Die deutschen Handballer haben trotz einer kämpferischen Glanzleistung das Gipfeltreffen mit Europameister Frankreich verloren und müssen um den Einzug ins EM-Halbfinale zittern. In einem hochklassigen und dramatischen Duell unterlag der Weltmeister am Mittwoch in Trondheim mit 23:26 (10:11) gegen den Titelverteidiger, der sich damit vorzeitig für das Halbfinale qualifizierte. Nach dem von zwei bärenstarken Abwehrreihen dominierten Spiel muss die DHB-Auswahl im Endspiel um Platz zwei in der Hauptrundengruppen II an diesem Donnerstag (19.20 Uhr/ZDF) gewinnen, um noch Chancen auf eine Medaille zu haben.
Vor rund 2300 Zuschauern warf Michael Kraus (Lemgo/6) die meisten Tore für die deutsche Mannschaft. Der Kieler Nikola Karabatic (8) und Jerome Fernandez (7/2) trafen für Frankreich am besten. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen unbedingt gewinnen", hatte DHB- Vizepräsident Horst Bredemeier vor der Partie gefordert.
Spätestens seit der WM im Vorjahr haben
die ohnehin schon besonderen Duelle zwischen Deutschland und Frankreich an Brisanz gewonnen. Denn nach dem deutschen Sieg in der Hauptrunde (29:26) besiegte das DHB-Team auf dem Weg zum WM-Titel die Franzosen in einem packenden Halbfinale mit 32:21 nach zwei Verlängerungen. Anschließend erwies sich Frankreichs Trainer Claude Onesta als schlechter Verlierer und sprach von Betrug.
Seither ist das schon vorher schlechte Verhältnis zwischen Brand und seinem französischen Kollegen komplett zerrüttet. Er hat seine Freunde, ich habe meine", sagte der Bundestrainer. Trotzdem versuchte er, mögliche Schärfe aus dem Aufeinandertreffen zu nehmen. "Die Franzosen denken nicht an Revanche, sondern die wollen Europameister werden, um sich für Olympia zu qualifizieren", sagte Brand.
Im Vorfeld des Gipfeltreffens wurde der Bundestrainer
nicht müde, die Franzosen auf den Favoritenschild zu haben. "Wir wissen, dass die beste Mannschaft der Welt unser Gegner ist - neben uns. Aber wir haben sie zweimal geschlagen und werden versuchen, es wieder tun", meinte der Gummersbacher. Torhüter Johannes Bitter (Hamburg), der zunächst Henning Fritz (Rhein-Neckar Löwen) den Vortritt lassen musste, vertraute ganz der Taktikkunst von Brand. "Die Franzosen als Top-Favorit werden wohl von keinem zu stoppen sein. Aber da wird sich der Bundestrainer was ausdenken", erklärte er.
Der Plan war jedoch simpel. "In der Abwehr müssen wir bis an die Grenze arbeiten", forderte er. Dies setzten seine Spieler in der ersten Halbzeit mit Bravour um. Acht Minuten lang stand es 1:1. Zwar enteilten die Franzosen danach mit einem Zwischenspurt auf 4:1 (14.) und gar bis auf 8:4 (23.). Doch mit einer leidenschaftlichen Abwehrarbeit kauften die Weltmeister dem Favoriten den Schneid ab. Zudem war Fritz wie schon bei den beiden WM-Duellen ein sicherer Rückhalt hinter der deutschen Deckungswand.
So kämpfte sich das DHB-Team unter anderem durch drei Kontertore bis zur Pause auf 10:11 heran, und in der ersten Minute des zweiten Durchgangs markierte Pascal Hens (Hamburg) das 11:11. Doch nur wenig später erfuhr die deutsche Mannschaft eine herbe Schwächung: Beim Stand von 11:13 (34.) musste Abwehrchef Roggisch nach seiner dritten Zeitstrafe vom Feld. Doch auch davon ließen sich die Weltmeister nicht entmutigen, boten Frankreich weiter tapfer die Stirn, gerieten aber nach dem 21:21 (51.) ins Hintertreffen und verloren die Partie.
DPA/kbe