Athen 2004 Null Toleranz für Dopingsünder

Der Chef der Welt-Antidoping-Agentur Richard Pound will "das volle Programm" durchtesten. Erstmals bei Olympia überhaupt müssen Athleten nun mit Kontrollen auf das Wachstumshormon HGH rechnen. Allein am Freitag wurde vier neue Doping-Fälle bekannt.

Mit einer letzten Warnung an alle Sport-Betrüger hat die Welt-Antidoping-Agentur (WADA) einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Athen ein unmissverständliches Zeichen in ihrer Null-Toleranz-Offensive gesetzt. Erstmals bei Olympia überhaupt müssen Athleten mit Kontrollen auf das Wachstumshormon HGH (Human Growth Hormon) rechnen, deutete WADA-Chef Richard Pound am Donnerstag auf einer Pressekonferenz an. Schon im Vorfeld gab es jedoch Kritik an der Testmethode. Vier neue Dopingfälle wurden am Freitag bekannt.

"Unliebsame Überraschungen"

Unter Verantwortung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sollen in Athen rund 3000 Urin- sowie etwa 400 Bluttests vorgenommen werden; die WADA ist mit unabhängigen Beobachtern präsent. Pound zufolge wird in Athen "das volle Programm" getestet. Betrüger mit HGH müssten mit "unliebsamen Überraschungen" rechnen, betonte der Kanadier und versicherte: "Jeder positive Test ist ein Erfolg im Kampf gegen Doping."

Die WADA will ihre Anstrengungen zur Aufspürung verbotener Substanzen mit Hilfe von Wissenschaftlern und Laboratorien intensivieren, kündigte Pound an. Hoffnung machten die Erfolge bei der Jagd auf Athleten, die mit dem Designer-Steroid Tetrahydrogestrinon (THG) gedopt haben. Pound: "THG hat gezeigt, was machbar ist. Wir müssen wie die Betrüger denken. Wir hoffen, einen Schritt vor den Betrügern zu sein."

Schneller als die Betrüger

Dies war der Fall bei drei russischen Athleten und der spanischen Radfahrererin Janet Puiggrois Miranda, für die sich das Thema Olympia erledigt hat. Der Vizepräsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Russland, Wladimir Loginow, bestätigte am Donnerstag zwar die Fälle, Namen oder Sportarten will das NOK aber erst nach Öffnung der B-Probe preisgeben. Laut Agentur Interfax soll es sich um zwei Gewichtheber und einen Leichtathleten handeln. Das Trio gehört nicht zum Gros der Olympia-Mannschaft und wurde noch in Russland getestet.

Bei der Spanierin Miranda wurde am 17. Juli bei einer Trainingskontrolle das Blutdopingmittel EPO entdeckt. Der spanische Radsportverband teilte dem NOK bereits mit, dass sie nicht für Athen berücksichtigt wird. Die Radfahrerin hat auf die B-Probe verzichtet.

Noch genauere Tests sind möglich

Bei den HGH-Tests regte sich Kritik an der vom IOC bevorzugten Methode. Mit dem in Athen wohl angewandten Verfahren des Berliner Endokrinologen Prof. Christian Strasburger könne ein Missbrauch nur bis zu 36 Stunden nachgewiesen werden. Beim alternativen Sönksen- Test dagegen bis zu drei Wochen. Im ARD-Magazin "Monitor" (Donnerstagabend) wiesen die beiden Dopingexperten Werner Franke (Heidelberg) und Wilhelm Schänzer (Köln) auf den entscheidenden Vorteil der Sönksen-Methode hin. "Mit diesem Test werden die Athleten total verunsichert", sagte Schänzer. Bei unverhofften Trainingskontrollen könne der Athlet nicht mehr "taktieren", in dem er die HGH-Substanzen früh genug absetzt.

Von Ralf Jarkowski/DPA

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