Der Kanadier Hussien Mehaidli, 27, machte seinem Ärger über das Weihnachtspräsent seines Arbeitgebers auf Twitter Luft. "Welche Multi-Milliarden-Dollar-Firma schenkt ihren kanadischen Angestellten Grillsauce zu Weihnachten? Während sich die amerikanischen Angestellten mit einem richtigen Weihnachtsgeschenk vollstopfen!", schrieb er in seinem Tweet und adressierte ihn an seinen Arbeitgeber.
Mehaidli war in Kanada Geschäftsführer des amerikanischen Baustoff-Großhändlers Fastenal – war, denn diese Beschwerde kostete ihn seinen Job, obwohl sein Twitter-Account anonym ist und keinen einzigen Follower hat.

Als Mehaidli 2013 anfing, für das Unternehmen zu arbeiten, sahen die Weihnachtsgeschenke noch anders aus. "Man bekam Kekse, M&Ms, Räucherfleisch – eine Schachtel voller Junkfood", erzählte er dem kanadischen Sender CTV News in einem Telefoninterview. "Wir haben das immer sehr geschätzt." Dieses Jahr jedoch fühlte Mehaidli sich um seine Süßigkeiten betrogen und wurde beim Anblick der Grillsauce richtig sauer. Allein die Vorstellung, dass die amerikanischen Kollegen weiterhin in den Genuss der üblichen Leckereien kommen – schrecklich. Das Böse musste raus. In die Öffentlichkeit.
Wie ein Schlag ins Gesicht
Im Dezember Grillsauce zu bekommen, fühlte sich für Mehaidi seltsam an. "Wir leben doch nicht in Australien", sagte er zu dem Sender. Das Geschenk habe sich wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt. "Ich arbeite wirklich schwer. Wir werden energisch dazu gedrängt, unsere Verkaufsziele zu erreichen", führte er aus. "Ich hatte das Gefühl, so viel für die Firma getan zu haben, dass es sich respektlos anfühlte, Grillsauce als Weihnachtsgeschenk zu bekommen." Hinzu kam das Anschreiben des CEOs der Firma mit der Aufforderung, sein Geschenk mit jemandem zu teilen. "Was denn teilen? Meine Grillsauce??", empörte sich Mehaidli.
Einen Tag nach der Veröffentlichung seines Tweets erhielt Mehaidli einen Anruf seines Chefs. Irgendwie musste die Firma herausbekommen haben, wer hinter dem anonymen Twitter-Profil steckte. "Er nannte mich bei meinem Twitter-Namen", sagte Mehaidli. Der Chef sagte ihm, er müsse den Tweet löschen, doch das hatte Mehaidli bereits getan. Mehaidli bemerkte, das er zuvor ein Foto davon geteilt hatte, wie er Tickets für ein Sportevent in Vancouver kaufte. Das Bild zeigte seinen Arbeitsrechner und Teile seines Arbeitsplatzes im Hintergrund.

Zum neuen Jahr gefeuert
Zehn Tage später bat ihn der Chef zum Gespräch ins Büro. "Mein Bezirksleiter sagte, er hätte für mich gekämpft, der regionale Vizepräsident ebenfalls, aber die amerikanische Unternehmensführung wollte mich raus haben." Er wurde fristlos entlassen, ohne eine Abfindung oder sonstiges. Das einzige Geld, dass er noch bekommen würde, wären 741 Dollar für ausstehende Urlaubstage und sein letztes Gehalt.
Der Fastenal-CEO Dan Florness äußerte sich in der "Star Tribune" aus Minnesota zu dem Vorfall. "Ich werde es nicht leugnen. Wir haben uns von einem Angestellten getrennt." Er erklärte, dass jedem Mitarbeiter die Richtlinien für Verhaltensstandards ausgegeben würden und sie zudem auf der Firmen-Website stünden. Mehaidlis Tweet war viral gegangen. Als seine Vorgesetzten das bemerkten, hatten sie in der Personalabteilung von Fastenal nachgefragt, was sie tun sollten. Die Empfehlung lautete: "Entlassen."
Die Kündigung brachte der Firma unzählige Beschwerden in den sozialen Netzwerken ein. Sie wurden prompt gelöscht, weil sie "vulgär" und "bedrohlich" gewesen seien, sagte Florness der "Star Tribune". Auf die Frage, ob er eine Wiedereinstellung Mehaidis erwäge, erklärte Florness, die Kündigung möge vielleicht eine Überreaktion gewesen sein, er selbst hätte vielleicht anders entschieden, doch er werde nicht an der Entscheidung seiner Personalabteilung rütteln. Diese hätte wahrscheinlich gedacht, dass Mehaidli es als Geschäftsführer hätte besser wissen müssen.
Außerdem hätte das Grillset aus Sauce und Pfannenwender für die kanadischen Mitarbeiter einen Wert von 27 Dollar gehabt.
Quelle: CTV News, "Star Tribune"