Die französischen Gewerkschaften und Studenten wollen die Regierung mit einem landesweiten Streik in die Knie zwingen. Er soll am Dienstag kommender Woche stattfinden. Streitpunkt ist die Arbeitsmarktreform der Regierung. Demnach sollen Arbeitnehmer unter 26 Jahren keinen Kündigungsschutz genießen. So sollen Neueinstellungen erleichtert und Jobs geschaffen werden. Die Gewerkschaften indes befürchten, dass Abeitnehmer willkürlich entlassen werden. Am Wochenende hatten nach Gewerkschaftsangaben 1,5 Millionen Menschen gegen die Pläne protestiert.
Ministerpräsident Dominique de Villepin hält trotz der Proteste an den Reformplänen fest. Er werde hart bleiben und das Vorhaben nicht zurückziehen, sagte er der Zeitschrift "Citato". "Man muss der Reform die Chance geben, zu zeigen, ob sie funktioniert." Unterstützung erhielt er von Präsident Jacques Chirac. In Frankreich liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 23 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie die Quote der Gesamtbevölkerung.
60 Prozent Ablehnun
Einer Meinungsumfrage der Zeitung "Depeche du Midi" zufolge lehnen 60 Prozent der Franzosen die Reform ab. Villepin hat in den vergangenen Wochen deutlich an Popularität eingebüßt. Parteifreunde fürchten, er könnte seine Kandidatur für die Präsidentenwahlen 2007 beschädigen und sogar die Chancen für einen anderen Kandidaten der Regierungspartei beeinträchtigen.
Nach Einschätzung von Beobachtern bieten sich für die Beilegung des Streits mehrere Möglichkeiten. So könne Villepin hart bleiben und darauf setzen, dass sich seine Kritiker darüber zerstreiten, ob das Gesetz gänzlich abgelehnt oder in Teilen abgeschwächt werden soll. Es sei aber auch denkbar, dass die Regierung anbiete, das Gesetz zunächst nur für sechs Monate anzuwenden und danach über die Ergebnisse zu diskutieren. Allerdings gibt es auch ein Szenario, bei dem das höchste Gericht des Landes eingeschaltet und das Vorhaben dort auch aus rechtlichen Gründen gekippt wird.