Tischtennis Boll(werk) geknackt

Überraschendes Aus für Tischtennisstar Timo Boll: Nach der Silbermedaille mit der Mannschaft schied der Deutsche im Achtelfinale des Einzelwettbewerbs unerwartet gegen den Südkoreaner Oh Sang Eun aus. Auch der Rest des deutschen Teams hatte einen schweren Stand.

Nach dem Matchball des Südkoreaners Oh Sang Eun setzte sich Timo Boll bedröppelt auf seinen Stuhl und hielt erst mal innere Einkehr. Das frühe Olympia-Aus im Einzel wurmte Deutschlands Tischtennis-Star mächtig, auch wenn er es verbal zu verbergen versuchte. Das glatte 1:4, mit dem sich das letzte Mitglied aus dem deutschen Silberteam bereits im Achtelfinale verabschiedete, passte überhaupt nicht in das Bild der strahlenden und erfolgreichen Tischtennis-Helden, die in Peking bis zum "schwarzen Donnerstag" beste Werbung in eigener Sache betrieben hatten.

"Vielleicht hat uns allen das Silber etwas den Wind aus dem Segel genommen", kommentierte Boll das kollektive Scheitern des Düsseldorfer Trios im Einzel. Vor dem Weltranglisten-Sechsten, der dem neun Ränge schlechter eingestuften Südkoreaner mit vielen einfachen Fehlern ("Das darf einfach nicht passieren") das Siegen leicht machte, mussten auch seine Clubkollegen Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß nach deutlichen Niederlagen ihre Schläger einpacken.

Abruptes Ende seiner dritten Olympia-Teilnahme

"Mutlos war ich nicht, auch wenn es vielleicht hilflos und ratlos aussah. Oh Sang Eun ist bärenstark, und ich habe nicht meine beste Leistung gezeigt. Das muss man akzeptieren. Ich werde noch mehr Olympia-Turniere spielen", sagte der 27 Jahre alte Linkshänder nach dem abrupten Ende seiner dritten Olympia-Teilnahme. Vor vier Jahren war er im Viertelfinale gegen Schwedens Tischtennis-Legende Jan-Ove Waldner gescheitert. Diesmal reist er mit Team-Silber im Gepäck zurück. "Jetzt haben wir vielleicht Zeit, diese Medaille etwas zu zelebrieren", sagte Boll.

"Wir hatten uns auf die Mannschaft konzentriert, konnten im Einzel aber nicht nachlegen", bilanzierte Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. Dem 19-jährigen Ovtcharov fehlte beim 1:4 im Achtelfinale gegen Ko Lai Chak (Hongkong) die Spannung. Süß unterlag in der dritten Runde mit 0:4 gegen den an Nummer vier gesetzten Ex- Europameister Wladimir Samsonow aus Weißrussland. "Ich hatte keinen Tunnelblick. Außerdem fehlte mir auch etwas die Kraft", sagte Ovtcharov, der zuvor in einer harten Sieben-Sätze-Partie den Rumänen Adrian Crisan vom Bundesligisten TTF Ochsenhausen besiegt hatte.

Auch die anderen Deutschen hatten kein Glück

"Dima hat dennoch eine perfekte Olympia-Premiere gefeiert", lobte Schimmelpfennig den Youngster. "Christian spielt einen Tick zu überhastet. Außerdem hatte er nicht das Glück des Tüchtigen", sagte Bundestrainer Richard Prause über Süß, der gegen Samsonow durch einen Kantenball um einen Satzgewinn gebracht wurde. Der Weißrusse flog eine Runde später in einem Krimi mit 3:4 gegen Schwedens Altstar Jörgen Persson aus dem Wettbewerb.

Gastgeber China zog mit allen drei Akteuren aus dem Gold-Team ins Viertelfinale ein und zeigte vor eigenem Publikum keine Anzeichen von Schwäche. Bisher hat noch kein Chinese eine Partie verloren. Bei den Damen erreichten drei Chinesinnen und Li Jia Wei aus Singapur das Halbfinale an diesem Freitag.

DPA
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