Ein Bandscheibenvorfall gefährdet die Fortsetzung der Karriere von Schwimm-Star Franziska van Almsick. Fünfeinhalb Wochen vor den deutschen Meisterschaften, die gleichzeitig als Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Juli in Japan gelten, sagte die 23 Jahre alte Berlinerin in einem Interview der Zeitung »Die Welt«: »So einen Wettkampf wie die Deutschen Meisterschaften oder die WM will ich nur noch, wenn ich 100-prozentig fit bin. Ich tue mir das nicht mehr an. Da ich finanziell abgesichert bin, kann ich natürlich abwarten und gucken, ob ich fit bin. Andere sind nicht in meiner Situation. Die plagen sich zum Beispiel mit Pfeiffer-Drüsenfieber und müssen trotzdem ran.«
Noch recht entspannt
Die Weltrekordhalterin über 200 m Freistil gibt sich kämpferisch: »Ich möchte nicht aufhören, obwohl ich jetzt den Bandscheibenvorfall habe. Das wäre das Letzte.« Sportarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt habe ihr versichert: »Das kriegen wir wieder hin.« Eine Operation sei nicht notwendig. Franziska van Almsick kann zur Zeit »allerdings nicht das trainieren, was ich möchte«. Aber: »Noch bin ich relativ entspannt.«
Kraft aus dem Privatleben
Privat fühlt sich die Weltmeisterin und Weltrekordlerin pudelwohl. Ihre Liebe zu Handballer Stefan Kretzschmar habe sie stark gemacht, der Gang in die Selbstständigkeit mit der Gründung eines eigenen Unternehmens und der Trennung von Manager Werner Köster sei eine neue Herausforderung. »Ich bin jetzt Jungunternehmerin. Das hat mir Ruhe gegeben. Ich habe das Leben neben meinem Sport in die richtigen Bahnen gebracht. Ich habe eine neue Liebe gefunden, beruflich weiß ich, was die Zukunft bringt«, sagt Franziska van Almsick.
Stachel »Sydney« sitzt tief
Nicht aus dem Kopf ist das sportliche Debakel von Sydney. »Die Zeit in Sydney wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind. Was ich da erlebt habe, war schon ein echter Hammer. Das tat schweineweh«, sagt sie heute. Ihre Gefühlslage von Sydney beschreibt »Franzi« so: »Ich hab damals, natürlich nur im Spaß, gesagt: Am liebsten würde ich ins Olympiastadion gehen, aufs Olympische Feuer klettern und mich runterstürzen. So war ich damals drauf.«
Neue Hoffnungen setzt die dreimalige Olympia-Teilnehmerin, auf die neue Führung im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) mit Christa Thiel als Präsidentin und Ralf Beckmann als Cheftrainer. »Ich find' es toll, dass eine Frau Präsidentin ist, davon erhoffe ich mir sehr, sehr viel. Ich hoffe, dass sie mal ein bisschen Schwung reinbringt.«
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