Airbus-Chef Tom Enders war nach Feiern zu Mute: Die Auslieferungszeremonie des ersten Super-Jumbos A380 wollte er sich nicht verderben lassen. "Heute reden wir nicht über Skandale", fertigte er barsch Fragen nach seiner Beteiligung am angeblichen Insiderhandel mit EADS-Aktien im Zuge der Airbus-Krise ab. Der deutsch-französische Flugzeugbauer hatte die Erstauslieferung seines Prestigefliegers um rund zwei Jahre verschieben müssen. Das kostete Milliarden, viele Jobs und noch mehr Renommee. Mehrere Airbus-Bosse mussten ihren Hut nehmen. Und zu allem Überfluss ermittelt nun auch noch die Justiz, weil sich Manager in dieser Zeit von Aktienpaketen trennten.
Am Montag schien trotz alledem die Sonne auf das Airbus-Werk in Toulouse, zumindest meteorologisch gesehen. Mehrere hundert Gäste, darunter die Chefs der Fluggesellschaften, die den A380 bestellt haben, waren nach Toulouse gekommen, um zu erleben, wie Singapore Airlines Chef Chew Choon Seng das allererste für den Passagierbetrieb vorgesehene Modell übernahm. Ab 25. Oktober soll die Maschine die Strecke Singapur-Sydney bedienen. Die ersten Tickets für die Flüge waren im Internet für über 100.000 Dollar versteigert worden.
Singapore Airlines ließ sein neues Parade-Flugzeug mit 471 Sitzplätzen ausstatten - deutlich weniger, als die 555 Sitze, die Airbus in seinen Planungen stets genannt hatte. 399 Passagiere werden künftig verteilt auf zwei Decks in der Economy reisen können. Sie haben 81,5 Zentimeter Sitzabstand - auch nicht mehr als in den meisten anderen Maschinen. An jedem Sitz ist ein Monitor mit 27 Zentimeter Diagonale installiert. Auch ein Laptop-Anschluss ist vorhanden. In der Business-Klasse stehen 60 Sitzplätze zur Verfügung. Sie lassen sich komplett in ein flaches Bett verwandeln, sind dann 1,93 Meter lang und sofamäßige 87 Zentimeter breit. Der Monitor misst hier 39 Zentimeter im Durchmesser und der Abstand zum Vordermann beträgt 1,40 Meter.
Erstmals zwölf "Suiten"
Eine erste Klasse gibt es dagegen nicht mehr. Dafür installierten die Airbus-Techniker in Hamburg zwölf Einzelkabinen, die sich komplett verschließen lassen und "unübertroffene Privatsphäre" bieten sollen. Auf Wunsch bereiten die Stewardessen den Passagieren in ihren gut zwei Meter langen Abteilen ein Bett, das immerhin knapp 70 Zentimeter breit ist. Es wird separat ausgeklappt und besteht nicht aus den Sitzpolstern, sondern aus einer eigenständigen Matratze samt Federbett. Die Bettwäsche stammt von der Nobelmarke Givenchy.
Der Clou sind dabei die Einzelkabinen in der Flugzeugmitte: Sie haben zwar kein Fenster, lassen sich aber mit der Nebenkabine zu einem Doppelabteil mit einem dann rund 140 Zentimeter breitem Bett verbinden. Singapore-Airlines preist das einmalige Angebot offensiv "für Ehepaare" an. Das bisher einmalige Angebot der Kabinen soll rund 25 Prozent mehr kosten, als bisher ein First-Class-Ticket. Die neue Klasse nennt sich "Suites".
Erst 2008 wird Maschine aus Hamburg ausgeliefert
Auch die nächsten neun der insgesamt 19 von Singapore Airlines bestellten A380 sollen ähnlich luxuriös ausgestattet werden. Und auch sie werden zunächst hauptsächlich in Asien eingesetzt werden: Maschine 2 und 3 werden ab Frühjahr Singapur mit London verbinden, Nummer 4 fliegt Tokyo an, Nummer 5 und 6 werden auf der Route Singapur-Hongkong-Los Angeles eingesetzt. Zwischenzeitlich wird auch Großkunde Emirates im Sommer nächsten Jahres seine erste A380 bekommen. Sie wird – wie alle der 47 von Emirates georderten Riesenflieger – in Hamburg ausgeliefert werden.
Doch um diese Termine halten zu können, darf nichts mehr schief gehen: "Ich bin sehr zuversichtlich, aber nichts im Leben ist garantiert", schränkte Airbus-Chef Enders in Toulouse ein. "Es liegt noch viel harte Arbeit vor uns." Noch immer sind rund 1000 deutsche Airbus-Mitarbeiter in Toulouse damit beschäftigt, an den rund 20 bereits weitgehend fertig gestellten Maschinen Restarbeiten vor zu nehmen.
Knapp kalkulierter Zeitraum
Wie knapp gearbeitet wird, zeigt auch der Zeitplan der jetzt ausgelieferten Maschine: Noch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde ein Triebwerk gewechselt und erst im Laufe des Freitags kam das finale OK für die Auslieferung. Aber selbst in den nächsten Tagen werden noch Airbus Techniker in Singapur damit beschäftigt sein, letzte Korrekturen vor zu nehmen. Schließlich soll die A380 mal im Linienbetrieb eine Zuverlässigkeut von 99,7 Prozent erreichen. Ein hohes Ziel.