Fahrbericht: ORA Funky Cat Ein Auto namens Charlie

Der ORA Funky Cat bringt optional ein großes Glasschiebedach mit
Der ORA Funky Cat bringt optional ein großes Glasschiebedach mit
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Die nächste chinesische Automarke steht vor der Tür: Noch im Februar will ORA seinen kompakten Funky Cat auf dem deutschen Markt haben und setzt bei dem Stromer auf eine eher emotionale Verkaufsansprache.

Spätestens mit dem ORA Funky Cat ist klar: Chinas Autohersteller wollen den europäischen Markt nicht mit Billigmodellen erobern. Waren Japaner und später Koreaner anfangs noch mit einfachen aber preiswerten Autos in die Herzen und Garagen gerollt und hatten die Preise erst hochgeschraubt, als sie im Markt etabliert waren, so versuchen es die Chinesen nun im dritten Anlauf mit Design, Ausstattung und rein elektrisch. Jüngstes Beispiel: Der ORA Funky Cat vom Hersteller Great Wall. Der kompakte Stromer ist selbstbewusst mit mindestens 38.990 ausgepreist. Komplett ausgestattet und mit größerem Akku können es aber auch knapp 50.000 Euro werden. Das liegt auf einer Ebene mit dem Cupra Born, dem DS 3 E-Tense oder dem VW ID.3 und deutlich etwa über dem Opel Corsa-e.

ORA versucht es über Marketing und Imagebildung: Der Funky Cat als eine Art mobiles Tamagotchi. "Ich bin Dein Car-panion – Dein Weggefährte" lässt der Importeur den rundlichen Stromer sagen: "Ein treuer Begleiter in allen Lebenslagen." Die Liste der Annehmlichkeiten, die Ora für den Funky Cat aufzählt, ist beeindruckend für die Kompaktklasse – wenn sie auch nichts wirklich Neues enthält. Nur ist halt nicht mehr nur von schnöden Massagesitzen die Rede, sondern davon, dass "ich Dir nach Feierabend den Rücken massiere, wenn Du es brauchst". Die Rede ist nicht von simpler Sprachsteuerung, sondern davon, dass "Du mir nur sagen musst, wenn ich das Panoramadach oder den Kofferraum für Dich öffnen soll." Natürlich kann man seinem Auto für die Ansprache auch einen eigenen Namen geben: Unser Testwagen hieß Charlie. Und Charlie bedankt sich über das Navi am Ende der Fahrt artig, dass man mit ihm unterwegs war.

Vom verbalen Kindchenschema befreit (Ora schätzt, dass 60 Prozent der verkauften Fahrzeuge an weibliche Kunden gehen), bleibt immerhin eine beeindruckende Zahl von serienmäßigen oder optionalen Assistenzsystemen übrig. Per Gesichtserkennung stellen sich Radio, Fahrersitz und Spiegel automatisch ein, es gibt Unterstützung beim Einparken oder einen mit penetrant erzieherischem Impetus gesegneten Navigationscomputer, der nicht müde wird, sprachlich darauf hinzuweisen, dass man zu schnell ist, man nun doch mal besser bremsen möge oder der Abstand zum Vordermann zu eng sei. Erfreulicherweise lässt sich der digitale Oberlehrer aber auch abschalten. Eine Kamera an der A-Säule hat den Fahrer zudem permanent im Blick und moniert Unaufmerksamkeiten, Ablenkungen und Anzeichen für Müdigkeit.

Wer sich beim Blick in die runden Kulleraugen des Funky Cat an den Mini erinnert fühlt, der liegt nicht so ganz falsch: Ora-Mutter Great Wall Motors ist auch Kooperationspartner von BMW für den kommenden Elektro-Mini, der auch die Lemon pure getaufte Plattform des Funky Cat nutzen soll. Da ist es wohl auch kaum ein Zufall, dass die Kippschalter auf der Mittelkonsole an die im Mini Cooper erinnern. Retro-Futurism Design nennt das der Hersteller.

Mit einer Länge von 4.235 mm, einer Breite von 1.825 mm und einer Höhe von 1.603 mm passt der Funky Cat genau in die Kompaktklasse. Vorne ist ordentlich Platz, hinten wird es in dem Fünfsitzer dagegen eng. Eher bescheiden auch das Kofferraumvolumen: Aus 228 Liter im Normalfall lassen sich durch das Umklappen der Rücksitze hinter einer hohen Ladekante 858 Liter machen. Dazu kommt als Platzfresser noch die Tasche mit dem Ladekabel. Kein großes Problem: Mehr als 355 Kilogramm Nutzlast inklusive Passagiere sind eh nicht zugelassen.

Materialien und Verarbeitung wirken wertig, alles erscheint aufgeräumt und übersichtlich. Fummeliger wird es dann bei den zwei nicht allzu großen Bildschirmen im Armaturenbrett. Das Kombiinstrument vor dem Fahrer fällt ein bisschen leer aus, aber zeigt immerhin die wichtigsten Daten. Der Touchscreen in der Mitte liefert ein ziemlich karges Navigationsbild und die kleinen Icons für Fahrzeugeinstellungen (zum Beispiel die Wahl der Rekuperationsstufe) sind vor allem während der Fahrt nur schwer zu treffen. Immerhin: Das Lenkrad ist griffig und ausreichend straff.

Angetrieben wird der Stromer über die Vorderräder und durch einen Permanenterregten Synchronmotor, der bis zu 171 PS / 126 kW stemmt. Damit und dank des direkt verfügbaren Drehmoments von 250 Nm ist man mit dem leer 1.615 Kilogramm schweren Funky Cat flott unterwegs. Nach 8,2 Sekunden sind aus dem Stand 100 km/h erreicht, bei 160 km/h ist Schluss. Das Fahrwerk ist knackig. Nicht zuletzt dank des wegen der im Boden verbauten Akkus niedrigen Schwerpunkts liegt der ORA-Mini gut auf der Straße und zirkelt auch präzise um selbst schnell gefahrene Kurven. Scheibenbremsen rundum sorgen für eine gute Verzögerung. Und: Beim NCAP-Crashtest glänzte der flotte Chinese mit fünf von fünf Sternen.

Angeboten werden zwei Akku-Größen. Im Basismodell steckt ein Lithium-Eisenphosphat-Akku mit 47,8 kWh Speicherkapazität, der eine nach WLTP-Norm offizielle Reichweite von 310 Kilometer hat. Der stärkere Lithium-Ionen-Akku mit 63,1 kWh Speicher bietet eine Reichweite von bis zu 420 Kilometer. An der Schnelladesäule ist der stärkere Akku in nicht gerade berauschenden 48 Minuten von 15 auf 80 Prozent geladen. Was dann fehlt, ist eine eingebaute Kaffeemaschine.

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