Der Start in den Olympia-Winter für das erfolgsverwöhnte Team um den dreifachen Turin-Sieger Michael Greis verlief zwar schleppend, dennoch sollen die deutschen Skijäger in Vancouver maßgeblich zu den vom DSV geforderten 15 Medaillen beitragen. Erst beim Heim-Weltcup in Oberhof raste Simone Hauswald Anfang des Jahres im Sprint zum ersten Weltcup-Sieg der Saison, davor zeigten die Deutschen vor allem am Schießstand Nerven.
"Vielleicht hat bei einigen der Kampf um die Olympia-Norm dafür gesorgt, dass sie verkrampft sind", sagt Frauen-Bundestrainer Uwe Müssiggang. Doch der erfahrene Coach und sein Männer-Kollege Frank Ullrich ließen sich von den Anlaufschwierigkeiten nicht aus der Ruhe bringen. "Der Fokus liegt ganz klar auf Vancouver. Es hat auch in der Vergangenheit Olympia-Winter gegeben, in denen es zu Beginn nicht lief, wir am Ende aber ganz vorne waren", sagt Ullrich gelassen.
Die Routiniers enttäuschten
Der frühere Weltklasse-Biathlet setzt in den Bergen von Whistler vor allem auf Goldjunge Greis. Der 33-Jährige sorgte in Oberhof als Zweiter für den ersten Podestplatz der Männer, scheint rechtzeitig für den Saisonhöhepunkt in Schwung zu kommen. "Ich will noch einmal als Olympiasieger nach Hause kommen", sagt Greis, dessen Stern vor vier Jahren in Turin mit drei Siegen aufging.
Der Rest in Ullrichs Team tat sich hingegen schwer. Vor allem die Routiniers Alexander Wolf, Andreas Birnbacher und Michael Rösch enttäuschten, dafür weckten die nachrückenden Arnd Peiffer und Simon Schempp besonders mit Blick auf die Staffel Hoffnungen. Vize-Weltmeister Christoph Stephan bewegte sich mit seiner flippigen Art hingegen wieder einmal zwischen Genie und Wahnsinn. Von Gold bis Absturz ist für den 24-Jährigen in Vancouver alles möglich.
Eine Medaillenbank sollen wieder die Frauen um Kati Wilhelm werden. Mit der dreifachen Olympiasiegerin, der sechsfachen Weltmeisterin Magdalena Neuner, Simone Hauswald, Andrea Beck und Andrea Henkel hat Müssiggang gleich fünf heiße Eisen im Feuer. "Es wird nicht einfach, die Staffel aufzustellen", räumt er ein.
Sorgen bereitet bislang Neuner. Die 22-Jährige musste zunächst den Weltcup-Auftakt in Östersund wegen eines grippalen Infektes auslassen, verpasste dann wegen Rückenproblemen die Rennen in Oberhof. Wenn Neuner fit war, überzeugte sie jedoch - im slowenischen Pokljuka stürmte sie auf die Plätze zwei und drei. "Mein Ziel ist eine Medaille", sagt die Wallgauerin vor ihren ersten Spielen. Ihrem letzten Olympia-Auftritt fiebert Wilhelm entgegen. "Da will ich noch einmal ganz nach oben."