Branchen Logistik- und Transportgewerbe erwartet Impulse

Für die deutsche Transport- und Logistikbranche ist die EU-Erweiterung ein zweischneidiges Schwert: Einerseits rechnen alle Fachleute mit steigenden Gütermengen, andererseits wächst der Wettbewerb durch neue Konkurrenten.

Für die Transport- und Logistikbranche in Deutschland ist die EU-Erweiterung ab Mai ein zweischneidiges Schwert: Einerseits rechnen alle Fachleute mit steigenden Gütermengen, die in die neuen EU-Staaten zu transportieren sind oder von dort kommen. Das sind Chancen. Andererseits wächst der Wettbewerbsdruck durch Konkurrenten aus Mittel- und Osteuropa, die im Straßentransport ohnehin schon beträchtliche Marktanteile gewonnen haben. Das sind Risiken. Profitieren werden auf jeden Fall die Häfen und die gesamte Ostseeregion sowie Logistik-Dienstleister, die sich direkt in den neuen EU-Ländern engagieren.

Der Osten rückt noch näher

"Wir stehen nicht zitternd hier und warten auf die Attacken der Konkurrenz", sagt Volker Strube vom Verein Hamburger Spediteure. Schon heute fahren deutsche Speditionsunternehmen nur dann mit eigenen Lkw Richtung Osten, wenn der Kunde das ausdrücklich wünscht, etwa weil er besonders hochwertige Waren zu befördern hat. Alle übrigen Transporte werden an Subunternehmer vergeben und von diesen oftmals an weitere Subunternehmer. Wenn ein Lkw nach Polen fährt, sitzt in aller Regel auch ein Pole am Steuer. "Mit der EU- Erweiterung rückt der Osten noch näher", sagt Christine Beine von der Handelskammer in Hamburg. "Wo heute noch ein Pole fährt, könnte es bald ein Ukrainer oder Weißrusse sein."

Der Marktanteil deutscher Unternehmen beim Lkw-Verkehr in die Länder Mittel- und Osteuropas liegt nach Einschätzung des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) bei unter zehn Prozent, in einigen Ländern nahe Null. Im innerdeutschen Lkw-Verkehr hat die EU allerdings der Konkurrenz vorläufig einen Riegel vorgeschoben. Die so genannte Kabotage, das ist der Gütertransport im Inland, der von ausländischen Unternehmen erbracht wird, ist erst in fünf Jahren möglich. "Diese Zeit müssen die deutschen Unternehmen nutzen, um selbst leistungsfähige mittelständische Verkehrsunternehmen in den Beitrittsländern aufzubauen", heißt es beim BGL.

Generell wachsender Transportbedarf

Denn die Ansprüche an die Transportunternehmen werden zunehmen. Immer mehr Kunden wünschen sich hochwertige logistische Dienstleistungen aus einer Hand. "Der Transportbedarf nimmt zu, weil die Länder sich entwickeln, nicht nur wegen der EU-Erweiterung", sagt Strube. Schon im Vorfeld der Erweiterung haben viele Unternehmen wegen der niedrigen Lohn- und Sozialkosten Produktionskapazitäten nach Osten verlagert. Diese West-Unternehmen importieren Vorprodukte und exportieren teure Endprodukte. So sind zum Beispiel in Ungarn die Exporte je Tonne schon wertvoller als die Importe. Diese hochwertigen Güter benötigen auch hochwertigen Transport.

Um die Kunden in Richtung Osten zu begleiten, hat sich zum Beispiel das Hafenunternehmen Eurogate mit 26 Prozent an dem größten russischen Containerterminal Ust Luga 100 Kilometer westlich von St. Petersburg beteiligt. Die Häfen gehören zu den Gewinnern der EU-Erweiterung, weil sie als logistische Knotenpunkte die Transporte bündeln, allen voran der seit Jahren boomende Hamburger Hafen. So ist Hamburg der größte Hafen für die polnische Wirtschaft. Jährlich werden mehr als eine Million Tonnen Güter zwischen Hamburg und Polen auf dem Seeweg befördert. Allein der Containerverkehr mit den baltischen Staaten und mit Polen wuchs um mehr als ein Drittel. Diese Position will Hamburg als Drehscheibe zwischen Ostsee und Asien weiter ausbauen.

DPA
Eckart Gienke, dpa

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos