E-Autos unter der Lupe BMW i4, Polestar 2, Tesla Model 3 im ADAC-Test – welches Modell am besten abschneidet

Ein BMW i4, ein Polestar 2 und ein Tesla Model 3 stehen nebeneinander auf einer Straße
Der ADAC hat die Modelle Polestar 2, BMW i4 und Tesla Model 3 (von links nach rechts) unter die Lupe genommen
© ADAC/Uwe Rattay
Reichweite, Sicherheit, Fahrkomfort – der ADAC hat die drei Elektromodelle BMW i4, Polestar 2 und Tesla Model 3 auf diverse Eigenschaften getestet. Was die Stärken und Schwächen der einzelnen Fahrzeuge sind und, welches Modell im Vergleich die besten Werte hat, lesen Sie hier.

Tesla gilt als der Pionier der Elektromobilität. Die Fahrzeuge des US-amerikanischen Autobauers gaben lange die Richtung vor. Doch inzwischen haben BMW und Co. aufgeholt. Zudem wächst die Konkurrenz durch neue Elektroautobauer wie etwa Polestar. Ein ADAC-Test zeigt, welches Modell in welchen Eigenschaften gut und in welchen weniger gut abschneidet.

Bekanntermaßen ist die Beschleunigung von Elektroautos ziemlich stark. Alle drei getesteten Modelle BMW i4 (340 PS), Tesla Model 3 (325 PS) und Polestar 2 (408 PS) sprinteten beim Tritt aufs Strompedal ohne Verzögerung und mit "Leichtigkeit" nach vorne. Mit den drei Testmodellen sei das Überholen eines Lkws auf der Landstraße ein "kurzweiliges und sicheres Unterfangen", heißt es vom ADAC. Für eine Beschleunigung von 60 auf 100 km/h maß der Automobilclub rund drei Sekunden, wobei der Polestar mit 2,5 Sekunden die Nase vorne hatte.

"Nüchtern betrachtet sind die E-Motoren in puncto Laufkultur, Leistungsentfaltung und Dosierbarkeit jedem Verbrenner meilenweit überlegen", so der ADAC. BMW, Tesla und Polestar erhielten daher in dieser Kategorie allesamt die Bestnote 1,0.

BMW i4 gewinnt beim Federungskomfort, Cockpits überzeugen nicht gänzlich

In Bezug auf den Federungskomfort überzeugte vor allem der BMW i4. Auch die bequemen Sportsitze und die deutlich geringeren Innenraumgeräusche brachten dem viertürigen Coupé zusätzliche Punkte, während das Tesla Model 3 und der Polestar 2 im Vergleich viel straffer abgestimmt sind.

Dafür stellte der ADAC bei beiden Autos ein "bemerkenswert agiles" Fahrverhalten fest. Im Vergleich zum i4 konnten sie einen Ausweichtest mit höheren Geschwindigkeiten durchfahren. Den besten Wert hierbei erzielte das Model 3 dank seiner extrem direkt übersetzten Lenkung. Ein zusätzlicher Vorteil hierbei: Das Fahrzeug des US-amerikanischen Autobauers ist rund 350 Kilogramm leichter als der i4 und 400 Kilogramm leichter als der Polestar 2. Dafür hatte Letzterer als einziges Testmodell Allradantrieb und deshalb die Oberhand auf rutschigem Untergrund; bei BMW und Tesla drehten die Räder durch. Wer davor zurückschreckt, kann auch den i4 oder das Model 3 mit Allradantrieb haben, muss dafür aber zu den stärkeren Ausführungen greifen.

Das Platzangebot ist bei allen drei Fahrzeugen ähnlich. Eng wird es auf der Rückbank für Insassen mit einer Körpergröße ab 1,85 Meter. Die wuchtige Mittelkonsole und die hohe Seitenlinie lassen den Polestar 2 kleiner wirken, während das Model 3 mit großen Glasflächen, einem serienmäßigen Panoramadach und einem flachen Cockpit deutlich geräumiger scheint. Dafür verhindert die vergleichsweise kleine Kofferraumöffnung das Beladen mit großen Gegenständen. Ein Pluspunkt wiederum: das Tesla-Modell besitzt eben wie der Polestar mit der Fronthaube einen zweiten Stauraum, welcher beim BMW fehlt.

Der i4 und der Polestar 2 sind dem Model 3 in Bezug auf die Fahrzeugsteuerung ein Stück weit überlegen. Denn beide setzen auf ein Kombiinstrument, während beim Model 3 sämtliche Funktionen ausschließlich über das große Touchscreen gesteuert werden. Das betrifft auch sicherheitsrelevante Features. BMW und Polestar haben zumindest einige Tasten im Cockpit. Beim BMW ist die Bedienung des Zentraldisplays nicht nur per Fingerberührung sondern zusätzlich auch mit dem Controller auf der Mittelkonsole möglich.

Zwar dürfen alle drei getesteten Modelle einen Anhänger ziehen. Beim Model 3 ist die Anhängelast jedoch auf maximal 1 Tonne beschränkt, wohingegen Polestar und BMW 1,5 und 1,6 Tonnen anhängen dürfen.

Teils deutliche Unterschiede bei Reichweite und Verbrauch

Von großer Bedeutung sind bei einem Elektroauto die Batterieleistung und Reichweite. Und hier liegt der i4 vorne. Das viertürige Coupé verfügt über eine 81-kWh-Batterie mit einem geringen Stromverbrauch von 19,5 kWh pro 100 Kilometer, sodass es mit einer Reichweite von 490 Kilometer einen Top-Wert erzielt. Der Polestar 2 hat eine 75-kWh-Batterie, verbraucht unter den drei Testmodellen aber den meisten Strom (22,3 kWh pro 100 Kilometer). In der Folge kommt die Limousine mit einer Batterieladung noch 395 Kilometer weit. Das Tesla Model 3 hat zwar eine Batteriekapazität von lediglich 60 kWh, verbraucht allerdings nur 16,8 kWh pro 100 Kilometer. Somit schafft es eine Reichweite von 415 Kilometern. Auch das Rennen um die Ladegeschwindigkeit entscheidet der i4 für sich. In 30 Minuten lädt das Fahrzeug Strom für 370 Kilometer. Der Tesla kommt in der Zeit auf eine Batterieladung für 350 Kilometer und der Polestar für 295 Kilometer.

Dafür punktet Tesla mit seiner im Vergleich am besten entwickelten Routenplanung, die Ladestopps in die Strecke integriert. Außerdem können Tesla-Fahrerinnen und -Fahrer neben den öffentlichen Ladestationen das eigene Supercharger-Netz des US-Autobauers nutzen. Dieses besteht in Europa aus aktuell fast 900 Schnellladestellen.

BMW knapp vor Tesla und Polestar

In der Gesamtbewertung belegte der BMW i4 mit knappem Vorsprung den ersten Platz. Das Coupé-Modell erhielt besonders wegen seines guten Fahrkomforts und der großen Reichweite die Gesamtnote 1,8. Mit einer Gesamtnote von 2,0 landeten Tesla und Polestar knapp dahinter. Für das Model 3 spricht die "erstklassige Effizienz" des Elektromotors und das Supercharger-Netz. Der vergleichsweise geringe Fahrkomfort brachte dem Fahrzeug aber Einbußen. Der ADAC sieht in der Konzentration auf den zentralen Touchdisplay zudem ein hohes Ablenkungspotenzial und in der Folge ein bestehendes Unfallrisiko. Der Polestar überzeugte mit seiner starken Motorleistung, schnitt allerdings wegen seines hohen Verbrauchs schlechter ab. In einer abgespeckteren Version (231 PS) mit Frontantrieb kam die Limousine im Test hingegen auch auf eine Reichweite von 480 Kilometern. Alle drei Testmodelle schnitten insgesamt also gut ab. Das Fazit des ADAC: "Hier dürfen die eigenen Vorlieben gern entscheiden."

Quellen: ADAC

nk

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