Automobilindustrie Porsche stockt VW-Anteile weiter auf

Porsche hat seinen Anteil an Volkswagen auf gut 35 Prozent der Stimmrechte erhöht und damit faktisch die Kontrolle über den Wolfsburger Autokonzern übernommen. Der Streit um die Mitbestimmungsrechte ist damit jedoch längst nicht ausgestanden.

Die Porsche-Holding hat am Dienstag ihre Anteile bei Volkswagen aufgestockt. Der Sportwagenbauer hält nun 35,14 Prozent der Stimmrechte an Europas größten Fahrzeughersteller, teilte der Konzern in Stuttgart mit. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bekräftigte: "Das Ziel bleibt weiterhin, unseren Anteil an Volkswagen auf über 50 Prozent zu erhöhen. Der heutige Schritt ist ein weiterer Meilenstein auf diesem Weg." Man freue sich auf die Fortsetzung und Vertiefung der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Vorstand und hoffe auf eine rasche Lösung im Konflikt zwischen den Arbeitnehmervertretungen von Porsche und VW.

Die Aufstockung der Anteile sichert Porsche laut Mitteilung eine dauerhafte Mehrheit auf der VW-Hauptversammlung. Mit dem Sprung über 35 Prozent der Stimmrechte erlangte Porsche die faktische Kontrolle über den Wolfsburger Konzern. Damit werden nun Arbeitnehmervertreter von Volkswagen in den Betriebsrat der Porsche-Holding und in den Aufsichtsrat einziehen, berichtete der Sportwagenbauer. Der Betriebsrat der Porsche-Holding sei über die Aufstockung informiert und zur Neukonstituierung aufgefordert worden.

Zwischen dem Porsche Betriebsrat und der Volkswagen-Arbeitnehmervertretung herrscht seit Monaten ein erbitterter Streit über die zukünftige Sitzverteilung in den Gremien. Der VW-Betriebsrat hält das Gremium von Porsche-Arbeitnehmervertretern dominiert, obwohl die Wolfsburger deutlich mehr Mitarbeiter haben als der Stuttgarter Konzern.

Unterdessen hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) den erneuten Vorstoß seines baden-württembergischen Amts- und Parteikollegen Günter Oettinger gegen das umstrittene VW-Gesetz kritisiert. Es sei "wenig hilfreich", was aus Europa, von Oettinger und von anderen komme, die das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum VW-Gesetz überhaupt nicht gelesen hätten, sagte Wulff am Dienstag im niedersächsischen Landtag. "Ich teile die Anliegen der Arbeitnehmerschaft", sagte Wulff und rief die Führung von Volkswagen und Porsche zur Einigkeit bei der Frage des VW-Gesetzes auf.

Gleichzeitig sprach sich Wulff gegen eine Abwahl von Ferdinand Piëch aus dem VW-Aufsichtsrats aus. "Wir wollen, dass alle starken Persönlichkeiten an Bord bleiben, Wolfgang Porsche, Wendelin Wiedeking, Ferdinand Piëch", sagte Wulff. An Bord bleiben müssten auch die Betriebsratsvorsitzenden von Porsche und Volkswagen, Uwe Hück und Bernd Osterloh. Die Amtszeit von Piëch als VW-Aufsichtsratsvorsitzender dauert noch bis 2012. Eine Abwahl von Piëch, der sich vergangene Woche in dem Kontrollgremium gegen Porsche gestellt hatte, ist ohne die Unterstützung Niedersachsens nicht möglich.

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DPA/AP