Der Übergang zur Elektromobilität ist für viele Autohersteller beschlossene Sache. Um das Ziel der Elektrifizierung zu erreichen, muss allerdings genügend Lithium zur Verfügung stehen. Denn der Rohstoff kommt in den Batterien von Elektroautos zum Einsatz. Das portugiesische Energieunternehmen Galp Energia und der schwedische Batteriehersteller Northvolt haben deshalb das Joint Venture "Aurora" gegründet, mit dem sie eine Anlage zur Lithiumumwandlung in Portugal bauen wollen.
Batterie-Werk soll "grün" sein
Wie die Unternehmen am Dienstag mitteilten, soll es "Europas größte und nachhaltigste Lithiumumwandlungsanlage" werden. Dafür soll "ein bewährtes Umwandlungsverfahren (angewandt werden), das die neusten Prozessverbesserungen und Technologien zur Steigerung von Nachhaltigkeit und Effizienz nutzt". "Aurora" wolle mithilfe von grüner Energie die Abhängigkeit von Erdgas minimieren und schließlich ganz vermeiden, heißt es. Die Rede ist von einem "Meilenstein in der Entwicklung einer europäischen Batterie-Wertschöpfungskette". Dabei verpflichtet sich "Aurora", "die umweltfreundlichsten Ansätze zu verfolgen".
Der Standort des geplanten Batteriewerks steht noch nicht fest. Derzeit laufen dazu Untersuchungen. Paolo Cerruti, Mitbegründer und Chief Operating Officer von Northvolt ist sich indes sicher: Das Joint Venture "bietet Europa nicht nur einen Weg zur heimischen Versorgung mit wichtigen Materialien, die für die Herstellung von Batterien benötigt werden, sondern auch die Möglichkeit, einen neuen Standard für die Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von Rohstoffen zu setzen."
Galp Energia und Northvolt schätzen die Investition auf eine Höhe von 700 Millionen Euro. Zudem sollen mit dem Batteriewerk bis zu 1500 direkte und indirekte Arbeitsplätze geschaffen werden.
Mit dem Produktionsstart im Jahr 2026 sollen jährlich bis zu 35.000 Tonnen Lithiumhydroxid für Elektroautos erzeugt werden. Die Energiemenge soll bei 50 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr liegen und den Bedarf von etwa 700.000 Elektroautos decken. Die Unternehmen gehen davon aus, dass die Lithium-Ionen-Batterieindustrie bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts um mehr als das Zehnfache wachsen wird.
Lithium-Förderung für Elektroautos steht vor Ausbau
Auch andere Firmen wollen Batteriewerke für Elektroautos bauen. Das kanadische Rohstoff-Unternehmen Rock Tech Lithium kündigte im Oktober den Bau einer Lithiumhydroxid-Anlage im ostbrandenburgischen Guben an, welche im Jahr 2024 die Produktion starten soll. Es sollen rund 470 Millionen Euro investiert werden. Die Investitionsentscheidung für alle Produktionsschritte hänge unter anderem noch von Gesprächen über bereits beantragte beziehungsweise weiteren Fördergeldern ab, hieß es.
Bei laufendem Betrieb der Gesamtanlage sollen 160 Mitarbeiter beschäftigt werden. Pro Jahr sollen rund 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid produziert werden, was für 500.000 Elektrofahrzeuge reichen soll. "Unser Ziel ist, als erstes Unternehmen weltweit, einen geschlossenen Kreislauf für Lithium zu schaffen", sagte Unternehmenschef Dirk Harbecke. In Brandenburg haben sich auch der US-Elektroautobauer Tesla und der US-Batteriehersteller Microvast angesiedelt. Tesla will in Gründheide auch eine große Batteriefabrik bauen.
VW kündigte vergangene Woche Mittwoch eine geschlossene Partnerschaft mit dem belgischen Recycling- und Materialtechnik-Unternehmen Umicore sowie mit dem US-Start-up 24M an. Mit Ersterem gründete der Konzern ein Joint Venture. Zudem soll Lithium mittelfristig auch aus deutschen Vorkommnissen gefördert und erneuerbare Energieprojekte vorangetrieben werden. Ein Vertrag mit Vulcan Energy sieht die Lieferung von Lithiumhydroxid aus dem Oberrheingraben vor. Die Lieferung soll 2026 beginnen und über einen Zeitraum von fünf Jahren erfolgen. Auch Renault hat im Sommer einen Fünfjahresvertrag mit Vulcan Energy vereinbart. Der Stellantis-Konzern sicherte sich ebenso mit einem Fünfjahresvertrag Lithium-Lieferungen durch Vulcan Energy ab 2026, wie Stellantis Ende November mitteilte.
Welt-Stromer

In Europa will VW bis 2030 sechs Fabriken für Batteriezellen bauen. Neben Salzgitter ist Skelleftea in Nordschweden schon gesetzt, ein dritter Standort in Spanien ist wahrscheinlich. Der Autobauer kooperiert bereits neben Northvolt auch mit Gotion aus China. Ziel ist es, die noch recht starke Abhängigkeit von externen Zelllieferanten zu durchbrechen und eine profitable Großserienproduktion eigener Batteriesysteme aufzusetzen. Northvolt kooperiert außerdem auch mit Autoherstellern wie BMW, Volvo und Polestar.
Quellen: Pressemitteilung Northvolt, Pressemitteilung VW, Pressemitteilung Rock Tech Lithium, Pressemitteilung Renault, mit Material von dpa