"Der Ausbau der Ladeinfrastruktur hinkt weiter (...) hinterher" – so schreibt es der VDA in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung "Ladenetz-Ranking" und bezieht sich dabei auf die Situation in Deutschland. Im Durchschnitt kommen auf eine öffentliche Ladestelle rund 21 Elektroautos. Beim letzten VDA-Ladenetz-Ranking im April gab es pro öffentliche Ladestelle noch rund 17 Elektroautos. Das sei "deutlich zu wenig". Auch oder gerade weil andere Angebote, etwa im Handel, Parkhäusern oder an Tankstellen noch nicht flächendeckend entwickelt seien.
Und: Das Verhältnis verschlechtere sich aktuell. Denn die Zahl der neuzugelassenen Elektroautos steigt schneller an als der Ausbau. Derzeit kommen im Durchschnitt rund 250 öffentliche Ladepunkte pro Woche hinzu. Um das Ziel der Ampel-Koalition von einer Million öffentlichen Ladepunkten im Jahr 2030 zu erreichen, müssten wöchentlich allerdings rund 2000 Ladepunkte gebaut werden.
Ladeinfrastruktur ist "wichtigste Voraussetzung" für Elektromobilität
"Eine flächendeckende Ladeinfrastruktur ist die wichtigste Voraussetzung, damit die Menschen weiterhin zunehmend auf die Elektromobilität umsteigen. Sie müssen das Vertrauen haben, dass sie ihr E-Auto jederzeit und überall laden können", sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Eine Studie des VDA von August hatte bereits ergeben, dass die nicht hinreichend ausgebaute Ladeinfrastruktur für viele Menschen ein wichtiges Argument gegen die Anschaffung eines Elektroautos ist. 64 Prozent der Befragten gaben an, dass es zu wenig Ladestationen gibt. Bei den Personen, die in den nächsten Jahren ein neues Auto kaufen möchten, stehen Elektroautos nur an vierter Stelle – hinter Verbrenner-, Hybrid- und Dieselfahrzeugen.
Insgesamt gibt es in Deutschland aktuell 48.717 öffentliche Ladepunkte, wovon 7053 Schnellladepunkte sind. Die Zahl der aktuellen Elektroautos in der Bundesrepublik beträgt 1,06 Millionen Fahrzeuge. Am besten schneidet noch Wolfsburg ab. Die Großstadt in Niedersachsen ist im deutschlandweiten Vergleich dem aktuellen Ranking zufolge die attraktivste Stadt für Elektroautos. Dort gibt es 817 Ladesäulen bei einem Gesamtbestand von 125.336 Autos. Auf Platz 2 folgt Ingolstadt, auf Platz 3 Passau.
Was Sie schon immer über Stromtanken wissen wollten, aber nie zu fragen wagten

Von solchen großen E-Tankstellen sind wir noch etwas entfernt, doch die Anzahl der Ladepunkte ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Bei der Bundesnetzagentur sind aktuell 12.278 Ladesäulen (Stand 5. Februar 2020) gemeldet, von denen viele mehr als einen Ladepunkt haben. In der Regel kommen auf eine Ladesäule zwei Ladepunkte, in seltenen Fällen sind es sogar drei. Sodass man von rund 24.000 Ladepunkten ausgehen kann. Laut dem "Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft“" (bdew) werden über 70 Prozent der bestehenden Ladepunkte von Energieunternehmen betrieben. Ein anderes Bild liefern da "statistica com" (rund 18.700 Ladestationen) und "goingelectric.de" (19.279 Standorte, 55.212 Ladepunkte), die auch durch Meldungen die Elektromobilisten aktuell gehalten wird. Betrachtet man die Verteilung der Ladepunkte, fällt auf, dass im Osten Deutschlands die Dichte der Ladesäulen abnimmt. Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (bdew) sind für eine Million E-Autos 70.000 Normalladepunkte und 7.000 Schnellladepunkte nötig.
Kritik am Bezahlsystem an Ladestationen
Ein weiterer entscheidender Aspekt liegt im Bezahlsystem der öffentlichen Ladestellen. Bisher müssen Autofahrer in der Regel einen Vertrag beim Anbieter abschließen; das Bezahlen an der Ladestation ist meist nur über geschlossene Systeme wie QR-Codes, Apps und RFID-Karten – spezielle Karten also – möglich. Eine kürzlich vom ADAC veröffentlichte Studie ergab, dass 67 Prozent der Befragten die Ad-hoc-Zahlung mit einer Bankkarte an der Schnellladesäule erleichtern würde.
Außerdem bewerten 27 Prozent der Befragten die Preise pro Ladevorgang als zu teuer. Zwei Drittel befürchten sogar künftig einen Preisanstieg fürs Schnellladen. Auch der ADAC sieht die Preisgestaltung an den Schnellladesäulen kritisch. "Elektroautofahrer können an Ladesäulen oft nicht erkennen, welche Preise tatsächlich abgerechnet werden, und teilweise sind die Preise für das Ad-hoc-Laden doppelt so hoch wie die für Vertragskunden“, sagt ADAC Technikpräsident Karsten Schulze. Aufgrund der "Preisunterschiede und Unübersichtlichkeit der Tarife“ können Kunden die Kosten für einen Ladevorgang nicht kalkulieren.
Quellen: VDA Pressemitteilung, VDA Untersuchung "Mobilität und Verkehr – So denkt Deutschland", ADAC Pressemitteilung