Mit einer riesigen Sektfontäne auf dem Spielfeld hat der TBV Lemgo am Sonntag in Hamburg seinen dritten Gewinn des DHB-Pokals gefeiert. Allerdings wurde der 25:23 (9:10)-Finalsieg des Bundesliga-Spitzenreiters über den deutschen Handball-Meister SC Magdeburg von den finanziellen Problemen der HSG Nordhorn und einem unrühmlichen Auftritt ihres Managers Bernd Rigterink überschattet. Vor 4400 Zuschauern in der ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle warfen Markus Baur (9/4) für Lemgo und Olafur Stefansson (8/4) für Magdeburg die meisten Tore.
Drei rote Karte
In der 56. Minute sahen Lars-Hendrik Walther (Lemgo) und Stefan Kretzschmar (Magdeburg) wegen unsportlichen Verhaltens die Rote Karte. Lemgos Rückraumspieler Volker Zerbe musste in der 59. Minute nach drei Zeitstrafen vorzeitig vom Feld. Als bester Spieler der Pokalendrunde wurde Stefan Lövgren vom THW Kiel ausgezeichnet, bester Torhüter wurde der Magdeburger Christian Gaudin.
Erfolg »zwischendruch«
»Die Pflicht ist erfüllt, jetzt kommt nur noch die Kür. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Meisterschaft wollen, und jetzt holen wir auch die Schale. So ein Erfolg zwischendurch bringt den nötigen Schub«, freute sich Lemgos Manager Fynn Holpert, der auf dem Parkett die Magnum-Flasche Sekt geköpft hatte.
Gewinnen was geht
»Das, was wir gewinnen können, wollen wir gewinnen. Deswegen sind wir hier her gekommen«, sagte Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrandt vor dem Endspiel. Dafür bot der Vereins-Europameister ab Mitte der ersten Halbzeit sogar Spielmacher Oleg Kuleschow auf, der sich am Vortag bei einem Zusammenprall mit Nordhorns Andreas Larsson eine Prellung im bereits mehrfach operierten rechten Knie zugezogen hatte. Auch die Lemgoer wollten sich den Pokal nicht entgehen lassen. »Wer im Finale steht, will ein Finale auch gewinnen«, erklärte Manager Fynn Holpert und verwies auf einen zusätzlichen Anreiz: »Wer als Sieger vom Platz geht, hat die Euphorie für die letzten Wochen in der Bundesliga.«
Motivationsschub
Einen kräftigen Motivationsschub hatten beide Finalisten schon aus ihren Halbfinals mitgenommen. Bundesliga-Spitzenreiter Lemgo distanzierte den THW Kiel im Prestige-Duell mit 34:28. »Wir hatten fast keine Chance«, gab THW-Manager Uwe Schwenker zu, »wir haben eine Mannschaft, die fast auf den Brustwarzen kriecht. Ich wäre froh, wenn die Saison einigermaßen gut zu Ende geht.« Weit schwerer hatte es im Halbfinale der SC Magdeburg, der sich durch zwei Verlängerungen und ein Siebenmeter-Werfen mit 39:38 gegen die HSG Nordhorn ins Endspiel kämpfen musste. »Das war ja an Dramatik nicht mehr zu überbieten«, befand der Ligaausschuss-Vorsitzende Heinz Jacobsen.
Finanzielle Probleme in Nordhorn
Dessen Freude über ein hochkarätiges Handball-Spiel war jedoch spätestens am Sonntagvormittag verflogen und heftigem Unmut gewichen. Denn die finanziellen Probleme der Nordhorner, deren Schulden sich nach eigenen Angaben bis zum Saisonschluss auf 2,3 Millionen Euro summiert haben werden, umwölkten den sportlichen Glanz der Pokalendrunde. Dazu trug auch HSG-Manager Bernd Rigterink bei, der wesentlich zu spät und sichtlich indisponiert zum »Medien-Talk« erschien. »Wir haben gestern gefeiert, und zwar richtig lange, weil wir Werbung für den Handball gemacht haben«, erklärte er forsch.
Schuldenberg
Den Schuldenberg erklärte er mit einem Hallenbau »für Schule, Sport und Spitzensport«. Diese habe 15 Millionen Mark gekostet, von denen die Handball-GmbH der HSG ein Drittel finanziert habe. Dieses Geld fordert Rigterink nun von der Regional- und Kommunalpolitik ein, weil die Schulden die Lizenzerteilung für die kommende Spielzeit gefährdet. »Es ist keine Frage, dass es eine absolute Katastrophe wäre, wenn Nordhorn Meister wird und keine Lizenz bekommen kann«, sagte Jacobsen.
Immerhin wirft der Schuldenberg Fragen über die rechtmäßige Erteilung der jetzigen Spielgenehmigung auf. »Wir haben zwei Etat- Töpfe: einen für den Spielbetrieb und einen für die Bau-Altlasten. Der Spielbetrieb ist gesichert auf Jahre hinaus«, verkündete Rigterink, »Unmut darüber regt sich nur bei denen, die Angst vor uns haben.«
Von Martin Kloth, dpa