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Tennis Davis Cup - DTB-Team will gegen Frankreich ins Halbfinale

Statistik und individuelle Stärke sprechen eine deutliche Sprache: Deutschland geht als krasser Außenseiter in das Davis Cup-Viertelfinale gegen Frankreich. Mit Heimvorteil und Teamgeist will das DTB-Team die Überraschung schaffen, sportal.de hat sich die fünf Partien genauer angeschaut.

Statistik und individuelle Stärke sprechen eine deutliche Sprache: Deutschland geht als krasser Außenseiter in das Davis Cup-Viertelfinale gegen Frankreich. Mit Heimvorteil und Teamgeist will das DTB-Team die Überraschung schaffen, sportal.de hat sich die fünf Partien genauer angeschaut.

Kapitän Patrik Kühnen steht vor der schwierigen Aufgaben, das Debakel von Wimbledon aus den Köpfen zu bekommen und stattdessen die guten Ergebnisse aus den beiden Teamwettbewerben in den Vordergrund zu stellen. Immerhin siegte das DTB-Team in der ersten Runde des Davis Cups bei den favorisierten Kroaten mit 3:2 und auch beim World Team Cup in Düsseldorf glänzte die deutsche Mannschaft mit dem Turniersieg.

"Wimbledon war ernüchternd", gab Kühnen dann auch unumwunden zu. Kein Spieler schaffte es in die dritte Runde - die schlechteste Bilanz seit 24 Jahren. "Das ist natürlich ein sehr, sehr schwaches Gesamtbild", sagte auch die deutsche Nummer eins, Florian Mayer.

Vorjahresfinalist Frankreich - Serbien war mit Novak Djokovic vor heimischer Kulisse zu stark - ist deshalb der große Favorit auf den Einzug ins Viertelfinale. Mit Gael Monfils, Richard Gasquet und Jo-Wilfried Tsonga hat Kapitän Guy Forget drei Weltklasse-Leute zur Verfügung, der vierte Michael Llodra ist auf Position 28 der Weltrangliste immer noch besser platziert als drei Viertel des deutschen Teams.

Etwas überraschend verzichtet Forget im Einzel auf Wimbledon-Halbfinalist Tsonga, der nur im Doppel spielen wird. In der Rangliste ist Gasquet aber um drei Ränge besser platziert, aufgrund der hervorragenden Form rechneten viele Experten trotzdem mit Tsonga. Aber der Belag in Stuttgart gab letztlich den Ausschlag zugunsten Gasquets.

Kühnen setzt vor allem auf die Trumpfkarte Heimvorteil, die im Davis Cup tatächlich eine große Rolle spielen kann. Nicht nur in Düsseldorf spielten Mayer, Philipp Kohlschreiber und Philipp Petzscher groß auf, in Halle gewann Kohlschreiber im Finale gegen Petzschner - das deutsche Publikum motiviert zu Bestleistungen. Auch der Teamgeist wird auf deutscher Seite groß geschrieben. "Diese Erfolge haben uns zusammengeschweißt", sagte stellvertretend Doppelspezialist Christopher Kas. Ob es für einen Sieg gegen Frankreich reichen kann, verrät sportal.de im Mann-gegen-Mann-Vergleich.

Florian Mayer - Richard Gasquet

Gäbe es nicht die noch frischen Eindrücke aus Wimbledon, könnte man von einem offenen Spiel sprechen. Denn eigentlich spielt Mayer ein gutes Jahr, auch wenn er immer noch auf seinen ersten Titel auf der ATP-Tour wartet. Doch seit dem Viertelfinaleinzug beim Masters in Rom funktioniert bei dem Bayreuther nicht mehr viel, symptomatisch für die aktuelle Form steht die ebenso klare wie unnötige Zweitrunden-Pleite gegen Oldie Xavier Malisse in Wimbledon (Mayer: "Der erste Satz Weltklasse, der Rest Kreisklasse.")

Vor kurzem hat Mayer der Öffentlichkeit erklärt, warum er 2008 für ein halbes Jahr an keinem Turnier teilnehmen konnte - der 27-Jährige litt am Burnout-Syndrom. Diese Zeiten sind vergessen, mittlerweile steht Mayer auf Platz 20 der Weltrangliste. "Florian geht mit großem Selbstbewusstsein auf den Platz und spielt besser denn je", findet Kühnen nur lobende Worte für seine Nummer eins. Die letzten Wochen wirkten bei Mayer trotzdem wie ein Rückfall in alte Zeiten, sein Spiel wirkte zögerlich, nur selten konnte er seine großen spielerischen Möglichkeiten auf den Court bringen.

Ohne einen Turniersieg hat sich Gasquet in der Weltrangliste nach oben gekämpft. Der 25-Jährige startete auf Rang 29 in das Jahr, durch gute Leistungen bei den Masters-Turnieren in Indian Wells und Rom sowie die Achtelfinal-Teilnahmen in Paris und Wimbledon arbeitete er sich auf Rang elf vor. Auf Asche hat der leichtfüßigere Gasquet Vorteile gegenüber Tsonga "Das wird ein schweres Match, Gasquet hat auf Sand gut gespielt", sagte Mayer nach der Auslosung. "Ich werde mich gut vorbereiten, damit ich topfit bin."

Prognose: Mayer findet seine Form wieder und bringt Deutschland 1:0 in Führung.

Philipp Kohlschreiber - Gael Monfils

Die vergangenen Wochen waren für Philipp Kohlschreiber ein kaum zu erklärendes Auf und Ab. Bei den Masters-Turnieren in Miami, Monte Carlo und Rom schied der Augsburger jeweils in der zweiten Runde aus. In München reichte es immerhin bis ins Viertelfinale und auch beim World Team Cup holte Kohlschreiber zwei wichtige Siege, bei den French Open kam dann aber das Aus in der ersten Runde. Völlig ohne Selbstvertrauen ging es dann nach Halle und dort gewann er plötzlich und überraschend das Turnier. Mit "breiter Brust" fuhr Kohli dann nach Wimbledon und es folgte wieder eine Erstrundenpleite.

Derzeit steht Kohlschreiber in der Weltrangliste auf Position 42, vor Wimbledon sprach er mal wieder von den Top 20 als Ziel. Vom Talent her ein mögliches Ziel, doch es fehlt an Konstanz und der mentalen Stärke. Oder wie Boris Becker es via Bild-Zeitung ausdrückte: "Die Djokovic', Nadals, Murrays und Tsongas haben etwas mehr Biss und den größeren Siegeswillen. Das ist der Unterschied. Die spielen gar nicht unbedingt immer besser."

Siegeswille ist auch ein gutes Stichwort, wenn der Name Gael Monfils fällt. Die französische Nummer eins läuft vor heimischer Kulisse oder wenn er sein Land vertreten darf regelmäßig heiß. Der gebürtige Pariser wird für seine emotionale Spielweise geliebt, auf Platz sieben der Rangliste ist er mittlerweile auch in erweiterten Weltspitze angekommen.

Prognose: Wie vor einem Jahr in der ersten Runde ist Monfils für Kohlschreiber eine Nummer zu groß - nach dem ersten Tag steht es 1:1.

Christopher Kas/Philipp Petzschner - Michael Llodra/Jo-Wilfried Tsonga

Wer den Punkt im Doppel schon fest eingeplant hat, muss sich vorsehen. Mit Christopher Kas (Weltranglistenplatz 27) und Petzschner (24) hat Kühnen zwar zwei absolute Spezialisten im Kader, doch Michael Llodra (7) ist der derzeit am besten platzierte Doppelspieler in beiden Kadern. Der Franzose stand, ebenso wie Kas an der Seite von Alexander Peya (AUT), im Halbfinale von Wimbledon. Zudem hat Llodra im Doppel ein glänzende Davis Cup-Bilanz, in 21 Spielen mit sieben unterschiedlichen Partner feierte er 15 Siege.

Soviel Erfahrung bringen Kas und Petzschner nicht mal zusammen auf, Kühnen nominiert die beiden Spätstarter noch nicht so lange. Petzschner wäre auch ein Kandidat für das Einzel gewesen, doch er soll sich ganz auf den Samstag konzentrieren. Der Wimbledon-Sieger von 2010 schaffte es auch in diesem Jahr ins Viertelfinale, scheiterte dort mit Jürgen Melzer allerdings an den späteren Siegern, den Bryan-Brüdern aus den USA.

Prognose: Die doppelten Spezialisten setzen sich durch, Deutschland holt den Punkt im Doppel.

Florian Mayer - Gael Monfils

2004 wurde Mayer nach dem Einzug ins Viertelfinale von Wimbledon zum ATP-Newcomer des Jahres gewählt, doch seitdem stand er nur in acht Einzeln im Davis Cup auf dem Platz. Die Bilanz ist durchwachsen, vier Erfolgen stehen auch vier Pleiten gegenüber. Doch an den Stuttgarter Weißenhof hat Mayer gute Erinnerungen, im Playoff 2010 holte er gegen Südafrika zwei Siege.

Noch zwei Spiele weniger tauchen in der Bilanz von Monfils auf. Die Masse an guten Spielern ließ ihn erst 2009 debütieren, Monfils startete mit einer Niederlage gegen Thiemo de Bakker. Danach folgten vier Siege gegen Kohlschreiber und die Hochkaräter David Ferrer, David Nalbandian und Janko Tipsarevic, gegen Djokovic im Finale 2010 wurde er dann aber nahezu vorgeführt.

Prognose: Mayer kann die Leistung vom Freitag nicht bestätigen und vergibt den ersten Matchball.

Philipp Kohlschreiber - Richard Gasquet

Im direkten Duell steht es 2:0 für Gasquet, die beiden Spiele liegen aber schon viele Jahre zurück. Trotzdem ist der Franzose favorisiert, die aktuelle Form, aber auch das Potential auf Sand, sind ein Plus für Gasquet. Im Davis Cup hat sich der sechsfache Turniersieger bisher aber immer eher schwer getan, fünf Siegen stehen fünf Niederlagen gegenüber. Hier ist die Bilanz von Kohlschreiber besser, bei fünf Pleiten konnte er immerhin neun Erfolge feiern.

Prognose: Wenn das Viertelfinale zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nicht entschieden sein sollte, wird Kohlschreiber an der Drucksituation scheitern. Gasquet, wenn er denn nicht kurzfristig durch Tsonga ersetzt werden sollte, holt den entscheidenden dritten Punkt für Frankreich.

Fazit: Teamgeist und Heimvorteil werden tatsächlich zu einem wichtigen Faktor für das deutsche Team und lassen die Träume vom Halbfinale lange am Leben halten. Letztlich wird die französische Mannschaft aber zu stark sein.

Marcus Krämer

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