Die Angst ist wieder da: Wird es jetzt, wo der Winter da ist, wieder richtig teuer in deutschen Wohnstuben? Werden Strom und Gas erneut unbezahlbar, weil nach dem Urteil aus Karlsruhe 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt fehlen und Subventionen auch für Privathaushalte gestrichen werden müssen? Die Ampel ringt noch um den Haushalt 2024. Einigt sie sich nicht bis zur Weihnachtspause, kann sich die Lage für Energieverbraucher noch verschärfen.
Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte zunächst eine Ausgabensperre für die Bundesministerien verordnet und dann den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) auf Eis gelegt. Ausgerechnet. Aus ihm werden die Zuschüsse zu den hohen Strom- und Gaspreisen gezahlt, unter denen manche Verbraucher seit der Energiepreisexplosion 2021 noch immer leiden.
Die Gas- und Strompreisbremse sollte bis Ende April 2024 wirken; durch sie bezahlt der Staat die Mehrkosten für 80 Prozent des privaten Verbrauchs, wenn die Kilowattstunde Strom und Gas über 40 respektive zwölf Cent liegt. Dieser Zuschuss wird nun Ende des Monats auslaufen. Hinzu kommt: Nächstes Jahr müssen Gaskunden wieder den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zahlen; Berlin hatte ihn vorübergehend auf sieben Prozent gesenkt.
Schließlich steigen kommendes Jahr die Netzentgelte für Stromkunden um elf Prozent. Netzentgelte sind die Gebühren, die man für die Nutzung der Übertragungsnetze an die Netzbetreiber abführen muss; sie machen rund ein Fünftel des Strompreises aus. Auch diese Gebührenerhöhung wollte die Bundesregierung eigentlich im nächsten Jahr mit 5,5 Milliarden Euro aus dem WSF abfedern. Gerade laufen intensive Verhandlungen der Bundesregierung mit den Netzbetreibern. Bis Freitag, den 15.12. müssen sie die Höhe der Entgelte für 2024 veröffentlichen.
Was also kommt auf die Verbraucher bei ihren Energiekosten zu?
Das Aus der Gas- und Strompreisbremse werden die meisten Haushalte kaum spüren, heißt es beim Verbraucherportal Verivox. Die durchschnittlichen Stromkosten stiegen um einen Euro pro Jahr. Selbst den Kunden in der teuren Grundversorgung drohe keine Horrorabrechnung. Dort würden die durchschnittlichen Jahreskosten bei Strom unterm Strich um fünf Euro steigen, bei Gas um 82 Euro. Der Grund: Die aktuellen Marktpreise liegen bereits fast alle unter dem Strom- und Gaspreisdeckel. Verivox-Chef Daniel Puschmann sagt: "Der Energiemarkt hat sich längst wieder erholt, viele Versorger senken zum neuen Jahr ihre Preise." Bei Strompreissenkungen gehe es durchschnittlich zwölf Prozent abwärts, bei Gas rund 15 Prozent. Es lohne sich oft, zu einem preiswerteren Anbieter zu wechseln.
Etwas mehr wird die Haushaltskasse durch die höheren Netzentgelte belastet. Sie führen laut dem Vergleichsportal Verivox - ohne Staatszuschuss - in einem Durchschnittshaushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 kWh pro Jahr zu Mehrkosten von 100 Euro. Mit den Staats-Milliarden fiele der Anstieg gering aus. Die gute Nachricht: Die Gasnetzgebühren sinken 2024 im Gegenzug leicht um 1,4 Prozent.
Der höhere Mehrwertsteuersatz beim Gas wirkt sich am meisten aus. Verbraucht ein Durchschnittshaushalt 20.000 kWh pro Jahr, dürften 2024 für ihn laut Check24 gut 260 Euro Mehrausgaben anfallen. "Nur durch einen Anbieterwechsel gibt es für Gaskunden eine echte Entlastung“, sagt Check24-Energiechef Steffen Suttner.
Eine neue Situation ergäbe sich für Verbraucher, wenn es über den Winter überraschend zu Energieengpässen käme und die Börsenpreise für Strom und Gas erneut in die Höhe schössen. Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Im Moment liegt der Börsenstrompreis in Deutschland bei durchschnittlich zehn Cent pro Kilowattstunde, das ist etwa doppelt so viel wie vor der Energiepreiskrise. Der Gaspreis befindet sich in etwa auf dem Niveau von Anfang 2021.