Die Zahl der Arbeitslosen wird die magische Vier-Millionen-Marke noch im Januar durchbrechen. Bereits im Dezember 2001 waren nach Angaben des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, 3,963 Millionen Menschen arbeitslos. Jagoda kündigte an, im Januar werde diese Zahl nicht unter vier Millionen liegen. »Die Bundesregierung wird gezwungen sein, ihre Prognose zum Wirtschaftswachstum wieder nach unten zu korrigieren.« Führende Wirtschaftsforscher rechnen nicht mit einer kurzfristigen Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt. So geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für das Gesamtjahr 2002 von einer Arbeitslosenzahl von 4,04 Millionen aus.
Jagoda berichtete am Mittwoch in Nürnberg weiter, im Dezember habe es 154.600 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr und 174.600 mehr als im November 2001 gegeben. Grund sei vor allem die anhaltend schwache Konjunktur. Er betonte, dass sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit auf Westdeutschland konzentriere.
Führende Wirtschaftsforscher rechnen nicht mit einer kurzfristigen Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt. So geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) davon aus, dass die Arbeitslosenzahl für das Gesamtjahr 2002 mit 4,04 Millionen über der psychologisch wichtigen Vier-Millionen-Grenze liegen wird - erstmals wieder seit 1999.
»Die Exportkonjunktur hat uns reingehagelt«
Der Westen leide wegen seiner starken Exportabhängigkeit und der schwachen Industrie unter der schlechten Weltkonjunktur und der geringeren Nachfrage von Investitionsgütern. »Die Exportkonjunktur hat uns reingehagelt«, erklärte Jagoda. Der Arbeitsmarkt im Westen werde zudem durch immer mehr Arbeitskräfte belastet. In den neuen Bundesländern würden Abwanderer und Pendler die Lage entspannen.
In den alten Bundesländern meldeten die Arbeitsämter im Dezember 2,584 Millionen Arbeitslose. Das sind 116.200 mehr als vor einem Monat und 130.300 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,7 Prozent. In Ostdeutschland waren 1,379 Millionen Menschen ohne Job. Gegenüber November stieg die Zahl damit um 58.300 und im Vorjahresvergleich um 24.300. Die Quote war mit 17,6 Prozent nach wie vor mehr als doppelt so hoch wie im Westen. Die bundesweite Arbeitslosenquote liegt bei 9,6 Prozent.
Kombilohn kann Arbeitslosigkeit nicht verringern
Im Kampf gegen die »sehr hohe Arbeitslosigkeit« sind laut Jagoda Innovationen und Investitionen sowie Neueinstellungen der Arbeitgeber gefragt. Zudem setzt Jagoda auf neue Formen der Arbeitsmarktpolitik wie das Job-Aqtiv-Gesetz. Eine bundesweite Einführung des Kombilohnes dagegen werde die Arbeitslosigkeit nicht deutlich verringern können. »Dennoch gilt: probieren geht über studieren«, erklärte Jagoda. Der Kombilohn sei eine Chance, im ersten Arbeitsmarkt tätig zu sein. Zudem könne er helfen neue Arbeitsmärkte im Dienstleistungsbereich zu erschließen.
Die Zahl der Erwerbstätigen ging nach Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeit im Oktober saisonbereinigt um 19.000 auf 39,188 Millionen zurück. Die Beschäftigung lag zuletzt um 50.000 unter dem Vorjahreswert. Im September war sie Jagoda zufolge noch genau so groß.
Erneut zugenommen habe die Kurzarbeit. Im Dezember gab es 175.500 Kurzarbeiter, 105.800 mehr als im Vorjahresmonat. Weiter schwächer geworden sei die Kräftenachfrage. Im Dezember seien 207.600 offene Stellen gemeldet worden, 45.400 weniger als vor einem Jahr. Damit lag die Zahl der freien Arbeitsplätze im vergangenen Monat mit 389.100 um 65.100 unter Vorjahresstand.