Serena Williams hat zum zweiten Mal nach 1999 die US Open in New York gewonnen. Mit einem 6:4, 6:3-Sieg über ihre Schwester Venus in 72 Minuten entschied die 20-Jährige French-Open- und Wimbledonsiegerin am Samstagabend (Ortszeit) das vierte Familienduell in einem Grand-Slam-Finale innerhalb von zwölf Monaten für sich. Für ihren Sieg kassierte die Weltranglistenerste 900 000 Dollar.
Im familien-internen Duell hat Serena Williams dank ihres insgesamt vierten Grand-Slam-Sieges mit Venus gleichgezogen und für einen Eintrag in die Geschichtsbücher gesorgt. Drei Grand-Slam-Titel innerhalb eines Kalenderjahres hatte zuletzt 1997 die Schweizerin Martina Hingis gewonnen. Drei Siege in Serie schaffte bei den großen Turnieren als Letzte Steffi Graf, als sie 1996 ebenfalls nacheinander bei den French Open, in Wimbledon und in New York erfolgreich war.
Einstand bei den Williams-Schwestern
Serena Williams hatte ein pinkfarbenes Jäckchen über ihren sündhaft engen, schwarzen Einteiler gestreift. Vorsichtig wiegte die US-Open-Siegerin mit den blond gefärbten Haaren zum zweiten Mal nach 1999 die silberne Trophäe im Arm. Doch so richtig freuen mochte sie sich über ihren mit 900 000 Dollar versüßten dritten Grand-Slam-Titel in Serie nicht. Der Grund war Venus. Die entthronte Titelverteidigerin stand hinter ihr und kämpfte mit den Tränen. »Wir gehen heute beide als Sieger heim«, versuchte Serena ihre große Schwester zu trösten. »Ich bin so stolz auf sie. Sie hat es verdient«, gab die ältere der beiden Tennis-Ikonen nach ihrer 4:6, 3:6-Niederlage zurück.
Es ist immer das gleiche: Der einen Freud? ist der anderen Leid. Weil zwei der fünf Töchter von Richard und Oracene Williams so gut Tennis spielen, wie derzeit keine andere Frau in der Welt, sind sie auch permanent dabei, sich weh zu tun. Zum vierten Mal standen sich Serena und Venus in den letzten zwölf Monaten in einem Grand-Slam- Finale gegenüber. In diesem Jahr hat nur Serena gewonnen und damit geschafft, was zuletzt 1997 Martina Hingis aus der Schweiz glückte - drei Grand-Slam-Titel in einem Kalenderjahr zu gewinnen. Drei Titel in Serie schaffte als Letzte vor Serena 1996 Steffi Graf.
Immer wieder werden die Williams-Schwestern gefragt, was sie bewegt, sich Bälle mit 160 km/h um die Ohren zu hauen. Das sind Aufschlaggeschwindigkeiten, die vielen Herren zur Ehre gereichen würden. »Wenn ich raus gehe, und gegen sie spielen muss, ist sie eine Gegnerin, was sonst«, fragte Venus Williams, die als die Denkerin und die elegantere der beiden jungen Frauen gilt. Die Sport-Psychologin Pat Bramwell aus Staten Island hat einen anderen Aspekt an dieser grausam-schönen Rivalität entdeckt: »Es ist wie ein Tanz, und es geht nur um Schönheit und Freude. Und ich glaube, sie wissen das. Wenn du wirklich gut bist in etwas, dann willst du den besten Wettbewerb, sogar wenn du nicht gewinnst.«
Die Crux ist, dass mit dem Power-Tennis der Afro-Amerikanerinnen kaum eine andere Spielerin mehr mithalten kann. Wer ein Turnier gewinnen will, in dem beide Williams am Start sind, der muss auch beide schlagen, weil sie auf Grund ihrer Spitzenpositionen in der Weltrangliste in jeweils einer Hälfte der Setzliste auftauchen. Je vier Grand-Slam-Titel konnten beide inzwischen gewinnen.
»Sie haben das Damen-Tennis rekonstruiert und wie Tiger Woods im Golf das Spiel auf ein höheres Niveau gehoben«, urteilte die amerikanische Tennis-Legende Jimmy Connors anerkennend. Schon werden aber auch Stimmen laut, die beklagen, dass die Dominanz der Williams- Schwestern auf die Dauer die Konkurrenz lähme. »Warum sollte das schlecht für das Tennis sein? Ich habe noch keinen getroffen, der kein Williams-Finale mehr sehen will«, sagte die 22-jährige Venus sichtlich genervt.
Die jüngere, die frechere, die auf lange Sicht wohl auch stärkere der beiden Schwestern kümmerte sich nicht um die Grantler. Die 20- Jährige strahlte nach ihrem ersten Grand-Slam-Sieg als Weltranglisten-Erste ihre Trophäe an. Alle vier großen Turniere hat sie in diesem Jahr nicht spielen können. Bei den Australian Open fehlte sie wegen einer Knöchelverletzung. Es ist ein verlockendes Ziel, nach Paris, Wimbledon und New York im neuen Jahr gleich Melbourne zu gewinnen: »Das wäre dann zwar kein Grand Slam, aber ein Serena Slam.«