Die Kritik an Teslas Umgang mit Sicherheit im Straßenverkehr reißt einfach nicht ab. Neben Sicherheitsbedenken in Bezug auf Teslas Autopiloten bereiten den Sicherheitsbehörden nun auch immer mehr Entertainment-Angebote Kopfschmerzen. Der übergroße Bordcomputer im Inneren der Elektroautos verfügt bereits seit mehreren Jahren über eine Spielefunktion. Nun hat Tesla die ursprünglich nur im Park-Modus nutzbare Anwendung im letzten Halbjahr wohl heimlich, still und leise auch für Fahrer:innen zugänglich gemacht. Dies geht aus einer Recherche der "New York Times" hervor.
Mit dem Update 2021.12.25.6 hat Tesla nicht nur die Spiele "Sky Force Reloaded" und "The Battle of Polytopia: Moonrise", sondern auch deren Spielbarkeit während der Fahrt freigeschaltet. Gespielt wird über das Dashboard, das beim Tesla aus einem großen Touchscreen in der Mittelkonsole besteht. Tesla-CEO Elon Musk verkündete bereits im Sommer, dass der neue Model S über die Leistung einer Playstation 5 verfügen wird. So sollen auch hochauflösende Blockbuster-Games spielbar gemacht werden. Minispiele wie Solitär sind allerdings schon jetzt in allen gängigen Modellen abrufbar.
USA verzeichnen mehr Todesopfer durch abgelenkte Verkehrteilnehmer
Eine Mitteilung vor den Spielen weist zwar darauf hin, dass die Games nur für Beifahrer:innen gedacht sind. Allerdings würde bereits die Sichtbarkeit eine hohe Ablenkungsgefahr darstellen, unabhängig davon ob die Fahrer:innen aktiv am Spiel teilnehmen, so die zuständige US-Verkehrsbehörde.
Abgelenkte Verkehrsteilnehmer:innen sind nicht nur in den USA ein immer größer werdender Bestandteil von Verkehrsunfällen. Oft sind die Unfälle Folge von Smartphone-Nutzung. In den Vereinigten Staaten gehen mindestens zehn Prozent aller Verkehrsunfälle auf Handy-Nutzung zurück. Sicherheitsexpert:innen gehen allerdings von einem deutlich höheren Anteil aus. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erreichte die Zahl der Verkehrstoten in den USA einen Höchststand seit 2006.
Tesla immer wieder in der Kritik
Seit Jahren kritisieren Verkehrsbehörden und Expert:innen, dass Tesla die Sicherheit innovativen Features sowie dem autonomen Fahren unterordnet. Dabei steht vor allem das noch unausgereifte Autopilot-System in der Kritik, da es den Fahrer:innen des Elektroautos erlaubt, für einen längeren Zeitraum die Hände vom Lenkrad zu nehmen.
Während viele Autobauer wie Stellantis, General Motors und Mazda es Fahrer:innen unmöglich gemacht haben, das Dashboard während der Fahrt zu bedienen, setzt Tesla lediglich auf spezielle Kameras, die den Augenbewegungen der Fahrer:innen folgen. Diese verfügen allerdings nicht über eine Infrarot-Funktion und sind in der Dunkelheit somit quasi unbrauchbar. Die US-amerikanische Verkehrsbehörde National Transportation Safety Board forderte Tesla nach einem tödlichen Verkehrsunfall im Jahr 2017 auf, in Zukunft auf Infrarot-Technologie zu setzen. Passiert ist bisher nichts.
In den vergangenen fünf Jahren sind mindestens zwölf Menschen in den USA an Unaufmerksamkeit im Straßenverkehr gestorben, während Teslas Autopilot-System aktiviert war. Die neue Spielefunktion wird wohl weiter zur Unsicherheit beitragen. Inzwischen hat sich die National Highway Traffic Safety Administration eingeschaltet und untersucht das Update, wie die Organisation am Mittwoch mitteilte. Man sei besorgt, dass die Spiele einen ablenkenden Einfluss auf die Fahrer:innen haben könnten und hätte sich mit Tesla in Verbindung gesetzt. Elon Musk wollte bisher keine Stellung zu den Vorwürfen beziehen.
Quellen: The New York Times, Reuters, t3n