Protest von Shin A Lam Einspruch für 500 Franken

Von Max Scherping
In Tränen aufgelöst saß Shin A Lam, die südkoreanische Fechterin, nach ihrem Halbfinale gegen Britta Heidemann wartend an der Planche. Ihr Verband legte Protest ein - und musste dafür bezahlen.

An dieses Bild werden wir uns noch erinnern, wenn die Olympischen Spiele längst vorbei sind: Shin A Lam, die südkoreanische Fechterin sitzt weinend, ratlos, aufgewühlt auf der Planche wartet. Und wartet. Wartet endlose Minuten, am Ende fast eine halbe Stunde darauf, dass ein Schiedsgericht über ihren Protest gegen die Wertung des Halbfinales gegen die Deutsche Britta Heidemann befindet.

Die Fechtjury entschied sich letztlich zugunsten von Britta Heidemann, die in der Folge die erste deutsche Olympia-Medaille gewann. Warum die Entscheidung allerdings so lange auf sich warten ließ, kommt erst jetzt heraus: Ein südkoreanischer Funktionär musste zunächst zum Geldautomaten nahe der Fechtarena rennen, 500 Schweizer Franken abheben – und so für seinen Protest bezahlen.

500 Franken mehr auf dem Konto

Bezahlen? Für einen Protest? Dieses Procedere ist durchaus üblich: Bei Olympia sind die vom Komitee anerkannten internationalen Fachverbände für die Regeln ihrer Disziplinen verantwortlich. Und fast alle Dachverbände fordern für Proteste eine Gebühr – sie variiert von Verband zu Verband. Die Begründung für die skurille Regel: Man wolle eine Inflation von Protesten verhindern. Da die Entscheidung unmittelbar getroffen wird, muss sofort in bar oder per Kreditkarte gezahlt werden. Wird der Einspruch, wie in diesem Fall, abgewiesen, behält der Verband den Betrag ein. In diesem Fall hatte der Internationale Fechtverband 500 Franken mehr auf dem Konto.

Das japanische Turnerteam musste dagegen nur 100 Dollar berappen, um Einspruch gegen die Wertung ihres Schützlings Kohei Uchimura am Seitpferd einzulegen. Der Protest war erfolgreich, die japanischen Turner gewannen im nachhinein Silber im Team-Wettbewerb – und die 100 Dollar gab es zurück. Auch bei den Turnern müssen nur erfolglose Einsprüche bezahlt werden.

Zeit sparen mit der Kreditkarte

Die Boxer haben wiederum andere Zahlungsbedingung: Vor dem Protest sind 500 Dollar fällig, selbst wenn der Protest erfolgreich ist, behält der Verband 100 Dollar ein. Am billigsten ist Taekwondo: Dort sind Proteste gratis. So eine Regel hätte dem südkoreanischen Funktionär viel Stress erspart. Dabei hatte er noch versucht, zeitsparend mit einer Kreditkarte zu bezahlen. Aber er besaß nur American Express – und bei Olympia nehmen sie nur Visa.

PRODUKTE & TIPPS