L. Karasek: Tippt die noch ganz richtig? Die besten Tipps, wie Sie selbst gute Freunde vergraulen

Von Laura Karasek
L. Karasek: Tippt die noch ganz richtig?: Die besten Tipps, wie Sie selbst gute Freunde vergraulen
© Getty Images/iStockphoto
Essen, Reisen, Glücklichwerden: Die Buchläden werden mit Ratgebern zu allen Lebensbereichen geflutet. Grund genug für stern-Kolumnistin Laura Karasek, einen Anti-Ratgeber zu schreiben - fünf Tipps, wie Sie selbst beste Freunde vergraulen.

Überall gibt es Ratgeber, "Wie Sie in nur acht Schritten glücklich werden", "Wie Sie mit nur 77 einfachen Regeln 7 Kilo abnehmen", "Wie Sie ohne Google Maps Ihr inneres Ich finden", "10 places to visit before you die". Ich schreibe jetzt auch einen Ratgeber. "10 things NOT to do – even WHEN you die (very soon)".

Sie wollen die Top 10? Ich mache ihnen die Worst 10! Die zehn beschissensten Ratschläge fürs Leben. Also, schalten Sie nicht ab, lesen Sie weiter: Ich zeige Ihnen heute, wie Sie in zehn einfachen Schritten auch die Ihnen am wohlgesonnensten Menschen vergraulen können.

1. Vergessen Sie! Geburtstage, die Namen der Kinder Ihrer engsten Freunde. Rufen Sie den kleinen Theodor einfach mal "Thilo" und geben Sie dann noch Ratschläge, wie er sich anzuziehen hat ("Für eine Mütze ist es doch viel zu heiß" – reißen Sie ihm die Mütze vom Kopf) oder was er zu essen hat "Wie??? Euer Sohn isst Fleisch?! Wie wäre es mit einem Chia-Schnitzel?" Stellen Sie dann fest, dass der Sohn eine Tochter ist. Kommentieren Sie Lautstärke und Benehmen des Kindes. Schauen Sie die Mama schief an, wenn sie unter der Woche abends mal ein Glas Wein trinkt. Oder verführen Sie die Mama, doch endlich wieder mit dem Rauchen anzufangen… "eieiei, die Figur…" Oder bemerken Sie "Für 3 Kinder siehst doch echt noch fit aus!"

Laura Karasek: Tippt die noch ganz richtig?

Ich bin Laura Karasek, 1982 in Hamburg geboren, Rechtsanwältin in einer großen Wirtschaftskanzlei in Frankfurt. Ich liebe Adrenalin, Gedichte, Männer mit Brusthaaren, Prosecco und Abgründe. Und gewinne genauso gern im Casino wie vor Gericht. Wäre ich besser im Singen gewesen (meine Stimme ist so tief, dass ich am Telefon oft mit meinem Vater verwechselt wurde), gäbe es von mir jetzt Platten statt Prozesse. 2012 erschien mein erster Roman "Verspielte Jahre", im Sommer 2015 habe ich Zwillinge bekommen und kurz darauf meinen Vater verloren. Das mit dem Glück ist eben so eine Sache...

Vergessen Sie Überweisungen, Hochzeitsgeschenke. Vergessen Sie, die Rechnung im Restaurant zu bezahlen, so dass Ihre Freunde, die nach Ihnen gehen (gut, kommt bei mir eher selten vor) auf den Kosten sitzenbleiben. Vergessen Sie außerdem Ihr Portemonnaie ständig zuhause. Die Menschen verleihen gerne Geld! Und bitten Sie um Hilfe beim Umzug! Vor allem fragen Sie die Dickeren in Ihrem Freundeskreis, ob sie sich nicht mal wieder "bewegen" und ein "paar Kisten" schleppen wollen ("ein bisschen Training täte Dir auch mal gut").

Ja, fragen Sie Ihre Kollegen und Freunde – anstatt ein Umzugsunternehmen zu beauftragen. Vor allem im Juli. Bei einer Wettervorhersage von 37 Grad für den Sonntag, an dem der Umzug stattfinden soll… Dann untertreiben Sie bei Anzahl der Kisten und der Stockwerke. Verschweigen Sie, dass das Haus keinen Aufzug hat. Bitten Sie Menschen, Ihnen bei der Steuererklärung zu helfen. Jeder sollte seinen Kopfrechner mal wieder auffrischen.

2. Mischen Sie sich in Beziehungen ein. Die Menschen wollen das! "Findest Du nicht, dass der Karl Dir nach sechs Jahren Beziehung langsam mal einen Antrag machen sollte?" Oder: "Paul sollte echt weniger trinken… Hat er Sorgen im Büro?" Ja, die meisten Ihrer Freunde wissen noch gar nicht, dass Sie Hilfe brauchen. Aber Sie sind da – und sehen jedes noch so klitzekleine Problem! "Findest Du es ECHT okay, dass Lisa so viel ausgeht und Du immer zuhause bei den Kindern bleibst?" Gießen Sie Öl ins Feuer. Aber kein Massageöl. Stiften Sie Unruhe.

3. Erzählen Sie beim ersten Date von ihrem Ex. Und ihren sexuellen Abenteuern mit ihm. Oder umgekehrt: reden Sie nie von Sex. Sagen Sie "ich bin so schlecht im Bett – das musst Du erlebt haben" oder – wenn jemand Sie fragt: "Kennen wir uns nicht von irgendwo her?" – antworten Sie: "Ja, und seitdem gehe ich da nicht mehr hin." Sagen Sie, dass sie Sex hassen und überbewertet finden. Sagen Sie, dass Sie hohe Schuhe, enge Hosen, unbequeme Unterwäsche und Sport hassen. Hassen Sie Männer (oder Frauen, je nachdem)! Regen Sie sich über alles auf, die schlechte Luft im Restaurant, die teuren Preise, den mittelmäßigen Service.

4. Erzählen Sie Ihren Freundinnen mindestens ein Mal pro Woche, wie viel Sie – ohne es zu wollen – abgenommen haben. "Huch, sowas passiert mir einfach… Ich KANN einfach nicht zunehmen."

5. Machen Sie Ihre Freunde – auch bei großen Abendessen und auch wenn Sie am anderen Ende des Tisches sitzen – laut darauf aufmerksam, wenn sie rot werden. Korrigieren Sie deren Anekdoten bei Tisch ("Hä? Jetzt übertreibst Du aber…So war das doch gar nicht..") oder fordern Sie Ihre Freunde auf, Geschichten über sich zu erzählen "Erzähl mal die Story, als die fünf Typen mich so angebaggert haben! Erzähl mal, wie ich neulich beim Tennis gewonnen habe!". Verbessern Sie deren Grammatik. Chatten Sie bei Tisch. Lachen Sie laut über eine SMS, die Sie gerade lesen – weigern sich aber bei Nachfrage, die zu teilen. "Nein, das ist zu privat…" Kichern Sie weiter.

Im zweiten Teil folgen die nächsten fünf Power-Vergrauler für den Alltag!

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos