Tag der Eröffnungsfeier Weltweite Proteste gegen China

Während China die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele zelebriert, demonstrieren auf der ganzen Welt Menschen gegen die chinesische Regierung. Tibetische Mönche stürmten die chinesische Botschaft in Neu Delhi, ein Demonstrant setzte sich in Ankara selbst in Brand, in Nepal wurden 1400 Exil-Tibeter festgenommen.

91.000 Zuschauer feiern im neuen Olympiastadion in Peking mit einer spektakulären Show die Eröffnung der Olympischen Spiele - gleichzeitig gehen in verschiedenen Ländern Demonstranten gegen die chinesische Politik auf die Straße.

Tibetische Mönche stürmten die chinesische Botschaft in

Neu Delhi

. An der Aktion in der indischen Hauptstadt hätten sich etwa 150 Mönche beteiligt, teilte die Polizei mit. In ihre traditionellen Gewänder gekleidet versuchten sie zeitgleich zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking, in die stark geschützte Botschaft einzudringen. Einige konnten die Straßensperren vor dem Gebäude überwinden, sie wurden aber letztlich von der Polizei aufgegriffen. Die Mönche seien alle in Gewahrsam genommen worden, sagte der Polizeisprecher.

Bei einer Protestaktion von Uiguren vor der chinesischen Botschaft in

Ankara

setzte sich ein Demonstrant selbst in Brand. Polizisten und andere Demonstranten eilten herbei, um die Flammen zu löschen, wie ein Fotograf berichtete. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Protestaktion am Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele sollte auf die Lage der Uiguren in der westchinesischen Provinz Xinjiang aufmerksam machen. Dort tritt eine Aufstandsbewegung des islamischen Turkvolkes für mehr Selbstbestimmung ein.

Die Polizei ging in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu mit Massenfestnahmen gegen protestierende Exil-Tibeter vor. "Wir haben mehr als 1380 Tibeter wegen Verstößen gegen Regierungsanordnungen, die Proteste in der Gegend verbieten, festgenommen", teilte die Polizei mit. Die Demonstranten versuchten erfolglos, zur chinesischen Botschaft vorzudringen.

Die Demonstranten skandierten "Wir wollen Gerechtigkeit", "China, verlasse unser Land" und "Lang lebe der Dalai Lama". Die Polizei stoppte sie mehrere hundert Meter vor der chinesischen Botschaft. Hunderte Polizisten schirmten die diplomatische Vertretung ab und blockierten Zufahrtsstraßen. Einer der Organisatoren der Demonstrationen sagte: "Die Proteste sollen die Aufmerksamkeit der Welt auf die Situation in Tibet lenken. Wir wollen die Wiederherstellung der Menschenrechte und Religionsfreiheit in Tibet."

Auch in China gab es Festnahmen: Bei Vorbereitungen zu einer Protestaktion am Rande der Olympischen Eröffnungsfeier in Peking wurden nach Angaben einer Tibet-Gruppe drei US-Bürger festgenommen. Die drei Männer im Alter von 27 bis 32 Jahren seien auf dem Weg zum Olympiastadion von der Polizei gestoppt worden, teilte der Leiter der Organisation "Students for a Free Tibet", Lhadon Tethong, mit. Dort hatten sie geplant, sich während der Eröffnungsfeier mit tibetischen Fahnen zu präsentieren.

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG) forderte erneut ein Ende der Zensur in China. Vor der chinesischen Botschaft in Berlin entrollten Mitglieder zeitgleich zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking ein Banner, das die Olympischen Ringe als Handschellen zeigt. Die Organisation forderte die Freilassung inhaftierter Journalisten und mehr Recherchefreiheit für Auslandkorrespondenten. Bereits in den vergangenen Tagen hatten Menschenrechtsorganisationen vor der Botschaft demonstriert. "China hat bei Vergabe von Olympia im Jahr 2001 zugesagt, die Lage der Menschenrechte zu verbessern", hieß es in einer ROG-Erklärung. "Heute starten die Spiele, doch kaum etwas hat sich zum Positiven gewandelt. Noch immer herrschen Nachrichten- und Internetzensur, rund 80 Journalisten und Internetdissidenten sind hinter Gittern, ausländische Reporter müssen weiterhin mit Einschränkungen rechnen. China hat sein Versprechen gebrochen."

AP · DPA
AP/DPA/AFP

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