Der verletzte Oleg Velyky und der werdende Vater Markus Baur sind abgereist, doch der Optimismus im deutschen Lager ist ungebrochen. Während für Velyky die Handball- Europameisterschaft in Norwegen wegen der anberaumten Knieoperation schon nach dem ersten Spiel beendet ist, wird der Kapitän zu den entscheidenden Vorrundenspielen gegen Ungarn und Spanien am Wochenende zurückerwartet. "Für uns ist das eine neue Situation. Zum einen hoffe ich, dass Markus Baur rechtzeitig wieder anreist. Zum anderen wird morgen Lars Kaufmann nachnominiert. Und dann werden wir versuchen, den Verlust von Oleg Velyky einigermaßen zu kompensieren", sagte Bundestrainer Heiner Brand am Freitag in Bergen.
Für Verbandspräsident Ulrich Strombach bleibt das Weltmeister-Team trotzdem ein Titelanwärter bei dieser EM. "Es wird mir keiner übelnehmen, dass ich die optimistische Prognose, dass wir Europameister werden können, aufrechterhalte", sagte Strombach, der den Ausfall von Velyky als "Wermutstropfen" bezeichnete.
Velyky wird schnell operiert
Die Schreckensnachricht vom EM-Aus für Velyky hatte die Mannschaft am späten Donnerstagabend ereilt. Nach einer eingehenden Untersuchung im Krankenhaus wurde die erste Diagnose Einriss im rechten Außenmeniskus bestätigt. Die Verletzung hatte sich der Neu-Hamburger beim 34:26-Sieg gegen Weißrussland zugezogen. Schon am Montag soll sich der Pechvogel des deutschen Teams nach Absprache mit dem Hamburger Mannschaftsarzt Oliver Dierk in Heidelberg einer Arthroskopie unterziehen.
"Oleg nimmt diese Dinge inzwischen gefasst auf, auch wenn er geknickt war", sagte Brand. Velyky hatte nach überstandener Hautkrebserkrankung bereits bei der EM 2006 wegen der Folgen eines Kreuzbandrisses gefehlt. Und bei der rauschenden Heim-WM im Vorjahr verhinderte eine Sehnenverletzung unter dem Fuß seinen Einsatz.
Kompliziert wird der Eingriff dadurch, dass das rechte Knie schon einmal operiert worden ist. "Was den Operateur bei einem voroperierten Knie erwartet, kann man nicht sagen", erklärte der deutsche Teamarzt Berthold Hallmaier. Eine Prognose über die Dauer der Verletzungspause gab er deswegen nicht. Schwacher Trost für den HSV, der Velyky erst vor wenigen Tagen von den Rhein-Neckar Löwen verpflichtet hatte: Vom zweiten Spiel an, das er nicht für den Verein bestreiten kann, zahlt die Unfallversicherung des Deutschen Handballbundes (DHB). "Die Summe ist unbegrenzt", sagte DHB- Vizepräsident Horst Bredemeier.
Baurs Frau erwartet das dritte Kind
Während Velyky niedergeschlagen die Heimreise antrat, flog Markus Baur am frühen Morgen voller Vorfreude in die Heimat. Frau Marion erwartete das dritte gemeinsame Kind. "Er kam gestern Abend zu mir und ich habe ihm gesagt, dass er schnell abhauen soll", erzählte Brand. Er rechnete zwar mit der Rückkehr seines Spielmachers noch am Freitagabend, ließ ihm aber freie Hand, unter Umständen später wieder anzureisen. "In solchen Situationen ist das immer eine Entscheidung des Spielers", sagte der Bundestrainer.
Gerade in den bevorstehenden Partien gegen Ungarn an diesem Samstag (18.10 Uhr im Liveticker von stern.de) und gegen Spanien am Sonntag (16.30 Uhr) braucht Brand seinen Strategen besonders. Nicht zuletzt wegen des Ausfalls von Velyky. "Es fehlt ein überragender Einzelspieler, der in die Mannschaftsabläufe voll integriert ist. Er war in sehr guter Form. Wir müssen das wie immer ausgleichen", sagte Brand. Ob dies gelingt, muss der Weltmeister schon gegen die starken Ungarn beweisen, die den EM-Zweiten Spanien mit 35:28 distanziert hatten. "Wir sind gewarnt, nicht nur durch den Sieg, sondern auch die Art wie sie spielen", erklärte Brand, für den auch die Spanier nichts an Gefährlichkeit eingebüßt haben: "Die Spanier haben ähnlich wie wir nicht voll überzeugt. Man darf aber nicht den Fehler machen, sie jetzt zu unterschätzen."