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"Die Ungleichheit steigt" Geringverdiener sterben früher als Besserverdiener

Geringverdiener sterben früher
Geringverdiener sterben früher
© Jens Kalaene/ / Picture Alliance
Ein Studie zeigt: Diejenigen, die besonders wenig verdienen, sterben früher als die Besserverdiener. Und bekommen daher weniger von ihren eingezahlten Rentenbeiträgen, so eine Studie. Die Ungleichheit im Rentensystem würde zunehmen.

Menschen, die als Geringverdiener unterdurchschnittlich verdienen, sterben früher als Besserverdiener in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). "Die Ungleichheit im gesetzlichen Rentensystem steigt" - so fassen die Autoren der Untersuchung ihr Fazit zusammen. Die Ergebnisse sprächen für eine Aufwertung geringer Rentenansprüche, "um die Verhältnismäßigkeit wiederherzustellen und das Altersarmutsrisiko zu senken".

So werden Menschen aus den unterem Lohngruppen doppelt abgestraft: Sie sind einem größeren Risiko ausgesetzt, bei Renteneintritt in Armut abzurutschen. Dazu kommt die verminderte Lebenserwartung - und somit bekommen sie von den Beiträgen, die sie eingezahlt haben, auch noch weniger ausgezahlt. 

Die DIW-Ökonomen Peter Haan, Daniel Kemptner und Holger Lüthen haben untersucht, wie alt Rentner werden und ob dies mit ihrem früheren Einkommen und der ausgezahlten Rente in Zusammenhang steht. In den Industrienation erhöht sich die Lebenserwartung seit rund 150 Jahren. Als Faustformel gilt: Alle zehn Jahre steigt diese Erwartung um rund 2,5 Jahre an. Aber gilt dies auch für arme Menschen? 

"Die Ungleichheit steigt": Geringverdiener sterben früher als Besserverdiener
© DIW

Geringverdiener vs. Besserverdiener: So wurde gerechnet

Als Grundlage für die Studie dienten Daten von westdeutschen Männern, die zwischen 1926 und 1949 geboren wurden. Beamte und Selbstständige wurden ausgeklammert, es wurden nur diejenigen berücksichtigt, die viele Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt haben. Dann wurden diese Männer in Gruppen, sogenannten Dezilen, eingeteilt. "Die Lebenserwartung [ist] umso höher, je mehr Lohneinkommen im Laufe eines Lebens erzielt wurde. Für die Jahrgänge 1926 bis 1928 beträgt die Lebenserwartung ab einem Alter von 65 ungefähr 18 Jahre im obersten Dezil und 14 Jahre im untersten Dezil. Die Differenz von vier Jahren entspricht einem relativen Unterschied von gut 30 Prozent", heißt es in der Studie. "Diese Differenz steigt nun kontinuierlich über die Jahrgänge an: fünf Jahre für die Jahrgänge 1932 bis 1934, sechs Jahre für die Jahrgänge 1938 bis 1940 und schließlich sieben Jahre für die Jahrgänge 1947 bis 1949, was einem relativen Unterschied von etwa 50 Prozent entspricht." Kurz gesagt: Die Lebenserwartung in Deutschland steigt zwar, aber davon profitieren statistisch vor allem die Besserverdienenden. Der Zusammenhang zwischen Lohn und Lebenserwartung werde auch bei Frauen auftreten, die zunehmend längere und kontinuierlichere Berufsbiografien aufweisen.

"Die Ergebnisse machten deutlich, dass das Äquivalenzprinzip in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht gelte "und nicht als Argument gegen eine Aufwertung von geringen Rentenansprüchen überzeugt", konstatierte Studienautor Haan. "Im Gegenteil, unsere Ergebnisse sprechen für eine Aufwertung. Das würde auch der Altersarmut vorbeugen." Die derzeit diskutierte Grundrente - unabhängig von der Frage einer Bedürftigkeitsprüfung - wäre dabei eine Möglichkeit. 

Fanny H. 
k

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