Als meine Eltern Ende der 60er Jahre entschieden, dass sie Lust auf eine Auslandserfahrung hatten, sagte meinem Bruder und mir unser künftiger Lebensmittelpunkt Rio de Janeiro gar nichts. Es war mir allerdings klar, dass die brasilianische Metropole weiter weg von Hannover als meine Geburtsstadt Celle lag.

Unsere Kolumnisten sind bald auch auf der Bühne zu sehen: Besuchen Sie Micky Beisenherz, Frank Behrendt, Henriette Hell, Andreas Petzold und Laura Karasek bei der großen stern-Stimmen-Lesung. Montag, 13. November, ab 19.30 Uhr im Nochtspeicher in Hamburg. Karten gibt es hier
Wie Kinder so sind, lernten wir das sonnige Leben unter dem Zuckerhut sehr schnell lieben und auch das Erlernen der portugiesischen Landessprache fiel uns leicht. Und als ich erstmals im Lila-Grün-Weißen Trikot des legendären Fußballclubs Fluminense Rio de Janeiro mit meinen neuen Kumpels kickte, war ich final angekommen. Da ahnte ich aber noch nicht, dass ich kurze Zeit später nicht auf dem Rasen, sondern auf der Bühne meines Kindergartens anlässlich des Muttertags 1969 eine Hauptrolle spielen sollte. Ausgerechnet als Hase.
Frank Behrendt: Der Guru der Gelassenheit
Frank Behrendt (Jahrgang 1963) gehört zu den bekanntesten Kommunikationsberatern Deutschlands. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule war Top-Manager in der Musikindustrie, beim Fernsehen und in großen Agenturen. Sein Buch "Liebe dein Leben und NICHT deinen Job" avancierte direkt nach Veröffentlichung zum Wirtschafts-Bestseller. Die Deutsche Public Relations Gesellschaft zeichnete den Mann, der immer gute Laune hat, als "PR-Kopf des Jahres" aus. Weitere Infos: www.frankzdeluxe.de Direkter Dialog: frankzdeluxe@gmail.com
Mit langen Pappohren in dem Märchen-Klassiker "Der Hase und der Igel". Die cleveren Igel, die immer schon da waren, als der Hase hechelnd um die Kurve kam, wurden sinnigerweise von einem niedlichen weiblichen Zwillingspärchen gespielt. Die beiden konnten sich kaum auf Ihre Texte konzentrieren, weil sie andauernd über mich lachen mussten. Ebenso das Publikum, denn bei jeder schnellen Bewegung drohten die mittels eines Papprings an meinem Kopf befestigten langen Löffel zu verrutschen. Mir war allerdings zunächst weniger zum Lachen zumute.
Meine Mutter berichtet noch heute, dass der kleine Franky erhebliches Lampenfieber gehabt hätte. Ich übte meinen Text zwar wie ein Verrückter und rannte wild gestikulierend als Meister Lampe durch unsere Wohnung. Auf der Bühne hatte ich dann allerdings alles Gelernte wieder vergessen.
Also improvisierte ich. Das kam offenbar so gut an, dass die Zuschauer johlten und uns kleine Künstler minutenlang mit Standing Ovations feierten. Meine Eltern waren stolz auf die erste Performance ihres Sprösslings, die wahrlich nicht die letzte bleiben sollte. Meine Mutter wird am Montag auch in Hamburg bei meinem Auftritt dabei sein und mit Sicherheit wieder viel Freude im Publikum haben. Auch wenn ich diesmal mit Sicherheit keine Hasenohren aus Pappe tragen werde.
