Milliardenprojekt Brücke über Fehmarnbelt wird gebaut

Brückenschlag zwischen Deutschland und Dänemark: Die Verkehrsminister beider Länder haben in Kopenhagen den umstrittenen Vertrag zum Bau der 19 Kilometer langen Fehmarnbelt-Querung unterzeichnet. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sprach von einem "historischen Tag für ganz Europa".

In zehn Jahren sollen Eisenbahnzüge und Autos auf einer 19 Kilometer langen Ostsee-Brücke über den Fehmarnbelt zwischen Deutschland und Dänemark rollen. Mit der feierlichen Unterzeichnung eines Staatsvertrages haben Berlin und Kopenhagen das insgesamt 5,6 Milliarden Euro teure Projekt am Mittwoch endgültig beschlossen.

"Wir setzen heute das größte Bauwerk in ganz Nordeuropa in Gang. Dies ist ein historischer Tag für unsere beiden Länder und für ganz Europa", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee nach der Zeremonie in Kopenhagen. Dänemarks Transportministerin Carina Christensen nannte das Bauvorhaben "historisch für Dänemark, Deutschland und Europa". Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen sprach von einer "außerordentlichen Chance" für sein Bundesland, "an der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa durch die Verbindung von Metropolen teilzuhaben."

Dänemark trägt komplette Baukosten

Die Brücke soll ab 2012 zwischen Puttgarden auf der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn und Rødby auf Lolland errichtet werden. Die Überfahrt wird zwölf Minuten dauern. Gegenwärtig brauchen Reisende für die Ostsee-Überquerung per Fähre ohne Wartezeit 45 Minuten. Die Fahrtzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen verkürzt sich durch das Bauwerk um eine auf dreieinhalb Stunden. Die Mautgebühr für die Brückennutzung soll nach Schätzungen 60 Euro betragen. Die einfache Fahrt mit der Fähre kostet im Standardtarif 63 Euro pro Pkw.

Die dänische Regierung verpflichtet sich nach dem im Juni 2007 ausgehandelten Vertrag, die bisher auf 4,8 Milliarden Euro veranschlagten Kosten für die Brücke allein zu tragen. Für die deutsche Seite fallen ausschließlich Anbindungskosten in Höhe von etwas über 800 Millionen Euro für den Ausbau von Bahn- und Autobahnverbindungen in Schleswig-Holstein an. Tiefensee verwies mit Blick auf die einseitige Kostenverteilung auf das "stärkere Interesse der dänischen Seite". Man habe gründlich verhandelt, erklärte der Minister: "Der deutsche Steuerzahler kann sehr zufrieden sein mit dieser Lösung."

Naturschützer wollen klagen

Die Gegner des Projektes halten die Auslegung der Brücke für übertrieben, weil sie einen Rückgang des Verkehrsaufkommens annehmen. Mecklenburg-Vorpommern befürchtet zudem einen Verlust von Arbeitsplätzen durch den Wegfall des Fährverkehrs und die Tourismusindustrie der Insel Fehmarn rechnet mit Einbußen durch die lange Bauzeit. Naturschützer erwarten darüber hinaus negative Auswirkungen auf die Meeresflora und -fauna. Deutsche Umweltverbände kündigten Klagen gegen die Brücke an.

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