Die Weltbank soll auch künftig von einem Amerikaner gelenkt werden: US-Präsident Barack Obama schickt mit Jim Yong Kim den Chef der Elite-Universität Dartmouth ins Rennen um den prestigeprächtigen Posten. Er soll die Nachfolge von Robert Zoellick antreten, der Ende Juni nach fünfjähriger Amtszeit geht. "Ich denke nicht, dass die Weltbank einen besseren Chef bekommen könnte", sagte Obama am Freitag in Washington. "Kim hat große internationale Erfahrung."
Kim wurde 1959 in Südkorea geboren, wuchs jedoch in den Vereinigten Staaten auf. Internationale Erfahrung sammelte der Mediziner als Direktor für Aids-Bekämpfung bei der Weltgesundheitsorganisation WTO.
Er muss sich gegen die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala durchsetzen, die außer von ihrem eigenen Land auch von Angola und Südafrika nominiert wurde. Okonjo-Iweala hat sich als Wirtschaftsfachfrau und Diplomatin einen Namen gemacht.
Der US-Ökonom Jeffrey Sachs, der ohne offizielle Rückendeckung aus Washington seinen Hut in den Ring geworfen hatte, zog seine Kandidatur zurück und unterstützte Kim. "Professor Sachs unterstützt Dr. Kim hundertprozentig und mit großem Enthusiasmus", sagte seine Sprecherin.
USA hatten mehrere Personalvorschläge in der Hand
Im Gespräch war zuletzt auch der frühere kolumbianische Finanzminister Jose Antonio Ocampo, den Brasilien favorisiert. Das Weltbank-Direktorium wird nach Ablauf der Bewerberfrist am Freitagabend die Kandidatenliste auf maximal drei Namen beschränken. Aus diesem Kreis soll beim nächsten halbjährlichen Treffen von Weltbank und IWF am 21. April der neue Präsident bestimmt werden.
Seit Gründung der Weltbank nach dem Zweiten Weltkrieg besetzen die USA den Chefsessel. Bislang gilt die ungeschriebene Regel, dass die vor allem für die Armutsbekämpfung zuständige Weltbank von einem Amerikaner und der Internationale Währungsfonds (IWF) von einem Europäer geführt wird. In der Weltbank, der 187 Länder angehören, haben die USA den größten Stimmenanteil und können sich der Rückendeckung durch Japan und die Europäer sicher sein. "Wir akzeptieren das Vorschlagsrecht der Vereinigten Staaten von Amerika", sagte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel.
Die USA hatten zuletzt mehrere Personalvorschläge in der Hinterhand. Nach Informationen aus Kreisen standen auf der Auswahlliste die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, die in Indien geborene PepsiCo-Chefin Indra Nooyi, der US-Senator John Kerry sowie Lawrence Summers, ein früherer Wirtschaftsberater Obamas. Es fiel auch der Name der Professorin Laura Tyson, einer ausgewiesenen Expertin für internationale Handelsbeziehungen.