WM-Ausscheidungskampf Schlacht der Stallgefährten

Beide waren schon Weltmeister und beide wollen es wieder werden. Nun stehen erstmals die Stallgefährten Felix Sturm und Bert Schenk sich im Ring gegenüber - nur dem Sieger winkt die Aussicht auf einen neuen WM-Kampf.

Zwei Ex-Weltmeister, ein Stallduell. Die WM-Ausscheidung im Profi-Boxen zwischen den Teamgefährten Felix Sturm (Leverkusen) und Bert Schenk (Magdeburg) aus dem Hamburger Universum-Stall am Samstag in Leverkusen (22.00/ZDF) garantiert reichlich Zündstoff. Nur der Sieger im Duell um die internationale WBO-Meisterschaft im Mittelgewicht darf anschließend um die Weltmeisterschaft boxen. Klaus-Peter Kohl, Manager der beiden Rivalen, macht sich nach der Auseinandersetzung auf den Weg nach Puerto Rico und Miami, um mit WBO-Präsident Francisco Valcarcel und den großen amerikanischen Promotern einen baldigen WM-Kampf zu verabreden.

Sturm haushoher Favorit

Box-Fans erwarten nahezu einträchtig Sturm als Sieger. Beim Internet-Wettanbieter Intertops werden bei einem Einsatz von zehn Euro lediglich elf Euro für einen Sieg des 26 Jahre alten WBO-Meisters ausgezahlt. Für einen Schenk-Erfolg gibt es dagegen stattliche 55 Euro. Ein derart immenses Gefälle, so meinen Zocker erstaunt, gebe es höchstens, wenn im DFB-Pokalwettbewerb Rekordmeister Bayern München gegen den TSV Völpke antreten muss. Hier aber treffen zwei Ex-Weltmeister aufeinander. Der 34-jährige Schenk (37 Kämpfe/36 Siege), der sich früher mit einem unsoliden Lebenswandel selbst manchen Knockout versetzt hatte, war 1999 WBO-Champion. Sturm (23 Kämpfe/22 Siege) besaß von September 2003 bis Juni 2004 den Titel desselben Verbandes.

"Sturm ist Favorit. Aber Schenk kann durchaus durch K.o. gewinnen", meint Jean-Marcel Nartz, Technischer Leiter bei Universum Box-Promotion. Sturm ist der jüngere, vitalere, beweglichere Boxer, dem die Zukunft gehört; Schenk der erfahrenere, dessen weitere Profi- Karriere auf dem Spiel steht. "Bei einer deutlichen Niederlage wäre das Thema für ihn wohl durch", glaubt Nartz. Dagegen will Sturm, der durch die umstrittene Punkt-Niederlage im eindrucksvollen Kampf im vorigen Jahr gegen Superstar Oscar de la Hoya (USA) für Aufsehen gesorgt hatte, die Türen zum lukrativen USA-Markt weit aufstoßen.

"Ich habe das Zeug zum Weltmeister", behauptet Sturm. Der in Leverkusen geborene Sohn bosnischer Einwanderer, der einst Adnan Catic hieß, wird in der verbandsübergreifenden Weltrangliste an Nummer 3 geführt. Selbst Ex-Weltmeister Roy Jones applaudiert dem Deutschen. "Er hat den besten Jab von allen Mittelgewichtlern", schwärmt der Amerikaner. "Aber ihm fehlt es an Punch. Da scheiden sich die Geister."

Hoffnungsträger in Universum-Stall

Nach der Trennung von den Klitschko-Brüdern und dem gescheiterten WM-Comeback von Dariusz Michalczewski ist Sturm der Hoffnungsträger in Universum-Stall. Als Wunschgegner nennt er den 40 Jahre alten Bernard Hopkins (USA), der bei den vier großen Boxverbänden (WBA, WBC, IBF, WBO) die WM-Titel hält. Doch Nartz meint: "Hopkins wird im Laufe des Jahres alle Titel niederlegen. Er macht höchstens noch einen Kampf gegen Halbschwergewichts-Weltmeister Glencoffe Johnson."

Der amerikanischen TV-Kanal HBO hat bereits einen Gegner für Sturm auserkoren. "Wir wollen, dass er gegen Jermain Taylor antritt", sagt HBO-Vizesportchef Carrey Davis. Der mit Sturm gleichaltrige US-Boxer hat seine 23 Profi-Kämpfe allesamt gewonnen, davon 17 durch K.o. und wird in seiner Heimat als ähnlicher Himmelsstürmer wie Sturm gefeiert. Dem Deutschen wäre auch das recht. "Am liebsten würde ich in Amerika kämpfen", bekennt er selbstbewusst.

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Franko Koitzsch und Gunnar Meinhardt/DPA

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