So richtig wohl fühlt sich Gabriel Medina an Land nicht. Vor ihm steht dieser Typ mit dem Mikro in der Hand und der stellt immer wieder die gleichen Fragen. Wie das denn so ist, die Nummer eins der Welt zu sein. Wie er den berühmten Kelly Slater geschlagen hat bei diesem Wahnsinnsevent mit den Wahnsinnswellen auf Tahiti, und ob er, der Jungspund, denn wirklich schon reif für den Weltmeistertitel sei.
Medina schaut in solchen Momenten häufig zur Seite. Das Interview ist wie üblich im Surfsport auf Englisch. Und das - man merkt es ihm an - spricht er, der Brasilianer, vor laufender Kamera nicht so gerne. Auf die vielen Fragen gibt er meist ähnlich karge Antworten. "Es war super da draußen in den Wellen", sagt er dann, oder: "Danke an die Fans für die Unterstützung."
Erster Surfweltmeister aus Brasilien?
Gabriel Medina ist gerade einmal 20 Jahre alt und dennoch blickt die gesamte Surfwelt gespannt auf ihn. Dieser zierliche, fast zerbrechlich klein wirkende Brasilianer führt die Weltrangliste an. Er könnte der erste brasilianische Surfweltmeister werden. Das ganze Land steht Kopf. Surfen ist in Brasilien so populär wie nie zuvor. Stars wie Neymar lassen sich mit Medina fotografieren, senden ihm Grußbotschaften in den Sozialen Netzwerken. Selbst Politiker wünschen Medina Glück. Medina ist ein Megastar.
In diesen Tagen wird sich entscheiden, ob Medina das Zeug zum Champion hat. Bei den Pipeline Masters kommt es zu einem spektakulären Dreikampf um den WM-Titel: Medina, der junge Sport-Revolutionär, Kelly Slater, der beste Surfer aller Zeiten, der elfmalige Weltmeister, und Mick Fanning, der aktuelle Weltmeister, haben noch Chancen auf den Titel.
Lob der Konkurrenz
In Pipeline kommt es vor allem darauf an, große Wellen mit möglichst langen Tube-Rides zu erwischen. Darin sind Fanning und Slater die Meister. Medina gehört eher der jungen New-School-Generation an, er springt auf der Welle höher und weiter als seine beiden Kontrahenten, kann spektakuläre Manöver einbauen. Doch auch Medina hat in seinen zwei Jahren auf der Welttour gezeigt, dass er in großen Wellen viele Punkte sammeln kann. Vor den Pipe Masters lobt ihn Slater in höchsten Tönen: "In den großen Wellen von Tahiti war er der Wahnsinn."
Medina versucht derweil, locker zu bleiben, sich von den Erwartungen und den Lobeshymnen seiner Konkurrenten nicht unter Druck setzen zu lassen.
Vor dem Event bat der Veranstalter ihn, Slater und Fanning zum Interview. Die beiden etablierten Stars redeten minutenlang über den psychischen Druck im Titelrennen und über Wellenwahl. Medina beantwortete seine Fragen gewohnt kurz. Sein Résumé war so simpel wie überzeugend: "Egal wie es ausgeht. Ich will einfach Spaß auf dem Wasser haben."
Darum sollten Sie einschalten
Neben der sportlichen Spannung im Wettkampf liefert der Surfsport vor allem eines: Bilder, die entspannen. In der Totalen blickt der Zuschauer aufs ruhige Meer, Surfer paddeln, suchen nach den besten Wellen. Ein Heat (Durchgang) dauert dreißig Minuten, häufig entsteht das Gefühl, man säße 30 Minuten am Strand von Hawaii.
Hier können Sie das Event verfolgen
Die Organisatoren der Welttour streamen das Event live im Internet. Auf aspworldtour.com kann man jederzeit sehen, wann der Event je nach Wellenlage gestartet wird. Den Kommentar gibt es auf Englisch oder Portugiesisch.
Zum Abschluss noch ein kleiner Rückblick: Gabriel Medinas beste Momente beim Tahiti-Weltcup. Ähnlich spektakuläre Bilder darf man auch von den Pipe Masters erwarten.