Viele E-Bikes richten sich an ein großstädtisches, junges Publikum. Ein besonders auffälliges, innovativen Design soll sie zum Kauf verführen. Das Brenta Classico Performance von Trenoli ist nicht so "hipp" – es ist praktisch und bequem. Und auch solche Räder sollen vorgestellt werden, denn sie sind für viele Kunden eine weit bessere Wahl als ein Rad mit Designpreis. Das Brenta Classico Performance bietet alles, was für die Fahrt zum Markt genau richtig ist. Die Sitzposition ist vor allem gemütlich. Auf dem Brenta Classico sitzen Sie absolut aufrecht. Das Gewicht ruht auf Po und Sattel. Der Kopf bleibt hocherhoben, sei haben die Straße im Blick, ohne sich den Nacken zu verrenken.
Die Hände umfassen locker den leicht nach hinten gezogenen Lenker. Möglich wird das, weil der Vorbau den Lenker weit nach oben hebt. Das wird in der Serie häufig nicht angeboten, weil ein hoher Lenker kein allzu sportliches Fahren möglich macht. Aber sehr häufig wird der Vorbau gekaufter Räder nachträglich so umgebaut – die Kunden lieben die hohe Position. Beim Brenta ist das Ganze verstellbar.
Brenta Classico Performance – bequem und doch noch sportlich

Volle Kontrolle
Mit der aufrechten Haltung lässt sich das Rad gut beherrschen und auch längere Strecken lassen sich aussitzen. Der bequeme Sattel wird in der Stütze mit einem Kunststoffdämpfer gefedert. Das System ersetzt keine gefederte Hinterschwinge, bewahrt Rücken und Bandscheiben aber vor harten Stößen, die in der sitzenden Position sonst stark durchschlagen würden. Die bereiten Schwalbe-Reifen dämpfen das Rad weiter ab. Die bekannten Scheibenbremsen von Shimano sind mehr als ausreichend.
Das Brenta Classico Performance hat einen tiefen Einstieg. Er ermöglicht ein bequemes Auf- und Absteigen. Das ist nicht nur gemütlich, sondern auch ein Sicherheitsplus. Vor allem kommt man locker in den Sattel, wenn auf dem Gepäckträger hinten ein Korb montiert ist.
Sehr steifer Rahmen
Leider führt ein tiefer Einstieg häufig zu bedenklichen Fahreigenschaften. Bei Belastung fühlt sich der Rahmen weich an. Bei hohen Geschwindigkeiten und hoher Zuladung beginnen die Räder zu schwimmen und schaukeln. Das passiert beim Brenta nicht, es ist steif wie ein Rad mit Diamantrahmen. Und rollt auch bei Geschwindigkeiten von 40 km/h präzise bergab, ohne dass der Lenker flattert oder der Rahmen sich aufschaukelt. Wenn man mag, kann man mit dem Brenta sogar beherzt in die Kurve gehen. Doch das Rad lädt wegen der aufrechten Position nicht zu Rasereien ein, die meisten Radler werden abbremsen und eben nicht mit 40 plus den Hügel herunterkommen, auch wenn es möglich ist.
Innen oder außen?
Heute ist es schon auffällig, wenn ein neues Rad wie das Trenoli einen sichtbaren Akku hat, der auf dem Rahmen montiert wird. Viel finden integrierte Akkus schicker, auch wenn der Einbau dazu führt, dass die Rahmenrohre die Dimension von Stahlträgern annehmen. Das Trenoli denkt vor allem praktisch, der am Sattelrohr montierte Akku lässt sich von jedem einfach abnehmen. Hat man den großen Bosch-Akku in einem integrierten Rahmen, kann der Wechsel zur Geduldsprobe werden.
Man muss sich jedes Mal auf den Boden knien, auch wenn der feucht ist und dann versuchen, irgendwie den Arretierungsclip einzudrücken. Für Senioren eigentlich nicht zumutbar, sie sind mit einem 500 Wh Außen-Akku wie beim Brenta Classico weit besser bedient. Wenn die Batterie am Rad geladen wird, ist die Buchse gut sicht- und erreichbar im Einstieg angebracht. Die Kapazität reicht für 60 Kilometer bei hohem Tempo und starker Unterstützung, bei geringerer Unterstützung und einer Marschgeschwindigkeit von 20 km/h sollten auch 100 Kilometer Reichweite drin sein.
Volle Power auch mit Nabenschaltung
Eine Besonderheit des Rades ist die Kombination von Antrieb und Schaltung. Hier wurde der zweitstärkste Motor von Bosch verbaut: Die Performance-Line und sie wurde mit einer relativ neuen Nabenschaltung kombiniert, die speziell für E-Bikes entwickelt wurde. Bislang musste nämlich das Drehmoment des Motors reduziert werden, wenn man eine bequeme Nabenschaltung haben wollte. Die neue Nexus von Shimano steckt die 65 Newtonmeter des Motors locker weg. Nun kann man also auch im hügeligen Gelände auf eine Kettenschaltung verzichten. Die fünf Gänge der Nexus werden mit einem Drehgriff eingelegt. Das funktioniert präzise, fühlt sich allerdings nicht gerade sportlich an. Dafür ist die Nexus auch kein Sensibelchen, bei dem Schmutz und Dreck zu Schaltfehlern führen.
Der Motor hat reichlich Power, das Rad ist aber auf Strecke und nicht auf Gebirge abgestimmt. So wie letztlich alle Räder, die keine Mountainbikes sind. Das heißt, die Kraft ist zwar da, sie steht aber erst ab etwa 12 km/h voll zur Verfügung. Wer mehr als 10 Prozent Steigung mit dem Brenta bewältigen will, sollte das hintere Ritzel an der Schaltung austauschen lassen. Für den Trail ist das Rad wegen der Geometrie ungeeignet, aber auch viele Nebenstraßen im Gebirge haben solche Steigungen.
Fazit
Beim Brenta Classico Performance rangieren Bequemlichkeit und Handhabung über einem modernen Look. Dafür ist es ein klug zusammengestellter Begleiter für den Alltag. In Kurven und auch auf Feldwegen fährt es sich weit besser als man wegen des tiefen Einstiegs vermutet. Der Motor gibt einen schönen Schub und harmoniert gut mit der unverwüstlichen Schaltung. Gedacht ist das Rad als City-Bike, doch fraglos ist es auch für Ausflügen und Touren geeignet.
Die Preisempfehlung beträgt etwa 2800 Euro. Das ist nicht die absolute Billigklasse, liegt heute aber in der unteren Hälfte der Preisspanne für E-Räder. Dafür gibt es Shimano-Scheibenbremsen und einen gefederten Sattel. Auch die sonstige Ausstattung mit Schloss, Gepäckträger, Licht und Stütze kann sich sehen lassen. Die Kombination der Nabenschaltung mit dem starken und relativ teuren Motor macht das Trenoli Rad sogar recht günstig. Auch bei einem gemütlichen Alltagsrad würden wir immer den wertigeren Perfomance-Line-Motor einem Modell der schwächeren Activ-Line vorziehen, auch wenn so ein Modell bei Trenoli etwa 150 Euro billiger ist.
Lesen Sie auch:
VanMoof S3 - Designklassiker mit unsichtbarem E-Antrieb
Das sind die besten E-Bikes bei der Stiftung Warentest
E-Bike Test: Hier geht es zum E-Bike Vergleich