstieg, winkt der Équipe Tricolore am Samstag in der Runde der besten Acht ein großer Klassiker gegen England oder das Duell gegen den Senegal. Immerhin einmal durfte auch Lewandowski jubeln, als er in der Nachspielzeit im zweiten Versuch per Handelfmeter und zu seinem zweiten WM-Tor traf.
Lewandowski & Co. konnten das ungleiche Duell mit dem großen Favoriten über weite Strecken offener gestalten, als viele das angenommen hatten. Nach erdrückender Anfangsphase durch die Franzosen schnupperte der Außenseiter sogar an der Führung, doch gegen ein Ensemble voller Extraklasse reichte Leidenschaft allein am Ende nicht. Der siegreiche Weltmeister agierte im Abschluss allerdings zu verspielt und nicht präzise genug - sonst wäre die Partie sicher bereits früher entschieden gewesen.
Vor 40.989 Zuschauern im Stadion Al-Thumama versuchten die beiden Superstürmer Mbappé und Lewandowski auf unterschiedliche Art, offensive Akzente zu setzen. Effektiver - und auch von mehr Angriffsklasse unterstützt - präsentierte sich Mbappé. Der 23-Jährige legte nicht nur in einem der seltenen Lücken in Polens Defensive für den neuen alleinigen französischen Rekordtorschützen Giroud auf, der mit 52 Toren Thierry Henry nun hinter sich gelassen hat. Der Vollspeed-Fußballer war als mannschaftsdienliche Anspielstation immer bemüht, die Kollegen in Szene zu setzen. Nach hartem Einsteigen gegen ihn wurde Mbappé in der zweiten Hälfte ein Elfmeter verweigert - zuvor war auf Abseits entschieden worden. Nach seinem Tor pushte er noch einmal die französischen Fans an, die ihr Team im Endspiel am 18. Dezember sehen wollen.
52 Tore im Nationaldress: Giroud lässt Henry hinter sich und ist Rekordtorschütze
US-Reporter Wahl starb laut seiner Frau bei WM-Spiel an Aneurysma

Der während seiner WM-Berichterstattung in Katar plötzlich zusammengebrochene bekannte US-Fußballreporter Grant Wahl ist seiner Witwe zufolge an einem Aneurysma gestorben. Eine in New York vorgenommene Autopsie habe ergeben, dass der 49-jährige Sportjournalist am Riss eines "langsam wachsenden, unentdeckten aufsteigenden Aneurysmas der Aorta" gestorben sei, teilte Wahls Witwe Celine Gounder am Mittwoch im Onlinemedium Substack mit.
Wahl war vergangenen Freitag während des WM-Viertelfinalspiels zwischen Argentinien und den Niederlanden auf der Pressetribüne im Stadion Lusail in Doha zusammengebrochen. Sein Leichnam war am Montag nach New York überführt worden, wo auch die Autopsie erfolgte. "Keine Wiederbelebungsmaßnahmen hätten ihn retten können", erklärte Gounder, eine renommierte Epidemiologin. Sein Tod habe weder im Zusammenhang mit dem Coronavirus noch mit dem Impfstatus gestanden. Sie wies damit in Onlinemedien kursierende Spekulationen zur Todesursache zurück.
Bei einem Aorta-Aneurysma, Ausbuchtungen der Blutgefäße der Hauptschlagader, droht im schlimmsten Fall deren Riss. "Der Druck in der Brust, den er kurz vor seinem Tod verspürte, könnte das erste Symptome gewesen sein", erklärte Gounder nun.
Nach einem Querpass von Ousmane Dembélé kam Giroud nicht mehr richtig an den Ball und verfehlte dort das 1:0. Besser lief es kurz vor der Pause: Nach der perfekten Vorarbeit von Mbappé ließ er Polens in diesem Turnier so starken Rückhalt Wojciech Szczesny keine Chance. Der Juve-Schlussmann stand oft im Fokus, parierte etwa stark nach einem Freistoß von Antoine Griezmann (48.).
Der französischen Finesse setzte der zweimalige WM-Dritte Polen nach einer Anfangsphase fast ohne Atempause mehr Mut und vor allem Zweikampfstärke dagegen. In den intensiven Duellen testeten sie wiederholt aus, wo die Grenze zwischen Foul und Noch-nicht-Foul lag. Exemplarisch dafür war der Trikotzupfer von Przemyslaw Frankowski, der das Top-Tempo von 35 Km/h abbremste - einen Freistoß bekam Mbappé zur eigenen Verwunderung dafür nicht.