Bahnpreise Ärger um den "Bedienzuschlag"

Sind 2,50 Euro Aufpreis für eine Bedienung am Schalter oder Telefon gerechtfertigt? Die Bahn meint ja und fordert den Betrag mit der Erhöhung der Preise ab Mitte Dezember. Vor allem Politiker sind gegen die Einführung und sprechen von der "Arroganz eines Monopolisten". Jetzt soll das Verkehrsministerium einschreiten.

Gegen die geplante Extragebühr der Bahn von 2,50 Euro für Buchungen am Schalter formiert sich Widerstand. "Ich halte das für keine gute Idee", sagte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil in Berlin. Auch von der Bahngewerkschaft Transnet kam Kritik. FDP-Chef Guido Westerwelle forderte den Bund als Eigentümer der Bahn auf, den "Bedienzuschlag" zu stoppen. Die Regierung will allerdings nicht einschreiten, wie das Verkehrsministerium mitteilte.

Abschreckung für Kunden

Die Bahn hatte am Freitag Fahrpreiserhöhungen um durchschnittlich 3,9 Prozent angekündigt sowie zusätzlich einen neuen Aufpreis für Fahrkarten, die am Schalter gekauft werden. Nur wer im Internet oder am Automaten selber bucht, muss die 2,50 Euro pro Ticket künftig nicht bezahlen. Linke, Grüne und Umweltschützer hatten umgehend protestiert.

Auch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Kelber warf der Bahn vor, Kunden zu vergraulen. "Eine Preispolitik mit Strafgebühren ist nicht nachhaltig", sagte er der "Rheinischen Post". Mit dem Bedienzuschlag würden Kunden abgeschreckt, statt an die Bahn gebunden. SPD-Generalsekretär Heil sagte, alle Genossen, mit denen er gesprochen habe, teilten die Vorbehalte.

Weniger Reisezentren

Die Gewerkschaft Transnet nannte die Extragebühr ein "sehr fragwürdiges Signal". Der "personengestützte Verkauf" dürfe "aus unserer Sicht nicht extra kosten", sagte ein Sprecher. Er kritisierte, dass die Bahn die Zahl der Reisezentren seit 2003 von 1100 auf 700 heruntergefahren und dort erheblich Personal eingespart habe.

Westerwelle betonte gemünzt auf den Zuschlag: "Das ist die Arroganz eines Monopolisten." Der "Bild"-Zeitung sagte er, ältere Fahrgäste etwa, die mit einem Fahrkartenautomaten nicht zurechtkämen, würden abkassiert. "Ich fordere die Bundesregierung als Eigentümervertreter auf, diese Gebühr zu stoppen", wird Westerwelle zitiert. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Horst Friedrich, bekräftigte diese Forderung auch in einem offenen Brief an Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).

Das Verkehrsministerium erklärte jedoch, die Preise seien eine wirtschaftliche Entscheidung des Unternehmens. "Da enthalten wir uns auch eines Kommentars", sagte eine Sprecherin. Man werde sehen, wie die Gebühr bei den Kunden ankomme und gehe davon aus, dass Bahnchef Hartmut Mehdorn und das Management "ihre Konsequenzen ziehen werden, wenn man sieht, wie das funktioniert".

Der "Bedienzuschlag" wird nach Angaben der Bahn immerhin für 40 Prozent aller Tickets fällig, die heute noch am Schalter oder über das Telefon gebucht werden; die übrigen Fahrkarten werden schon jetzt über Internet oder Automaten vertrieben. Mit dem neuen Aufschlag von 2,50 Euro will die Bahn nach eigenen Angaben eine sogenannte Standortgarantie für ihre Reisezentren finanzieren. Wie lange der Erhalt der Beratungszentren gesichert wird, lässt der Konzern aber offen. Der Gewerkschaftssprecher sagte, die versprochene Zweckbindung sei neu. "Diese Zusage nehmen wir zur Kenntnis." Man werde die Bahn beim Wort nehmen.

AP
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