Schneller konnte MobilCom-Chef Gerhard Schmid die Vorwürfe aus Paris nicht kontern. Nur einen Tag, nachdem sein Großaktionär France Télécom den Verdacht auf Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Aktienkäufen seiner Ehefrau Sybille Schmid-Sindram geäußert hatte, präsentierte Schmid am Freitag einen Persilschein des Bundesaufsichtsamts für Wertpapierhandel. Die Behörde sieht keine Hinweise für rechtlich unzulässiges Handeln, verbreitete MobilCom per Pressemitteilung. »Damit entkräftet das Amt eindeutig die Vorwürfe der France Télécom«, schreibt das Unternehmen.
Bestätigung ohne Untersuchung
Das Frankfurter Aufsichtsamt zeigte sich über den MobilCom-Vorstoß wenig glücklich. »Es ist nicht unsere Aufgabe, Vorwürfe von Firmen zu entkräften oder Persilscheine auszustellen«, sagte eine Sprecherin. In der Sache allerdings ist die Mitteilung aus dem schleswig- holsteinischen Büdelsdorf korrekt: Weder hat das Amt Hinweise auf verbotenen Insider-Handel, noch wurden Publizitätspflichten verletzt. Das teile das Amt auf Anfrage Journalisten oder anderen Interessenten mit und hat es auch gegenüber MobilCom bestätigt, ohne jedoch eine besondere Untersuchung oder Prüfung vorzunehmen.
Wie wurden die Aktien finanziert?
Damit geht der Schmid-Konter an den Vorwürfen von France Télécom vorbei und ins Leere. Die Franzosen hegen nämlich den Verdacht, dass Schmid-Sindram ihre vier Millionen Aktien nicht mit eigenem Geld bezahlt hat, sondern dass über Umwege Firmenmittel von MobilCom für die Käufe verwendet wurden. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel hat sich aber nicht mit der Frage beschäftigt, woher die Ehefrau des Vorstandschefs das Geld für ihre Aktienkäufe hatte. Das zählt nicht zu den Aufgaben der Frankfurter Börsenaufseher. Schmid hatte bereits am Vortag versichert, seine Frau sei vermögend und seit langem Aktionärin von MobilCom.
Krieg zwischen den Telekoms
So mehren sich die Anzeichen, dass zwischen MobilCom und France Télécom Krieg herrscht. Der wendige und trickreiche Mittelständler aus der norddeutschen Provinz und der Pariser Staatskonzern waren von Beginn an ein seltsames Paar. »Zusammenarbeit bedeutet in Schmids Lesart wohl eher Arbeitsteilung«, schreibt die 'Süddeutsche Zeitung'. »Er selbst treibt als Dynamiker die Geschäfte voran und die Franzosen schweigen und zahlen.«
Vertrag soll nichtig sein
Doch dem Partner aus Paris, selbst hoch verschuldet, wird das Engagement in Deutschland langsam unheimlich und vor allem zu teuer. »Was also tun die Franzosen?«, fragt die 'FAZ'. »Sie versuchen, Schmid geschäftsschädigendes Verhalten nachzuweisen, wodurch der 1999 geschlossene Vertrag nichtig werden könnte.« Die professionellen Beobachter von Banken und Medien sind sich jedoch nicht einig, ob die Franzosen ihr MobilCom-Engagement eher beenden oder doch ausweiten wollen, indem sie die Anteile von Schmid übernehmen. Das jedoch wäre sehr teuer.
Aktie ist Spielball für Spekulanten
Inzwischen glaubt niemand mehr, dass der Konflikt zwischen France Télécom und MobilCom über den Geschäftsplan, die Höhe der Investitionen in das neue UMTS-Netz und die Auslegung des Vertragswerks zwischen den Unternehmen friedlich beigelegt werden könnte. Wegen der völlig ungewissen Zukunft des Unternehmens ist die Aktie zum Spielball für Spekulanten geworden. Nach tagelangem Absturz legte das Papier, das auch in den Depots vieler Kleinaktionäre liegt, bis zum Nachmittag wieder um mehr als fünf Prozent zu.
Eckart Gienke