Fünf solvente Investoren sitzen auf ihren Stühlen und lassen sich von jungen Unternehmensgründern deren Geschäftsideen vortragen. Klingt langweilig? Ist es aber nicht. Vox hat es tatsächlich geschafft, aus dieser Ausgangslage eine prickelnde Fernsehsendung zu machen. Für "Die Höhle der Löwen" bedienen sich die Macher beim Prinzip verschiedener Castingshows: Die Investoren agieren ähnlich wie Juroren bei "DSDS": Kritisch beäugen sie die jungen Bewerber. Drücken ihnen manchmal in bester Bohlen-Manier fiese Sprüche rein. Umgekehrt verfügen die Bewerber aber ähnlich wie in "The Voice of Germany" über viel Macht: Ist ihre Geschäftsidee begehrt, können sie unter verschiedenen Investoren wählen.
So erging es zum Auftakt der zweiten Staffel den beiden Gründern der Firma "Heimatgut". Sie haben gesunde, fettarme Wirsingchips entwickelt, die ganz offensichtlich auch noch schmecken - denn alle fünf Juroren bissen an und wollten sich an dem Unternehmen beteiligen. Doch leider nicht zu den Bedingungen der Wirsing-Boys. Die wollten ursprünglich fünf Prozent ihrer Firmenanteile abgeben und dafür 125.000 Euro einsammeln. Drei Juroren forderten für diese Summe 30 Prozent. Nach einigem Rumgefeilsche erhielt Jochen Schweizer den Zuschlag - und bekam 15 Prozent Firmenanteile.
Echtes Geld für echte Firmen
Szenen wie diese sind hochspannend - weil es eben um echtes Geld, echte Firmen und die Zukunft dieser jungen Menschen geht. Mit dem echten Wirtschaftsleben hat dieses Gebaren freilich so viel zu tun wie Castingshows mit der Musikbranche: praktisch gar nichts. Denn die eigentlichen Deals, wo es um Euros, Prozente und Unternehmensstrategie geht, finden erst statt, wenn die Kameras ausgeschaltet sind. So sind in der ersten Staffel einige Geschäfte im Nachhinein geplatzt. Doch "Die Höhle der Löwen" kann auch Erfolge vorweisen: Zwei Einspielfilme zeigten, wie Gründer aus der ersten Staffel inzwischen blühende Unternehmen hervorgebracht haben. Das Startup "Meine Spielzeugkiste" etwa verschickte vor einem Jahr 1000 Spielzeuge pro Monat, inzwischen sind es 20.000. Und auch der Candy-Hersteller "Zuckerzahn" scheint zu florieren.
Ein Ziel, von dem das junge Startup Sixtyone Minutes ("Mit uns haben Sie mehr von der Stunde") nur träumen kann. Das Gründerpaar versuchte vergeblich, Interessenten für ihre Idee einer Personal-Assistant-App zu finden. Doch statt des ersehnten Kapitals ernteten sie nur böse Sprüche. Frank Thelen nannte ihr Konzept eine "verrückte und dumme Idee", Vural Öger schleuderte dem Paar entgegen: "Ihr überschätzt euch."
Keiner will in ein Kloprodukt investieren
Ein gemütlicher bayrische Unternehmer fuhr ebenfalls mit leeren Taschen heim. Er stellte seine Erfindung Tragfix vor, ein Produkt, das eine Trage- und Verschließfunktion für Säcke und Tüten vereint. Und auch für Thronjuwel fand sich kein Investor. Das WC-Antigeruchsspray, das Gestank nach dem Toilettengang unterbinden soll, wollte niemand haben. Oder wie es Lencke Steiner ausdrückte: "Ich möchte nicht in ein Kloprodukt investieren."
Dafür weckte ein junger Skater die Leidenschaft von Frank Thelen und Jochen Schweizer: Beide wollten sich an seiner Firma Kape beteiligen, die neuartige, viel stabilere Skateboards herstellt. Die beiden Investoren übertrumpften sich mit Angeboten - der junge Mann entschied sich schließlich für Thelen. Der war früher selbst Skater und fühlte sich plötzlich 20 Jahre jünger.
Natürlich darf man als Zuschauer jetzt nicht auf den Gedanken kommen, im Wirtschaftsleben ginge es zu wie auf einem orientalischen Basar. Dass sechsstellige Summen nach fünfminütigem Pitch vergeben werde und Firmenanteile nach Bauchgefühl zugeteilt werden - das gibt es dann doch nur in einer Fernsehshow. Die ist aber tatsächlich sehr unterhaltsam. Und das ist in Zeiten von Sommer-Dschungelcamp und "Promi Big Brother" schon sehr viel.