Förderalismusreform Schluss mit dem Ladenschluss

Möglicherweise wird bald ein Konsumententraum wahr: Shoppen rund um die Uhr. Jedenfalls will die Mehrheit der Länder den Ladenschluss an Werktagen beerdigen.

In elf Bundesländern sollen Geschäfte werktags durchgehend öffnen dürfen - das Ergab eine Umfrage der Deutschen Presseagentur am Donnerstag. Nur das Saarland plant keine Änderungen. Allerdings sollen Sonn- und Feiertage auch künftig geschützt bleiben.

Gesetzliche Grundlage für diesen Schritt ist Förderalismusreform, die an diesem Freitag aller Voraussicht nach vom Bundesrat gebilligt wird. Dann haben die Landesregierungen das Recht, selbst über die Ladenöffnungszeiten zu bestimmen.

Kein "Flickenteppich"

Vollständig freigegeben werden sollen die Ladenschlusszeiten von Montag bis Samstag in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Sonn- und Feiertage sollen - abgesehen von wenigen verkaufsoffenen Tagen - wie bisher fast überall tabu bleiben. Als einziges Bundesland will Mecklenburg- Vorpommern auch den Sonntag komplett freigeben. Im Saarland soll nach Angaben des Wirtschaftsministeriums alles beim Alten bleiben. Bremen, Sachsen und Bayern denken über eine Lockerung der Schlusszeiten nach. Wie weit das dann gehen soll, ist nach Angaben der Wirtschaftsministerien und des Bremer Senats noch nicht klar. In Rheinland-Pfalz gibt es noch keine Festlegung, hieß es aus dem Arbeitsministerium. Die neuen Öffnungszeiten könnten schon Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres Realität werden.

Der Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels forderte die Bundesländer auf, sich auf ein einheitliches Vorgehen zu verständigen. Ein "Flickenteppich" sei das Letzte, was die Branche wolle, sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr der dpa. Die Position des Saarlands sei nicht durchzuhalten. Sie benachteilige sowohl den Kunden als auch den Handel. Die Freigabe an den Werktagen sei inzwischen "gesellschaftlicher Konsens".

Enttäuschendes WM-Geschäft

Die Pläne für das 24-Stunden-Shopping stoßen allerdings auch auf Widerstand. Hessens Einzelhandelsverband will sich gemeinsam mit den Kirchen dagegen wehren. "Bis 20 Uhr reicht völlig aus. Das hat das eher enttäuschende WM-Geschäft gezeigt", sagte Verbandspräsident Frank Albrecht. Die Umsätze seien hinter den Erwartungen zurück geblieben, teilweise habe es sogar Netto-Einbußen gegeben.

Ein ähnliches Resümee zieht auch der Einzelhandel in Hamburg, Thüringen, Sachsen und Bayern. In vielen Läden reichten die Einnahmen nicht aus, um die zusätzlichen Kosten für das Personal zu decken, sagte ein Sprecher des Hamburger Einzelhandels. Nur der Handel in Berlin war mit den Umsätzen während der WM zufrieden.