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AUTO Maschendraht gegen Marder

Viele Autofahrer haben ihren Motorraum schon zum Vorratsschrank erklärt. Vom Brötchen über Meisenknödel bis hin zum Hühnerei - alles landet im Motorraum, sobald er von einem Marder ausgekuckt wurde.

Mardergeplagte Autofahrer haben ihren Motorraum schon längst zum Vorratsschrank erklärt. Vom Brötchen über Meisenknödel bis hin zum Hühnerei, alles landet im Motorraum, sobald er von einem Marder als Aufenthaltsort ausgekuckt wurde. Marder nutzen Autos als Aufbewahrungsort für Nahrung, die sie aus Scheunen, Hausgärten und von Komposthaufen stibitzen. Vor allem aber verursachen so harmlos aussehenden Tiere mit ihren scharfen Zähnen jährlich rund 160 000 Schäden an Zündkabeln und anderen Schläuchen in Deutschland. Auf rund 40 Millionen Mark (20,45 Mio Euro) beziffert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer Studie diese Schäden. Auch Hausbesitzern machen die nachtaktiven Tiere zu schaffen - als lärmende Gäste auf Dachböden.

Gerüche helfen nicht

Die Versuche, Marder von Autos fern zu halten, sind ebenso kreativ wie nutzlos. Viele haben schon mit lauter Musik versucht, den unliebsamen Gast loszuwerden - vergeblich. Auch Toilettensteine und Hundehaare unter der Motorhaube haben sich als nutzlos erwiesen. Im Auftrag von Autoherstellern erforscht die Biologin und Marder-Expertin von der Universität Gießen, Beate Ludwig, das bislang wenig bekannte Verhalten der Tiere, die in Dörfern wie in Großstädten leben. Nicht zuletzt Versuche, die ungebetenen Besucher mit Urin oder Rasierwasser los zu werden, hält die Fachfrau für vergeblich. Gerüche würden die Marder kaum stören.

Bremsschlauch als Aggressions-Blitzableiter

Für falsch hält Ludwig auch die weit verbreitete Annahme, die Steinmarder (Martes foina) berauschten sich in Autos an den Dämpfen warmer Gummischläuche und bissen deshalb zu. Die graubraunen Tiere mit ihren hellen Kehlflecken suchten die Fahrzeuge vielmehr als Versteck oder Unterschlupf zum Ausruhen auf. Wenn den Rüden in ihrem markierten Revier die Duftmarke eines fremden Männchens in die Nase steige, lenkten sie ihre Aggression eben nicht auf den Rivalen, sonder auf Zündkabel und Kühlschlauche. Besonders mit Mardern zu kämpfen hätten daher Autofahrer, die ihren Wagen oft an wechselnden Orten parkten und damit die Reviergrenzen einzelner Tiere überschritten.

Süden Deutschlands stark betroffen

»Die meisten Schäden gibt es im Frühjahr von März bis Juni«, berichtet Ludwig. Die Tiere bereiteten sich auf die Paarung vor und wollten in dieser Zeit ihr Revier vergrößern. Aber auch Jungtiere, die gerne mit Objekten spielten, hinterließen Schäden unter der Motorhaube. Nach einer Untersuchung des Gesamtverbands der Versicherer aus dem Jahr 2000 ist der Süden Deutschlands am stärksten betroffen, aber auch auf einer Linie zwischen Kassel und Hamburg seien stark belastete Gebiete zu finden.

Maschendrahtzaun als Wunderwaffe?

Der Verband rät zu Hochspannungsgeräten, die den Tieren ähnlich wie an Weidezäunen leichte Stromschläge versetzen. Der ADAC hält auch Ultraschallgeräte für wirkungsvoll. Aber auch preiswertere Methoden können Abhilfe schaffen: »Maschendrahtzaun unterm Auto, das wirkt«, versichert ein Autobesitzer. Expertin Ludwig hält dies ebenfalls für sinnvoll: »Marder gehen Dingen, die sie nicht kennen, aus dem Weg«. Das hieße aber auch, das nach längerer Zeit ein Gewöhnungseffekt an den Maschendraht eintreten könne.

Oft zahlen die Versicherungen

Auf den Reparaturkosten bleiben die Autofahrer jedenfalls oft sitzen, weil die Rechnung die Selbstbeteiligung bei der Haftpflicht meist nicht übersteigt. Bei höheren Kosten ersetzen mittlerweile aber auch Versicherer die Schäden. Inzwischen wird auch von Autoherstellern ein wirksamer Schutz vor Marderzähnen gefordert.

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