US-Präsident Donald Trump hat eine Weile gebraucht, bis er sich zum Giftgasanschlag in Syrien äußerte. Es scheint zwar kaum vorstellbar, dass sein spätes erstes Statement zum Thema tatsächlich reiflich überlegt war. Trotzdem bringt es die bedenkliche Mentalität des neuen US-Präsidenten perfekt auf den Punkt - denn Trump macht seinen Vorgänger Barack Obama indirekt für den Giftgasangriff in Syrien verantwortlich. Die Attacke sei eine Folge der "Schwäche und Unentschlossenheit" von Obama, lässt Trump in einer offiziellen Mitteilung wissen.
Damit spielt er auf Obamas Entscheidung an, nach einem Giftgasangriff 2013 auf einen militärischen Einsatz zu verzichten, nachdem er noch ein Jahr zuvor die syrische Regierung gewarnt hatte, mit dem Einsatz chemischer Waffen würde Syriens Präsident Baschar al-Assad eine "rote Linie" überschreiten.
Donald Trump widerspricht seinen alten Tweets
Beim damaligen Giftgasangriff im Sommer 2013 waren bei Damaskus mindestens 1400 Menschen getötet worden. Obama hatte sich anschließend mit Russland darauf geeinigt, die syrischen Giftgasbestände zu vernichten. Trotzdem setzte Syrien auch später wieder Chemiewaffen ein.
Dass Trump einen schrecklichen Anlass wie die aktuelle Attacke in Syrien dazu nutzt, gegen seinen Vorgänger nachzutreten, ist bezeichnend für seine narzisstische Weltsicht, mit der er immer wieder das Wesentliche aus dem Auge verliert und sich stattdessen lieber in Privatfehden verzettelt.
In diesem Fall trägt seine Reaktion aber auch einen geradezu skurrilen Beigeschmack, denn noch im September 2013 hatte Trump den damaligen Präsidenten Obama mehrfach via Twitter aufgefordert, bloß nicht in Syrien einzugreifen: "Nochmals, an unseren sehr törichten Anführer, greife Syrien nicht an - wenn du es tust, werden viele sehr schlimme Dinge passieren & bei diesem Kampf können die USA nichts gewinnen!"
