Blut-Kampf "Niemals ans Aufgeben gedacht"

Der deutsche Weltmeister Arthur Abraham kämpfte sich mit doppeltem Kieferbruch zum Sieg. In der blutigsten Box-Nacht seit Jahren habe er sich jederzeit unter Kontrolle gehabt, sagt er jetzt.

Arthur Abraham würde es wieder tun - aber die Diskussion um die Gefahren des Boxens hat neue Nahrung erhalten. Der deutsche Box-Weltmeister hat in der blutigen Nacht von Wetzlar, in der er seinen Titel mit einem gebrochenen Kiefer verteidigte, zu keiner Sekunde ans Aufgeben gedacht. "Niemals", versicherte der 26 Jahre alte IBF-Champion von der Berliner Sauerland-Promotion nach dem dramatischen Fight, der für ihn auf dem Operationstisch endete. Er habe sich in dem Duell jederzeit unter Kontrolle gehabt, versicherte Abraham: "Sonst wäre ich k.o. gegangen."

Eine Diskussion über die Gefahren des Boxens finde aus diesem Anlass zu Unrecht statt, meinte Meistertrainer Fritz Sdunek. "Das ist eine Verletzung, wie sie immer mal wieder passieren kann. Deshalb muss man keine Lawine lostreten", sagte der Coach aus dem Hamburger Universum-Stall, der viele Boxer zu Weltmeistern formte. "Arthur hat gezeigt, dass er ein ganzer Kerl ist." Der Gesundheit war die Nacht von Wetzlar mit Sicherheit nicht zuträglich. Aber wenn das Geschäft brummt… 4,68 Millionen TV- Zuschauer wollten Abraham sehen, obwohl sie warten mussten, bis Andy Borg in der ARD mit seinem Musikantenstadl fertig war.

Dankbar, nicht das Handtuch geworfen zu haben

Nach dem Lob der Konkurrenz darf sich Abraham nun endgültig als "König Arthur" fühlen. Auch in Kassel, wo der gebürtige Armenier vor rund drei Jahren seine steile Profi-Karriere im Box-Camp von Lothar Kannenberg begonnen hat. Er versucht auf dem Gut Kragenhof, gestrauchelte Jugendliche auf den rechten Weg zurückzubringen. Sie alle saßen in der Halle - mit glänzenden Augen und Spruchbändern wie "Arthur ist unser Vorbild". Auch für die Jungs vom Kragenhof hat Abraham durchgehalten. "Sie brauchen für ihr Leben keine Drogen. Das ist der größte Scheiß. Sport ist das einzige Mittel, um sich friedlich auseinander zu setzen."

Natürlich hat Arthur Abraham, der bis zu seiner Einbürgerung vor knapp vier Wochen Avetik Abrahamyan hieß, zuallererst für sich gekämpft. Boxen hat dem Neu-Berliner aus Jerewan, der erst im zweiten Anlauf in Deutschland unterkam, zum sozialen Aufstieg verholfen, zu Perspektive und zur Aussicht auf Wohlstand. Das alles wollte er nicht verlieren. Und wahrscheinlich ist Abraham seinem Trainer Ulli Wegner schon jetzt dankbar, der nicht das Handtuch warf, "weil Arthur mir dafür in ein paar Tagen böse gewesen wäre".

Vielleicht hat’s ja auch doch nicht so weh getan. "Boxer stehen möglicherweise unter einer so hohen Adrenalinausschüttung, dass sie dann relativ schmerzunempfindlich sind", meinte Prof. Berthold Hell, der in Wetzlar unter den Zuschauern saß und Abraham dann sofort in seiner Klinik in Siegen operierte.

DPA

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