Iain Duncan Smith Britischer Politiker verteufelt Homeoffice: Selbst im Krieg seien die Menschen zur Arbeit gekommen

Iain Duncan Smith
Iain Duncan Smith, früherer Chef der Konservativen Partei und ehemaliger britischer Arbeitsminister, ist kein Freund des Homeoffice
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Der ehemalige britische Arbeitsminister Iain Duncan Smith fordert, dass Staatsdiener wieder im Büro und nicht mehr von zu Hause aus arbeiten. Er fürchtet ein Ausbluten der Innenstädte – und zieht einen seltsamen Vergleich zum Zweiten Weltkrieg.

Das Homeoffice können sich viele Angestellte aus ihrem Arbeitsleben kaum noch wegdenken. Was zu Beginn der Corona-Pandemie noch eine Notmaßnahme war, ist mittlerweile in vielen Branchen und Unternehmen zu einer Selbstverständlichkeit geworden: Von zu Hause aus zu arbeiten funktioniert, und ein großer Teil der Berufstätigen möchte diese Möglichkeit gern auch nach der Pandemie noch haben.

Dem ehemaligen britischen Arbeitsminister Iain Duncan Smith schmeckt das überhaupt nicht. In einem Gastbeitrag für die englische Zeitung "Daily Mail" fordert er, dass zumindest Staatsdiener wieder voll im Büro arbeiten sollten. Regierungsbeamte und Behördenmitarbeiter sollten "mit gutem Beispiel vorangehen". Dabei wählte Smith einen eher unpassend erscheinenden historischen Vergleich zum Zweiten Weltkrieg: "Wenn ich an all die mutigen Beamten denke, die in den 1940ern zur Arbeit gegangen sind, entschlossen, ihren Teil zu leisten, ungeachtet der Gefahr durch die Bomben – dann frage ich mich, was aus unserer Nation geworden ist."

Homeoffice schadet Geschäften in Innenstädten, behauptet Smith

Für den Vergleich der Corona-Pandemie mit den Bombenangriffen durch die Nazis erntete Smith viel Kritik in Großbritannien – und auch viel Häme. Schließlich sei nicht nur die Bedrohungslage ganz anders gewesen, während des Zweiten Weltkriegs habe es auch kein Internet gegeben, kommentierten Bürger:innen in den sozialen Netzwerken.

Ende der Homeoffice-Pflicht: In vielen Unternehmen wird weiter von Zuhause aus gearbeitet
Ende der Homeoffice-Pflicht: In vielen Unternehmen wird weiter von Zuhause aus gearbeitet
© Sebastian Gollnow / DPA
Ende der Homeoffice-Pflicht: Viele Berufstätige wollen weiter Zuhause arbeiten – Unternehmen reagieren

Smith argumentiert in seinem Gastbeitrag einerseits mit der Situation in den britischen Innenstädten sowie andererseits mit den Arbeitsbedingungen selbst. Viele Cafés, Restaurants und Geschäfte in den Innenstädten müssten ums Überleben kämpfen, da die Kund:innen aus den Ministerien und Behörden ausbleiben. Dadurch entstehe großer Schaden: "Nicht nur für Tausende kleine Geschäfte, sondern auch für die gesamte Wirtschaft."

Gleichzeitig ist nach Auffassung von Smith das gemeinsame Arbeiten im Büro produktiver und sozialer. "Am Ende sind wir soziale Wesen. Wir arbeiten am besten, wenn wir mit anderen verbunden sind, mit anderen und neuen Ideen. Durch das Lachen mit anderen Kollegen oder unerwartete Diskussionen an der Kaffeemaschine blühen wir auf", schreibt der Tory-Politiker. Videokonferenzen nennt er ein "seltsames Laienspiel".

Boris Johnson warnt vor Lästereien

Iain Duncan Smith war zwischen 2001 und 2003 Vorsitzender der konservativen Partei in Großbritannien und unter Premierminister David Cameron von 2010 bis 2016 Arbeitsminister. Nach wie vor sitzt er im britischen Parlament. Auch wenn der 67-Jährige für seinen Weltkriegsvergleich Kritik erntete, ist er nicht der einzige, der in Großbritannien eine Rückkehr zu einem Arbeitsalltag fordert, wie er vor der Pandemie üblich war.

Premierminister Boris Johnson sagte: "Wir ermutigen die Menschen definitiv, wieder normal zu arbeiten." Vor allem für junge Menschen sei die Präsenz vor Ort "essenziell": "Wenn man einen Beruf erlernt, geht man das nicht über Zoom." Und einen subtilen Hinweis hatte Johnson an alle, die dennoch das Homeoffice vorziehen: Sie müssten damit rechnen, dass auf der Arbeit "über sie gelästert" würde.

epp

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