Luftverkehr Ausverkauf bei CargoLifter

Alles, was nicht niet- und nagelfest ist muss raus: Zwischen dem 08. und 11.Oktober werden in der Werkhalle im brandenburgischen Briesen-Brand Büromöbel, Flugtechnik und Fahrzeuge versteigert.

Der Traum vom Fliegen ist vorerst gescheitert. Bei dem insolventen Luftschiffentwickler CargoLifter AG herrscht Ausverkauf. Praktisch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, kommt von diesem Mittwoch (8.10.) an in der Riesenhalle in Brand (60 Kilometer südöstlich von Berlin) unter den Hammer. Wo das Unternehmen einst Transportluftschiffe in Serie bauen wollte, soll nun bis Oktober 2004 der größte überdachte Regenwald der Welt mit Badestrand entstehen. Die Planungen der britisch-malaysischen Investorengruppe Colin Au/ Tanjong für das Projekt "Tropical Island" laufen auf Hochtouren.

Versteigerungsgut schon aufgebaut

Zur Versteigerung sind die Gegenstände akkurat in der acht Fußballfelder großen Halle aufgereiht, die im Juli an die neuen Investoren verkauft wurde. Dort sollten ursprünglich jeweils zwei der "Riesenzigarren" zugleich produziert werden, die für Schwerlasten bis 160 Tonnen konzipiert waren.

Katalog gibt's auch online

"An den drei Tagen 8., 9. und 11. Oktober werden etwa 3.000 Positionen angeboten", sagt eine Mitarbeiterin des beauftragten Versteigerers. "Wir haben bisher ein reges Interesse und viele Gebote verzeichnet". Als Orientierung dient ein Katalog, in dem alle Posten aufgelistet sind und der bisher im Internet 3.500 Mal angeklickt wurde.

Im Internet

Den Online-Katalog kann man sich bei der Versteigerungsfirma Christoph Sattler ansehen

Maximale Transparenz

Auch Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning hält sich mit Auskünften über den Gesamtwert der angebotenen Gegenstände und die Höhe einzelner Gebote bedeckt. "Ich habe mir einen bestimmten Ertrag vorgenommen und hoffe, dass er bei der Versteigerung erreicht wird", sagt der Aachener Anwalt. "Durch die öffentliche Versteigerung soll eine maximale Transparenz ermöglicht werden, da kann jeder sehen, was diese Dinge wert sind." Was nicht gleich Käufer findet, soll später erneut angeboten werden.

Auch Testluftschiff kommt unter den Hammer

Am Mittwoch kommen vor allem Anlagen und Maschinen sowie Handwerkszeuge und Fahrzeuge unter den Hammer. Das größte Gerät ist ein 250 Meter langer, Computer gesteuerter Schneidetisch für die Luftschiffhülle. Es ist mit einem Verkaufswert von 2,5 Millionen Euro angegeben. Einen Tag später wird Technik des Luftschiffbaus angeboten, darunter auch das kleine Testluftschiff "Joey", das aber nicht in Betrieb ist. Am Samstag (11.10.) suchen EDV- und Videotechnik sowie Büromöbel für etwa 500 Arbeitsplätze einen Käufer.

Aktionäre traurig

Manche Aktionäre sehen der Versteigerung mit gemischten Gefühlen entgegen. "Das ist eine Verschleuderung unseres Vermögens", schimpft Andreas Eichner, Vereinschef der Aktionärsinitiative «Zukunft in Brand». "Wer die Hand hebt, kriegt die Sachen für ein paar Cent", meint er. Mönning widerspricht. "Ich bin gesetzlich verpflichtet, das Vermögen bestmöglich zu verwerten", betont Mönning.

Gläubiger warten auf 120 Millionen Euro

Die Ansprüche der Gläubiger an den Insolvenzverwalter belaufen sich auf etwa 120 Millionen Euro, allein 50 Millionen will die Landesinvestitionsbank zurückhaben. Der Verkauf des 500 Hektar großen Geländes mitsamt dem Hangar sowie Nebengebäuden an Au/Tanjong brachte rund 18 Millionen Euro in die Kasse des Verwalters. Das ist knapp ein Viertel der Baukosten von 78 Millionen Euro für die Halle, von denen etwa die Hälfte Fördermittel des Landes waren. Mönning hofft, dass durch die Versteigerung weitere Millionen hinzu kommen.

DPA
Peter Jähnel

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