76. Genfer Salon: Das Publikum entscheidet Tops und Flops

Zum Start des Frühlings schaut nicht nur die automobile Fachwelt an den Genfer See. Das Publikum entscheidet und nicht jede Neuvorstellung ist ein Gewinner. Wir zeigen die Tops, wir zeigen die Flops.

Die Publikumswertung des 76. Genfer Salons teilen sich fraglos zwei Fahrzeuge aus Großbritannien und Italien. Wer auf rassige Sportwagen steht, kommt am Ferrari-Stand ins Schwärmen. Der neue 599 GTB steht auf dem Salon in dezentem schwarz und markigem rot. 620 PS und zwölf Zylinder sprechen für sich. Deutlich eleganter zeigt sich der Rolls Royce 101 EX. Leider noch eine Studie und eng mit dem geplanten Mega-Cabrio 100 EX verwandt. Man kann nur hoffen, dass das betörend schöne Coupé bald auf den Markt kommt. Die Chancen für eine Serienfertigung stehen nicht schlecht. Das Publikum zeigt sich verzaubert und verharrt oft minutenlang am Rolls-Stand.

Nach der Detroit Motor Show im Januar ist der Aston Martin Rapide nicht mehr ganz frisch, aber auch in Genf eines der Messehighlights. Die mutige Linienführung und die vier Türen sind nicht jedermanns Sache, doch beim Publikum kommt der rund fünf Meter lange Viersitzer aus GB prächtig an. Eine ähnliche Linienführung wie der Rapide hat der seit knapp zwei Jahren auf dem Markt befindliche Mercedes CLS. Optisch hat sich beim Stuttgarter Viertür-Coupe nichts getan: unter der Haube gibt es ab sofort einen kraftvollen Benzin-Direkteinspritzer namens CLS 350 CGI. Abwarten, ob 292 PS und 365 Nm ausreichend Kunden locken. Aber allemal einen Versuch wert.

Mit vielen Buhrufen wurde vor einem Jahr der Dacia Logan empfangen. Doch der Verkauf läuft alles andere als schlecht und die Genfer Kombi-Studie mit dem Namen Steppe macht Lust auf mehr. Der Logan Steppe Concept gibt einen tiefen Einblick auf das für Ende des Jahres geplante Serienmodell. Wenn der Kombi-Logan so daherkommt, wird der Konkurrenz hören und sehen vergehen. Über einen Überraschungserfolg kann man sich bei Toyota freuen. Die coole Studie Aygo Sport verzichtet auf Dach und Türen. So ein Auto wünschen wir uns als Serienmodell.

Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Ford präsentiert auf dem Genfer Salon drei völlig neue Modelle. Doch der lang erwartete Focus C-C erntet auf der Messe nicht nur Kopfnicken. Vielen ist das Heck mit breiter Chromspange und Leuchten im Opel-Look zu langweilig. Große Hoffnungen tragen die neuen Ford Vans. Doch wieso Galaxy und S-Max derart nah aneinander positioniert worden sind, ist kaum einem Zuschauer klar. Der eine (S-Max) etwas sportlicher, der andere (Galaxy) fünf Zentimeter länger; doch beide bieten viel Platz für bis zu sieben Personen und weitgehend gleichen Motorisierungen. Da würde man sicher eher über einen neuen Mondeo oder einen pfiffigen Roadster von den Kölnern freuen.

Auch bei BMW und Mercedes wird das Messepublikum nicht gerade mit neuen Modellen überhäuft. Gibt es bei den Stuttgartern immerhin noch die Europapremiere der GL-Klasse, so gibt es bei BMW nur betagte Hausmannskost. Das Z4 Coupe war nahezu serienidentisch bereits auf der IAA zu sehen und der aufgefrischte Z4 ist ein bisschen wenig für die wichtigste Frühjahrsmesse. Der indische Hersteller Tata bekommt in Europa auch weiter kein Bein auf den Boden. Wer sich die beiden Studien Tata Crossover (SUV) und Tata Cliffrider (Pick Up) ansieht, weiß auch warum. Derart unförmig hat man auf dem härtesten Markt der Welt keine Chance. Hier sollte man einen Blick nach Asien werfen. Die zeigen, wie es läuft.

Lotus hat große Erwartungen in den neuen Europa S. Doch knapp 1.000 Kilogramm Leergewicht und rund 200 PS werden nicht reichen, um die Fans zu locken. Das Design wirkt lieblos und zerklüftet. So werden es die Briten schwer haben, der internationalen Sportwagenkonkurrenz davonzufahren.

Stefan Grundhoff, Press-Inform