Starker Euro, schwacher Dollar - der Wertverlust der amerikanischen Währung über die letzten Monate beschäftigte am Wochenende auch Vertreter der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7). Bei ihrem Treffen in Boca Raton (US-Staat Florida) sprachen sie sich für stabile Devisenmärkte aus und äußerten sich optimistisch über den weltweiten Wirtschaftsaufschwung.
Was bewegt die Abschlusserklärung?
Bundesfinanzminister Hans Eichel ist überzeugt, dass die Einigkeit der Minister von den Finanzmärkten registriert wird. Ob die Abschlusserklärung wirklich zur Beruhigung der Märkte beiträgt und der Höhenflug des Euro gestoppt werden kann, bleibt allerdings abzuwarten: Am Montagmorgen blieb der Euro unbeeindruckt von der G7-Erklärung weiter über 1,27 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete im frühen Handel 1,2739 Dollar und damit etwa so viel wie am Freitagabend.
"Außerordentliche Schwankungen und ungeordnete Bewegungen in den Wechselkursen sind in Hinblick auf das Wirtschaftswachstum unerwünscht", hieß es in der Abschlusserklärung. "Wir beobachten die Devisenmärkte genau und kooperieren wie angemessen." Wechselkurse müssten die wirtschaftlichen Fundamentaldaten widerspiegeln. "Es bedarf keiner weiteren Erläuterung", sagte Eichel. "Die Tatsache, dass wir uns einig sind, stellt einen großen Wert dar, den die Finanzmärkte auch zur Kenntnis nehmen werden", sagte Eichel anschließend.
Die Europäer fürchten um ihre Exportwirtschaft
Mit der unerwartet deutlichen Formulierung setzten sich die Europäer durch, die angesichts der Dollarschwäche und des starken Euro Schaden für ihre Exportwirtschaft fürchten. Der Dollar hat in den vergangenen zwei Jahren rund 29 Prozent an Wert verloren. US-Finanzminister John Snow spielte das Thema Wechselkurse dagegen herunter. Kein Wunder: US-Unternehmen profitieren vom starken Dollar, was Arbeitsplätze schafft und der Regierung vor allem im Wahljahr willkommen ist.
Erwartungen uneinheitlich
Auch Bundesbank-Präsident Ernst Welteke denkt, dass die Abschlusserklärung beruhigend auf die Märkte wirkt. Dem 'Handelsblatt' sagte Welteke: "Ich glaube, dass unser Text zu einer deutlichen Beruhigung der Märkte beiträgt." Die großen Kursschwankungen beeinträchtigten die Planungssicherheit von Unternehmen und Verbrauchern und schadeten dem Wachstum mehr als das Wechselkursniveau, sagte er der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'. Ein starker Euro sei der Geldpolitik "durchaus förderlich". Ein hoher Außenwert der Währung unterstützt das Bemühen, die Inflation niedrig zu halten. "Ist der Euro stark, können wir die Zinsen länger niedrig halten."
"Mit den G7-Aussagen ist lediglich der Status quo anerkannt worden und das bedeutet eine Abwertung des Dollar", sagte Devisenstratege Junya Tanase von JP Morgan Chase. Auch Devisenmarktanalyst Kikuko Takeda von der Bank of Tokio-Mitsubishi erwartet keine nachhaltige Wende.
Mehr tun für die Konjunktur
Für US-Finanzminister Snow war dann beim G7-Treffen auch das Thema Konjunkturanreize für die Weltwirtschaft interessanter. "Wir haben ein Wachstumsdefizit", sagte Snow. Die Minister und Notenbankchefs aus den USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan betonten zwar, dass die Konjunkturaussichten weltweit immer besser werden. Es bleibe allerdings noch viel zu tun.
Nach den Worten von Eichel sind dies in Europa weitere Strukturreformen. "Die Agenda 2010 hat eine große und positive Rolle gespielt", betonte er. In den USA gehe es vor allem um die Konsolidierung des Haushalts. Snow erläuterte den Plan seiner Regierung zur Halbierung des Haushaltsdefizits von heute 4,5 auf zwei Prozent den Bruttoinlandsprodukts (BIP) in fünf Jahren.