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Industrie Ausverkauf geht weiter: Bund will Chip-Hersteller Elmos an China verkaufen – und stößt erneut auf Kritik

Elmos Firmenschild
Die Elmos Semiconductor SE ist ein Halbleiterhersteller aus Dortmund.
© Elmos
Wieder steht der Verkauf eines deutschen Unternehmens an – wieder soll es nach China gehen. Erst wenige Tage nach der Debatte um den Hamburger Hafen warnen Experten erneut davor, zu viel Industrie ins Ausland zu verkaufen. Wieder ist die Bundesregierung geneigt, dem Verkauf zuzustimmen.

Der Dortmunder Halbleiter-Hersteller Elmos soll verkauft werden. Als neuer Eigentümer bietet sich das schwedische Unternehmen Silex Microsystems an. Das wiederum ist fest in den Händen des chinesischen Konzerns Beijing Sai Microelectronics. Auf der Homepage des Pekinger Mutterkonzerns wird der 20. Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) als Großereignis gefeiert, man freut sich auf die dritte Amtszeit von Xi Jinping. "Es lebe die Kommunistische Partei Chinas!“, heißt es dort.

"Kein Abfluss von Knowhow"

Es ist dieses regierungsnahe Unternehmen, welches sich die Dortmunder Firma einverleiben will – offenbar mit dem Segen der Bundesregierung. Wie das "Handelsblatt" berichtet, riet der Bundesverfassungsschutz von einer Genehmigung ab und wies auf die Gefahr zunehmender Abhängigkeiten von China hin, doch es heißt, dass sich "die Bunderegierung dem Rat widersetzt" und "die Übernahme voraussichtlich zulassen wird". 

Derzeit liege der Deal zur finalen Absegnung beim Bundeswirtschaftsministerium – noch besteht eine Chance, dass die Übernahme platzt. Mit einer finalen Entscheidung darf in den kommenden Wochen gerechnet werden. Derzeit sieht es aber auch hier nach einer Zustimmung aus. Denn: "Im Fall Elmos soll Einigkeit zwischen Bundeskanzleramt und Bundeswirtschaftsministerium bestehen", heißt es. 

Den Grund für die positive Gesinnung findet sich in den Produkten, die Elmos herstellt. Die großen Halbleiter gelten nicht als Zukunftstechnologie, daher sehe man auf Seiten der Behörden keinen "Abfluss von Knowhow".

"Ein Verkauf wäre fatal"

Im politischen Berlin sieht man das anders. Es scheint, als ginge es weniger um den Verkauf von Knowhow, als einen weiteren Schritt in Abhängigkeiten, vor denen man bereits im Zuge der Diskussion um das Hamburger Hafenterminal Tollerort gewarnt hatte. 

Der CDU-Politiker Christoph de Vries warnt auf Twitter: "Ein einziger Wahnsinn und Ausverkauf deutscher Interessen." Marcus Faber von der FDP sieht das ähnlich und schreibt: "Der Verkauf des Hafenterminals an die Volksrepublik China ist falsch, der Verkauf des Halbleiterherstellers Elmos ebenso. Hören wir zu, wenn unsere Nachrichtendienste warnen!" Philipp Türmer von den Jusos stimmt zu: "Sich hier in die Abhängigkeit von Xi Jinpings China zu begeben, wäre fatal und muss verhindert werden."

Ein Blick in den Koalitionsvertrag wirft diesbezüglich ebenso Fragen auf. Dort steht: "Gemeinsam mit Sozialpartnern und lokalen Akteuren bauen wir regionale Transformations- und Qualifizierungscluster auf. Wir wollen Deutschland zum globalen Standort der Halbleiterindustrie machen. Dazu soll die deutsche Halbleiterbranche entlang der gesamten Wertschöpfungskette auch finanziell hinreichend unterstützt werden, um diese Schlüsseltechnologie in Europa zu sichern, zu stärken und zukunftssicher auszubauen."

Elmos hatte im Dezember 2021 Details über den Verkauf an Silex öffentlich gemacht. Das Unternehmen will seine Waferfertigung in Dortmund zu einem Nettokaufpreis in Höhe von 77,5 Mio. Euro verkaufen sowie zuzüglich rund 7 Mio. Euro für die unfertigen Erzeugnisse verlangen. Der Gesamtverkaufspreis betrüge bei Zustimmung durch die Behörden somit rund 85 Mio. Euro. Mit dem Verkauf ginge eine Liefervereinbarung bis "mindestens 2027" einher.

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