Wenn in dieser Woche die Darts-WM in London beginnt, ist Beau Greaves bereits Weltmeisterin. Allerdings beim eigenen Frauen-Turnier und beim Verband World Darts Federation (WDF). Zwar erhielt die 19 Jahre alte Greaves für ihre Titelverteidigung im Lakeside Country Club einen Siegerscheck über 25.000 Pfund (rund 29.000 Euro). Die öffentliche Wahrnehmung für das Turnier aber war gering. Das wird beim Turnier der PDC im berühmten Alexandra Palace ab diesem Freitag (20.00 Uhr/Sport1 und DAZN) anders sein.
Greaves wäre gerne bei beiden Turnieren gestartet, doch die PDC verbot einen Doppelstart und stellte die Engländerin vor eine schwierige Entscheidung. Das Supertalent entschied sich dafür, den Frauen-Titel zu verteidigen und auf einen Start in London zu verzichten. "Es war natürlich keine leichte Entscheidung, aber ich bin sehr zufrieden, dass ich mich für die WDF-WM entschieden habe", sagte Greaves.
Beau Greaves ist die beste Frau im Darts
Die junge Athletin stammt aus dem nordenglischen Doncaster, wo sie mit zehn Jahren mit dem Dartspielen im Zimmer ihres Bruder begann. Schnell stellte sich heraus, dass Greaves ein echtes Naturtalent ist. Mit zwölf vertrat sie England bei internationalen Jugendmeisterschaften und reiste bereits kreuz und quer über den Kontinent. Allerdings lief ihr Aufstieg nicht ohne Probleme. Ein ganzes Jahr lang litt Greaves an der Dart-Krankheit Dartitis, eine psychische Blockade, die dazu führt, dass die Athleten den Dart nicht mehr zum richtigen Zeitpunkt loslassen, oder gar ganz verzweifeln, wenn sie vor der Scheibe stehen. Doch die schlimme Phase überwand sie und spielt seit 2021 bei den Senioren.
Zuletzt sorgte sie für Aufsehen, als sie erneut bewies, dass sie locker mit den Männern mithält. Bei der Grand Slam of Darts ließ sie dem deutschen Senkrechtstarter Ricardo Pietreczko beim spektakulären 5:1 keine Chance.
Greaves fehlt der Darts-WM als Aushängeschild
Dass Greaves nicht an der PDC-WM teilnimmt, ist für den bedeutendsten Wettbewerb im Dart ärgerlich, weil ein aufstrebender Star fehlt. Doch die PDC steht in Konkurrenz zu den anderen Verbänden und achtet streng darauf, dass die großen Turniere nur von den eigenen Athleten bestritten werden.
Sportlich ist Greaves deutlich stärker als die WM-Starterinnen Fallon Sherrock, ebenfalls aus England, und die Japanerin Mikuru Suzuki einzuschätzen. Gerade deshalb wäre es interessant gewesen zu erleben, ob Greaves hält, was sie verspricht. Die Weltelite ist zumindest begeistert. Ex-Weltmeister Rob Cross sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Sie ist eine atemberaubende Spielerin. Sie hat die Zeit voll auf ihrer Seite. Sie ist so jung. Sie wird immer besser. Wenn sie sich weiter steigert, kann sie auch die Männer-WM eines Tages gewinnen."