Die Bundesregierung hat die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland als einen sportlichen, wirtschaftlichen und politischen Erfolg gewertet. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach bei der Vorstellung der Bilanz von einer wunderbaren Weltmeisterschaft, die dazu beigetragen habe, dass das Bild von Deutschland im Ausland eine "enorme Aufwertung" erfahren habe. "Es war eine wirkliche Werbeaktion gegen Ausländerfeindlichkeit und für Integration", sagte der Minister. Diesen Aspekt unterstrich auch der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger. "Der DFB reicht jedem die Hand, der Menschen zusammenbringt", sagte er. Gegen die zunehmenden Ausschreitungen am Rande von Fußballspielen wolle er noch intensiver und noch konsequenter angehen.
Mit Blick auf den friedlichen Verlauf hob der Minister als besonderen Erfolg hervor, dass die sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den Behörden in anderen Ländern vorbildhaft funktioniert habe. Damit sei ein "Meilenstein" für die Kooperation in diesem Bereich gesetzt worden. Die gemachten Erfahrungen seien unschätzbar.
"Die Weltmeisterschaft hat positive ökonomische Effekte ausgelöst", zog Schäuble auch wirtschaftliche ein positives Fazit. Das Gastgewerbe habe zusätzliche Einnahmen von 300 Millionen Euro erzielt, der Einzelhandel gehe von zusätzlichen Umsatzimpulse von zwei Milliarden Euro aus, ein bis zwei Millionen WM-Touristen hätten für steigende Übernachtungszahlen gesorgt, und es seien 50.000 zusätzliche Jobs entstanden. Der Finanzminister habe von zusätzlichen Steuereinnahmen profitiert. So hätten die Organisatoren knapp 60 Millionen Euro Ertragssteuern abgeführt. Die Bewältigung der Besuchermassen habe hervorragend geklappt.
Bei Afrika-Absage kommt DFB für WM 2010 nicht in Frage
Auch DFB-Chef Theo Zwanziger zog ein positives Fazit: Alle, auch die staatlichen Stellen, hätten ihren Anteil daran, dass die WM für ganz Deutschland zu einem großen Erfolg geworden sei. Man habe zusammengehalten, um eine "große Sache" für Deutschland zu erreichen. "Wir können uns alle gemeinsam freuen", sagte der DFB-Chef. Es sei nicht nur um ein Fußball-Ereignis gegangen, sondern darum, das vereinte Deutschland positiv zu präsentieren. Zwanziger schloss aus, dass Deutschland 2010 die Fußball-WM noch einmal ausrichten könnte, falls Südafrika an dieser Aufgabe scheitern sollte.
Beide waren sich über den Status Deutschlands als Weltmeister der Herzen einig: "Italien hat sportlich die WM gewonnen, aber Deutschland ist der Gewinner der Fußball-Weltmeisterschaft gewesen", sagte Schäuble. Eine Vielzahl positiver Wirkungen würden zum Teil weit über das Turnier selbst hinauswirken und bleiben. Er verwies auf den Film von Sönke Wortmann "Deutschland - Ein Sommermärchen", den Millionen Menschen schon im Kino gesehen haben und den sich noch mehr vermutlich am heutigen Mittwochabend (20.15 Uhr in der ARD) im Fernsehen anschauen würden.
Frühe Ausstrahlung auf Kosten kleiner Kinos
Im Vorfeld der Ausstrahlung musste die ARD sich wegen des frühen Ausstrahlungstermins nach der Kinoverwertung mit dem Hauptverband der deutschen Filmtheater (HDF) auseinandersetzen. HDF-Vizevorstand Andreas Kramer sprach von einem "unerwarteten Dämpfer". "Insbesondere kleinere Kinos, die noch auf die Film-Kopien warten und den Film bisher noch nicht zeigen konnten, trifft die frühe Ausstrahlung." Für die ARD habe immer festgestanden, dass der Film, der ausschließlich mit Fernsehgeldern finanziert worden sei, noch dieses Jahr im TV gezeigt werden sollte, sagte WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf.
Filmregisseur Wortmann ("Das Wunder von Bern") hatte für die Dokumentation exklusiven Zugang zu Spielern und Stab. Bis in die Kabine folgte er den WM-Helden, filmte Klinsmanns scharfe Ansprachen, die Freudenfeiern und auch die Enttäuschung nach dem verlorenen Halbfinale. Im Zentrum des Films stehen die Mannschaft und die Spiele: das Trainingslager auf Sardinien, der Einzug ins Berliner Schlosshotel im Grunewald, das letzte Training vor dem Eröffnungsspiel, die knisternde Spannung in der Kabine und die Rituale der Stadionkatakomben.