AOL Europe - »höchste Priorität«
Der US-Medienkonzern AOL Time Warner plant nach eigenen Angaben, in den kommenden Jahren durch Investitionen und Übernahmen in Europa stärker zu wachsen. »Der Ausbau von AOL Europe genießt bei AOL Time Warner im Moment höchste Priorität«, sagte Vorstandschef Gerald Levin in einem Interview dem »Handelsblatt« (Montagsausgabe). Ein großer Teil der künftigen Investitionen und Übernahmen würden sich in Europa an diesem Ziel orientieren. Von den weltweiten Einbrüchen, unter der die Medienbranche derzeit leidet, schätzt Levin den eigenen Konzern »weniger als andere Medienkonzerne« betroffen. Zudem sieht der Vorstandschef nach eigenen Angaben Chancen für seinen Konzern auf dem Kabelfernsehmarkt in Deutschland. Die AOL-Time-Warner-Aktie schloss am Freitag an der Wall Street in einem schwachen Marktumfeld mit Kursverlusten.
Online-Dienst als »zentraler Kanal«
Für seine Europa-Strategie setze AOL Time Warner auf den Online-Dienst AOL Europe, als »zentralen Kanal, über den wir Nachrichten, Filme und Internetdienste nach Europa bringen werden.« Auch die Geschäfte im Printbereich würden künftig nach Möglichkeiten einer Quervermarktung mit AOL Europa beurteilt, sagte Levin dem Blatt. Das Engagement von AOL Time Warner in AOL Europe sei »eine strategische Investition«.
Werbeumsätze nehmen ab
Zu den Ergebnisaussichten des Medienkonzerns sagte der Vorstandschef, sein Konzern sei auf dem richtigen Weg, die finanziellen Ziele zu erreichen. »Ich erwarte, dass die Ergebnisse des zweiten Quartals im Rahmen der Erwartungen der Finanzanalysten liegen werden«, sagte Levin. Levin räumte aber ein, dass im Print und TV-Kabelbereich die Wachstumsrate der Werbeumsätze abgenommen haben. Doch lägen sie im TV-Kabelbereich noch immer im zweistelligen Prozentbereich, bei AOL im ersten Quartal sogar bei einem Plus von 37 Prozent.
Neue Chance Kabelfernsehen?
Neue Chancen für den Konzern gebe es auch im Kabelfernsehmarkt Deutschland, wenn Liberty Media wie geplant sechs Kabel-Regionalgesellschaften von der Deutschen Telekom AG übernehmen wird. Liberty ist nach Angaben des Blatts derzeit mit vier Prozent an AOL Time Warner beteiligt. AOL sei mit Liberty-Media-Gründer John Malone ständig im Gespräch, sagte Levin weiter. »Jetzt natürlich auch über Deutschland«, fügte er hinzu. Ob sich AOL Time Warner am Ausbau des Kabels beteiligen werde, ließ der Konzernchef allerdings offen. Man müsse nicht unbedingt die Infrastruktur besitzen, um im Kabel tätig zu werden, merkte er an.