Überall auf der Welt werden gebrauchte Container dazu genutzt, neuen Wohnraum zu schaffen. Bei einigen Entwürfen sind die Container nur ein Teil eines neuen Hauses, bei anderen Designs bestehen ganze Hotels oder Wohnblocks ausschließlich aus den Stahlkästen. Ganz vorn mit dabei beim Projekt "Container zu Wohnraum" ist die deutsche Firma "Containerwerk". Auf der Mailänder Design Week haben die Stuttgarter nun ein atemberaubendes zweistöckiges Ensemble aufgestellt.
Die Vorteile von Containern als Bau-Modul sind bestechend. Container haben streng genormte Größen. Sie sind so robust ausgelegt, dass man sie übereinanderstapeln kann. Außerdem sind gebrauchte Container weltweit billig in großer Zahl zu haben. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Containers in der Frachtbranche beträgt nur dreizehn Jahre, aber sein Leben muss dann nicht zu Ende sein.
Gebäude bleiben mobil
Der große Vorteil von Bauten, wie sie Containerwerk präsentiert, ist die Grundeigenschaft der Container: Sie sind einfach zu transportieren. Ein Container benötigt nur einen normalen Sattelschlepper und nicht einmal einen Transport in Überbreite und kann mit Lkw und Schiffen schnell überall hin transportiert und dort aufgestellt werden. Damit eignen sich Containerensemble vor allem für temporäre Bauten – wie für einen Hostel-Komplex bei einem Festival.
In Städten mit Wohnungsnot könnten derartige Bauten für eine Zwischennutzung von leer stehenden Grundstücken dienen. Ist der politische Wille vorhanden, können Grünflächen oder Parkplätze zeitweise ein Containerdorf beherbergen.
In einem Schiffscontainer der Standardlänge von 40 Fuß - das sind etwa zwölf Meter - lässt sich durchaus ein Appartement mit einem Wohnraum inklusive Kochgelegenheit, einem Schlafzimmer und abgetrenntem Badbereich unterbringen.
Innovation bei der Isolierung
Ivan Mallinowski, einer der Gründer von Containerwerk, glaubt, dass seine Firma im Vergleich zu vielen Konkurrenten und Hobbybastlern mehr Know-how hat. Denn bei allen Vorzügen der Transportboxen haben sie auch einen großen Nachteil: Ein Container besteht komplett aus Metall. Er besitzt damit keine Lärm- oder Wärmeisolierung. Dieses Problem ist nicht einfach zu lösen. Denn auch ein High-Cube-Container misst nur 2,32 Meter Breite. Viel Raum für aufwendige Mehrschichtisolierungen bleibt da nicht, wenn der Wohnraum nicht enorm schrumpfen soll. "Isolierung ist das große Problem beim Bau von Häusern in Containern", so Mallinowski. "Wir bauen eine besondere Art der Isolierung. Es handelt sich um eine monolithische Isolierung, die in einem industriellen Verfahren hergestellt wird und den gesamten Behälter ohne Wärmebrücken umgibt." Wärmebrücken wären Gift für das Leben in so einem Mini-Appartement, denn an ihnen sammelt sich stets Schwitzwasser, was zu Rost und Schimmel führt.
Die Isolierung von Containerwerk macht Wandstärken von nur zehn Zentimetern möglich: "Wir können sehr dünne Wände bauen, sodass der Raum im Container so groß wie möglich bleibt." Dann dürften etwa 2,10 Meter nutzbare Breite übrig bleiben. Werden High-Cube-Module verwendet, fällt einem zumindest nicht die Decke auf den Kopf, die lichte Höhe beträgt dann über 240 Zentimeter.
Kein Einzelverkauf
"Der Wohnraum wird immer teurer, die Bebauungsdichte in den deutschen Städten ist am Limit und viele Menschen haben Mühe, die ständig steigenden Mieten zu bezahlen", sagt Containerwerk. Die Container könnten günstigen Wohnraum schaffen. Und in der Tat sind die ausgebauten Container nicht teuer. Sie kosten etwa 35.000 Euro – dabei sind aber Boden und Anschlusskosten nicht inkludiert. Allerdings können die mobilen Wohnungen nicht einzeln gekauft werden. Die Ausstattung wird für jeden Kunden individuell abgestimmt. Das Mindestvolumen eines Auftrags beträgt 20 Einheiten.